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Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa

Titel: Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Überlandstraße in den Graben rutschte und in einer Schneewehe stecken blieb? Erst zwei Stunden nach Beginn des Wettbewerbs kamen wir in der Musikhochschule an, und meine Chance war natürlich dahin. Der letzte Kandidat saß bereits am Flügel, dieser Junge mit den roten Haaren, der dann auch den ersten Preis gewonnen hat. Ich weiß noch, wie ich die ganze Zeit geheult habe und es auch Ihnen nicht gelang, mich zu trösten und mir klarzumachen, dass die Welt davon nicht unterging. Und im nächsten Jahr war ich ja die Gewinnerin, mit dem Chopin-Nocturne Opus 27 Nr. 2.
    Mit großer Freude habe ich in Ihrem letzten Brief gelesen, dass Sie wieder eine neue Schülerin aufgenommen haben. Für ihren ersten öffentlichen Auftritt im Rahmen dieses Talentwettbewerbs für Siebenjährige drücke ich der kleinen Maria und natürlich auch Ihnen beide Daumen!
    Jetzt komme ich zum Schluss. In der Hoffnung, in diesem Jahr für einige Wochen in die Heimat reisen zu können, und in der Hoffnung, Sie dann bei guter Gesundheit und in alter Freundschaft begrüßen zu dürfen, verbleibe ich mit all meinem Respekt und in tiefer Verehrung
    Ihre ehemalige Meisterschülerin E. D.

7. KAPITEL
    Ein graues Licht flirrte über der Stadt. Vereinzelt fielen noch Schneeflocken. Auf den Straßen war der Schnee inzwischen geschmolzen, nur auf den Brüstungen der Brücken und den Dächern der Häuser lag er wie eine feine Watteschicht.
    Claudine saß am Steuer des Dienstwagens. In zügigem Tempo fuhr sie über die Seinequais. Noch hatte der Berufsverkehr nicht eingesetzt, sodass sie zehn Minuten später über die Pont de Bercy den Fluss überquerte und den Wagen kurz darauf vor dem Haus Nummer zwölf in der Rue Jean Anouilh zum Stehen brachte. Das Domizil der Psychologin Christine Payan war nur wenige Schritte von der Bibliothèque Nationale François Mitterand entfernt.
    LaBréa drückte den Türsummer, und die schwere Holztür öffnete sich. Durch einen gefliesten Hausflur gelangte man in ein Treppenhaus. Weder gab es ein Tableau mit Namensschildern, noch verfügte das fünfgeschossige Gebäude über einen Fahrstuhl. Schweigend stiegen die beiden Beamten der Brigade Criminelle die Steintreppe hoch.
    Die Wohnung lag im dritten Stock. Es gab ein Messingschild: Psychotherapeutische Praxis C. Payan.
Rechts daneben zwei Klingelknöpfe, einer für »Praxis«, der andere für »Payan privat«. LaBréa drückte auf Letzteren, und ein entfernter Klingelton war zu hören. Nach einer Weile ertönten schnelle Schritte, und eine junge Frau öffnete die Tür. LaBréa erkannte sie sofort, und er traute seinen Augen nicht. Es war die Studentin Marielou Delors, das Opfer des Vergewaltigers, der sich am Morgen in seiner Zelle in der Santé erhängt hatte.
    Die junge Frau war ebenso überrascht wie LaBréa. Ehe sie etwas sagen konnte, kam LaBréa ihr zuvor: »Mademoiselle Delors, was machen Sie denn hier?«
    Die Studentin strich sich die blonden strähnigen Haare aus der Stirn. Sie versuchte ein zaghaftes Lächeln, doch es misslang.
    »Ich wohne vorübergehend bei Madame Payan«, erklärte sie. »In meiner Wohnung kann ich mich im Moment nicht aufhalten, da habe ich Angst, nach allem, was passiert ist. Außerdem bin ich seit dem Überfall bei Madame Payan in psychologischer Betreuung.«
    »Aha«, erwiderte LaBréa und warf Claudine einen vielsagenden Blick zu. Beide dachten dasselbe. Wie in den anderen vier Vergewaltigungsfällen hatte Christine Payan auch diesmal die Betreuung des Vergewaltigungsopfers übernommen.
    »Ist Madame Payan denn zu Hause«?, wollte Claudine wissen. »Wir müssen nämlich dringend mit ihr sprechen.«

    Die Studentin zögerte.
    »Ja, sie ist hier. Aber im Moment hat sie noch eine Patientin.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Aber in etwa zehn Minuten müsste sie fertig sein.«
    »Dann warten wir so lange«, sagte LaBréa entschlossen und betrat den breiten Korridor. Rechts und links führten Türen zu den einzelnen Zimmern.
    »Wie Sie wollen«, meinte Marielou Delors und schloss die Haustür hinter Claudine. »Am besten kommen Sie mit in die Küche. Ein Wartezimmer oder so gibt es hier nicht.«
    In der Küche saß ein etwa siebzehnjähriger Junge mit blonden Rastalocken an dem großen Esstisch, blätterte in einer Computerzeitschrift und verspeiste ein Riesensandwich. Als die beiden Beamten den Raum betraten, hob er kurz den Kopf und murmelte etwas, das man als »Bonjour« interpretieren konnte. LaBréa und Claudine grüßten und

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