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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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sah wie immer umwerfend aus in einem schwarzen T-Shirt, auf dem zwei Drachen in Lila und Gold Feuer spien.
    „Sagst ausgerechnet du“, konterte ich bloß.
    Ich hörte Glöckchen ungeduldig winseln.
    „Ist sie immer noch in der Küche?“, fragte ich.
    „Ja. Komm rein. Es geht ihr schon viel besser.“
    Glöckchen kam eifrig schwanzwedelnd auf mich zugehumpelt.
    Ich wurde gleich wieder ernst, weil es mir so leidtat, dass sie Schmerzen hatte. Ich streichelte sie und kraulte sie hinter den Ohren und auf dem Rücken. Das gefiel ihr so sehr, dass sie die Ohren aufstellte.
    „Hat die Polizei bei dir angerufen?“, fragte ich.
    „Nein. Warum denn?“
    „Sie …“
    Er unterbrach mich.
    „Ich wollte gerade was essen. Willst du auch was?“
    „Hab gerade erst Mittag gegessen …“
    Auf dem Küchentisch standen eine Kanne Saft und ein ganzer Topfkuchen. Daneben lag ein Messer. Linus begann dicke Stücke von dem Kuchen abzusäbeln.
    „… aber ein kleines Stück passt schon noch rein“, fuhr ich fort. „Hast du den etwa selbst gebacken?“
    „Das ist nur so ein Fertig-Mix, den ich zusammengerührt hab.“
    „Zusammengerührt?“
    „Und dann musste er natürlich noch zum Backen in den Ofen, hehe.“
    Ich nickte langsam.
    „Aha!“
    „Hast du das nicht gewusst?“
    „Gewusst und gewusst. Aber in Schokopampe und heißen Käsebroten, da bin ich Weltmeister.“
    „Würd ich auch gern mal probieren!“
    Von mir aus jeden Tag, dachte ich.
    „Falls du dich traust“, sagte ich.
    „Und zu deiner Verteidigung muss ich sagen, dass es tatsächlich Kuchen-Mix für Kuchen gibt, die man nicht in den Backofen tun muss.“
    „Na, genau das hab ich doch gemeint.“
    Er grinste.
    „Warum hätte die Polizei mich anrufen sollen?“, fragte er dann, während ich mir ein dickes Stück Kuchen auf den Teller legte.
    „Weil ich von Glöckchen erzählt hab.“
    „Hast du die Polizei angerufen? Aber meine Mutter hat die Sache doch schon angezeigt.“
    „Sie waren bei uns im Haus!“
    Ich seufzte verlegen, bevor ich weitersprach:
    „Hab in der Schule aus Versehen ein paar Mädels von dem Streit zwischen Mikaelas Mutter und Samuel Wester erzählt, und darüber wollte die Polizei mehr erfahren. Dabei kam das Gespräch auf Glöckchen und ich hab ihnen dann die Stelle gezeigt, wo ich sie damals fand.“
    „Glaubt die Polizei, dass derjenige, der Glöckchen überfahren hat, auch Mikaela auf dem Gewissen hat?“
    „Sie untersuchen alle Spuren“, wiederholte ich die Worte von Klas Karlsson. „Ich hab ihnen auch von diesen gestohlenen Limousinen erzählt, und da hat der eine Polizist gesagt, wir sollten unbedingt von Stormalm wegbleiben.“
    „Der Meinung bin ich auch.“
    „Obwohl … hätte ich das mit dem Auto im Wald nicht auch erwähnen sollen? Und diese Sache, die in den See geworfen wurde?“
    „Wir haben doch überhaupt nichts gefunden.“
    „Nein, aber was ist mit dieser roten Reisetasche bei Hedvig?“
    „Was soll mit der sein?“
    „Ist doch irgendwie komisch, dass eine rote Reisetasche in Hedvigs Garten rumsteht, wenn gleichzeitig Mikaelas rote Reisetasche verschwunden ist.“
    „Ja, schon.“
    „Außerdem war sie beim ersten Mal nicht da. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern.“
    Er überlegte kurz.
    „Ich auch nicht. Dann ruf doch jetzt die Bullen an.“
    „Geht nicht. Dann müsste ich ja auch erzählen, was wir dort gemacht haben, und dabei würde rauskommen, dass wir Hedvigs Fahrrad geklaut haben.“
    „Hedvigs? Das war doch dein Rad?“
    Ich seufzte und schüttelte stumm den Kopf.
    „Scheiße!“, stöhnte er.
    Wir schwiegen eine Weile.
    „Aber du kannst doch anrufen“, schlug ich dann vor.
    „Ich? Ich war doch mit dabei. Ich bin genauso schuldig.“
    „ Ich kann anrufen.“
    Ich zuckte zusammen. Linus’ Vater stand in der Türöffnung.
    Ältere Herren im Alter von meinem Papa finde ich meistens nicht besonders prickelnd. Aber wenn jemand richtig klasse aussieht, also nicht so wie Ulf Bergman, unser Lehrer, der so furztrocken, grau und fad ist, dass er mit dem Inventar zu verschmelzen scheint, dann schau ich schon mal hin.
    Auf Linus’ Vater kann man ruhig einen Blick riskieren. Ein blendend weißes Lächeln und braun gebrannt – er ist ja oft im Ausland unterwegs. Wenn er einen anschaut, hat man das Gefühl, jemand Besonderes zu sein.
    „Warum bist du denn hier?“, fragte Linus erstaunt.
    „Ich wohne hier. Aber an und für sich bin ich zum Büro unterwegs. Na, Svea, was macht das

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