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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lieferdienst beauftragt und diese Sendung sei für Herrn Petersen, er las den Namen unbeholfen vom Umschlag ab.
    »Können Sie mir trotzdem geben. Ich überreiche sie ihm.«
    Haie atmete innerlich auf. Das klappte ja wie am Schnürchen. Er bedankte sich und verließ das Zeitungsgebäude.
    »Und?«, erkundigte sich Thamsen, der in der Zwischenzeit ungeduldig hinter einer Häuserecke gewartet hatte.
    »Alles paletti.«
    »Gut, dann gilt es jetzt nur noch zu warten.«

     
    Wie verabredet machten sich die drei im Anschluss an die gelungene Übergabe auf den Weg zur Fähre. Die Stimmung war nicht mehr ganz so angespannt. Die erste Hürde war genommen, der Köder quasi ausgelegt. Nun würde sich herausstellen, ob Marcel Petersen anbiss.
    Sie verließen Husum und fuhren Richtung Nordstrand. Haie saß auf der Rückbank und berichtete ausführlich von der Zustellung der angeblichen Blumenlieferung.
    »Hoffentlich kommt er.«
    »Ansonsten machen wir uns ein nettes Wochenende auf Pellworm«, schlug Tom vor. Er war nie zuvor auf der nordfriesischen Insel gewesen.
    »Da hast du bisher aber was verpasst«, bemerkte Haie, dessen letzter Aufenthalt zwar einige Zeit her war, der aber Pellworm seit seiner Schulzeit schätzte. »Diese Geschichten um den Seeräuber Cord Wittrich fand ich schon als Kind faszinierend.«
    »Es gibt noch andere spannende Sagen der Insel«, ergänzte Marlene. »Insbesondere über den Namen und natürlich auch über den Kirchturm, der weit übers Meer hinaus zu sehen ist und daher vermutlich die Fantasie mancher Seeleute angeregt hat.«
    »Ehrlich?«, gab sich Haie bezüglich der alten Erzählungen wie immer wissbegierig. Marlene nickte eifrig und war nun ganz in ihrem Element. »In der nordfriesischen Chronik von Heimreich steht zum Beispiel, dass der Kirchturm von Frau Pelle und ihrer Tochter Worm gebaut worden ist.«
    Es gäbe aber auch eine Sage, der zufolge in grauer Vorzeit zwei Riesen, Pile und Worm, im Norden lebten und einander liebten. Zum Zeichen ihrer Liebe bauten sie gemeinsam einen Turm, über den sie sich die Hände zum Ehebunde reichten. Sie lebten lange und glücklich zusammen, bis Pile starb. Da wanderte Worm zu dem Turm und zerstörte ihn. Nur ein kleines Stück blieb noch stehen. Trostlos irrte Worm mehrere Jahre durch die Welt und kehrte schließlich zum Denkmal seiner Liebe zurück, wo er sich im Angesicht der Ruine ins Meer stürzte.
    Das ist aber eine traurige Geschichte«, bemerkte Tom, nachdem Marlene ihre Erzählung beendet hatte. »Hoffentlich kommt Marcel Petersen nicht auf solche Gedanken, wenn er herausfindet, dass Claudia Lemke gar nicht zu ihm zurückkehren will.«

     
    Thamsen wartete in sicherer Entfernung und beobachtete den Eingang der Redaktion. Er hoffte, ihr Plan würde aufgehen, war sich aber nicht sicher, ob Marcel Petersen wirklich in die Falle tappen würde. Unter Garantie reagierte er zunächst einmal misstrauisch. Vielleicht rief er Claudia Lemke an. Allein für diesen Fall hatte er sie einweihen und ihr zwangsläufig von dem Verdacht gegen den Exfreund berichten müssen.
    »Marcel soll Arne …?«, hatte sie überrascht gefragt, dann aber eingeräumt, diese Vermutung nicht für ganz aus der Luft gegriffen zu halten. »Wissen Sie, er hat mich nach der Trennung regelrecht verfolgt und sogar bedroht.«
    »Warum haben Sie davon nicht schon früher erzählt?«
    Claudia Lemke hatte selbst keine Erklärung für ihr Verhalten. Nun war sie jedoch selbstverständlich bereit, mitzuhelfen, und herauszufinden, inwieweit der Exfreund in den Fall verwickelt war. Sie erklärte sich bereit, auf die Insel zu kommen, wenn Marcel Petersen der Aufforderung folgen und nach Pellworm reisen würde.
    »Nur falls wir Ihre Hilfe brauchen«, hatte Thamsen erklärt und ihrer Stimme gelauscht, als sie versprach, nicht vom Telefon zu weichen. Wenn es doch nur kein dienstlicher Anruf wäre, den sie von mir erwartet, dachte er und spürte, wie ein Schauer über seinen Rücken zog, als sie sich mit den Worten »Bis bald« verabschiedete.
    Seine Geduld wurde nicht übermäßig strapaziert. Kaum eine halbe Stunde später verließ Marcel Petersen eilig die Redaktion. Die Rose hatte er nicht dabei, aber in seiner Hand hielt er ohne Zweifel den Zettel, den Marlene Schumann geschrieben hatte.
    Entweder er hat angebissen oder aber er ergreift die Flucht, urteilte Thamsen, und heftete sich an seine Fersen.
    Marcel Petersen lief zunächst Richtung Norderstraße. Er hielt kurz bei der Sparkasse an und

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