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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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seiner Augen, sein anklagendes Schweigen. Obwohl sie die Affäre mit Sönke nicht bereute, flüchtete sie vor dieser bedrückenden Atmosphäre. Sie würde sich noch früh genug mit der Situation auseinandersetzen müssen. Länger mit ihm zusammenleben konnte und wollte sie nicht. Und das Haus gehörte Jens. Sie würde sich eine neue Wohnung suchen. Ob auf der Insel oder woanders, wusste sie nicht.
    Sie schloss die Zimmertür auf und ging voraus in den schlichten Raum, der lediglich mit einem Doppelbett, einem Tisch und zwei Stühlen möbliert war. Normalerweise hatten sie sich immer sofort ihrer Kleidung entledigt, heute gingen sie langsam zum Tisch hinüber und setzten sich. Michaela traute sich nicht einmal, Sönkes Hand zu ergreifen, obwohl sie sich nach seiner Nähe sehnte. Aber die Stimmung war angespannt und sie fühlte sich unsicher, sodass sie nicht recht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Schweigend betrachtete sie den Mann, der ihr mit hängenden Schultern gegenüber saß und ihr war klar, den ersten Schritt musste sie machen. Von sich aus würde er nicht auf die Angelegenheit zu sprechen kommen.
    »Schön, dich zu sehen«, flüsterte sie leise, während sie gedanklich fieberhaft nach den richtigen Worten suchte. Angst schnürte ihre Kehle zu. Angst vor Antworten, die sie vielleicht gar nicht hören wollte. »Du hast der Polizei also gesagt, dass du bei mir warst?« Er nickte.
    Ihr war bisher kaum etwas über den Mordfall bekannt und das Wenige, was sie wusste, beschränkte sich auf Meldungen aus der Zeitung und darauf, was man sich auf der Insel erzählte. Erfahrungsgemäß basierte Letzteres jedoch meist auf wilden Spekulationen und Gerüchten und entsprach, wenn überhaupt, nur in Ansätzen der Wahrheit. »Wieso hat dich die Polizei überhaupt verhört?«
    »Ach«, stöhnte Sönke und erzählte, seine Frau habe seinen Kalender gefunden, in dem ein Termin mit Arne Lorenzen notiert gewesen sei. »Ich habe ihn aber nicht getroffen. Er ist nicht gekommen«, erklärte er, noch ehe Michaela danach fragen konnte.
    »Warum warst du überhaupt mit ihm verabredet?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, druckste er herum. Es war ihm unangenehm, sie an seinen Problemen teilhaben zu lassen. Er siedelte ihre Beziehung auf einer rein sexuellen Ebene an. Über private oder vertrauliche Dinge hatten sie nie gesprochen. Zumindest er nicht. Michaela hatte manchmal in den entspannten Momenten nach dem Sex über ihre Ehe geredet, darüber, wie sehr ihr Mann sie langweilen würde. Meist hatte er gar nicht genau zugehört, weil er an ihr als Person eigentlich nicht interessiert war. Sönke Matthiesen konnte Sex und Liebe trennen.
    »Tut mir leid wegen Jens«, entgegnete er, anstatt ihre Frage zu beantworten.
    Sie winkte jedoch ab. »Er hätte es sowieso irgendwann erfahren und egal, wie es mit uns weitergeht, ich kehre nicht zu ihm zurück.«
    Weitergeht, dachte Sönke. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht. Er wollte zunächst nur die nächsten Tage überstehen und möglichst glimpflich aus der ganzen Angelegenheit rauskommen. Ob er dann bei seiner Frau bleiben würde, was genau mit der Firma geschehen und wie sein Leben sich im Allgemeinen gestalten sollte, davon hatte er jetzt keinen blassen Schimmer.
    Da er schwieg und nicht auf ihre Fragen reagierte, ging Michaela in die Offensive. Sie wollte endlich wissen, ob der Mann, mit dem sie das Bett geteilt hatte, ein Mörder war. »Sönke, sei ehrlich zu mir. Hast du etwas mit dem Mord zu tun?«

     
    *
    Tom, Haie und Marlene waren nach der Besprechung mit Thamsen nach Hause gefahren, um ein paar Sachen für die Reise nach Pellworm zu packen.
    »Wir holen dich dann in einer halben Stunde ab.«
    Haie nickte und sprang aus dem Wagen.
    »Er ist heute so merkwürdig still«, bemerkte Marlene. »Ob es etwas mit Ursel zu tun hat?«
    Tom hob die Schultern, wenngleich die Vermutung nahe lag. »Keine Ahnung. Aber er wird es uns schon erzählen, wenn er will.«
    »Ja«, bestätigte Marlene, aber die Sorge um den Freund blieb.
    Zu Hause verstauten sie ein paar Kleider und ihre Kulturbeutel in einer Reisetasche.
    »Wie lange bleiben wir denn?«, überlegte Marlene laut, während sie in der obersten Schublade der Kommode in ihrer Unterwäsche wühlte.
    »Ist doch egal. Nimm vorsichtshalber ein wenig mehr mit«, riet Tom. »Die Tasche ist ja groß genug.«
    Er war aufgrund der anstehenden Aktion ein wenig nervös. So wie Marlene den Reporter beschrieben hatte, schätzte er

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