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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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freundliche Dame am anderen Ende der Leitung mit. Toll, beurteilte er den Service, da brauchte er die Nummer gar nicht mitzuschreiben. Er hörte die Ansage »Wir werden Sie nun mit dem Anschluss 04841/56241 verbinden«, dann knackte es ein paar Mal im Hörer. Das nächste, was er vernahm, war ein Piepsen und die blecherne Mitteilung »kein Anschluss unter dieser Nummer.«
    Na ja, dachte er, ruf ich halt selbst an, aber dann fiel ihm ein, dass er die Nummer gar nicht hatte. Notgedrungen telefonierte er ein weiteres Mal die Auskunft an und erkundigte sich nach dem Anschluss von Marcel Petersen. Eine andere Dame als bei seinem ersten Anruf fragte, ob sie ihn gleich verbinden sollte.
    »Nein, ich rufe selbst an«, antwortete er schnell und notierte die Zahlenfolge auf seiner Handinnenfläche. Während er gespannt dem Freiton lauschte, nahm er das Obergeschoss des gegenüberliegenden Hauses ins Visier.
    »Ja?«
    Thamsen erschrak, als sich aus der verlassen wirkenden Wohnung jemand meldete.
    »Hallo«, vernahm er eine leicht genervte Stimme aus dem Hörer. Marcel Petersen war daheim.
    Thamsen hatte sich also nicht geirrt und der Verdächtige war nach Hause geeilt, wahrscheinlich, um ein paar Sachen zusammenzusuchen. Nur: Wann würde er aufbrechen? Blieb genügend Zeit, den Wagen zu holen? Der Kommissar ärgerte sich darüber, allein nach Husum gekommen zu sein. Konnte er seinen Beobachtungsposten verlassen, oder würde der Exfreund von Claudia Lemke sich währenddessen ungesehen aus dem Staub machen? Andererseits brauchte er ein Auto, wenn er die Observation fortführen wollte. Er würde Marcel Petersen nicht zu Fuß zur Fähre verfolgen können.
    Er entschied zunächst, zum Krankenhaus zurückzulaufen und seinen Pkw zu holen. Sicherlich würde der Zeitungsschreiber noch eine Weile brauchen, um seine Sachen zu richten, wenn er überhaupt heute schon auf die Insel fuhr. Die Gefahr, die Spur des Verdächtigen ohne fahrbaren Untersatz zu verlieren, stufte er als weitaus höher ein.
    Eilig machte er sich auf den Weg und stand bald wieder auf dem Marktplatz. War ja doch gar nicht so weit, dachte er, als er den Brunnen mit der Tine, dem Wahrzeichen der Stadt, passierte. Durch seine Orientierungsschwierigkeiten war die Strecke, die er bei der Suche nach der Adresse zurückgelegt hatte, wesentlich länger gewesen.
    Er lief durch den Schlossgang und erreichte nur wenige Minuten später den Parkplatz in der Nähe der Husumer Klinik. Mittlerweile wurde es dunkel. Unter Garantie würde Marcel Petersen heute nicht mehr nach Pellworm fahren. Die letzte Fähre legte, soweit Thamsen wusste, bereits in einer halben Stunde ab und die würde er kaum erreichen können. Er überlegte, ob er sich ein Zimmer in einem nahe gelegenen Hotel nehmen sollte, beschloss dann aber, lieber die Nacht im Wagen vor dem Haus des Verdächtigen zu verbringen. Auf keinen Fall wollte er riskieren, ihn nochmals aus den Augen zu verlieren.
    Als er in die kleine Straße, in der der Reporter wohnte, einbog, atmete er erleichtert auf. Marcel Petersen war noch zu Hause. In dem Haus mit der Nummer 14 brannte im oberen Stockwerk Licht. Er parkte einige Meter entfernt am Straßenrand, von wo aus er eine gute Sicht auf die Eingangstür hatte. Thamsen schaltete den Motor aus, löste den Sicherheitsgurt und stellte seine Sitzlehne etwas zurück. Lange her, erinnerte er sich an seine letzte Observation, bei der er eine Nacht im Auto verbracht hatte. Damals waren sie einer Bande Schmuggler auf die Schliche gekommen und hatten am Grenzübergang Rosenkranz auf der Lauer gelegen.
    Heute war er jedoch auf solch eine Aktion nicht wirklich eingerichtet, auch wenn er damit hätte rechnen können. Immerhin stand in der von Marlene Schumann verfassten Nachricht, Claudia Lemke wolle sich am Samstag mit ihm treffen.
    Thamsen lehnte sich zurück und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen. Das war gar nicht so einfach. Obwohl er einen Kombi fuhr, konnte man die Beinfreiheit in diesem Fahrzeug nicht unbedingt als üppig bezeichnen. Außerdem störte das Steuer und mit dem Kopf stieß er auch ständig an, wenn er versuchte, eine komfortable Position zu finden. Zusätzlich verspürte er langsam ein leichtes Hungergefühl und zu trinken hatte er ebenso nichts dabei, außer die halb leere Trinkflasche von Anne, die sie gestern, als er sie von der Schule abgeholt hatte, auf der Rückbank vergessen haben musste. Die Apfelschorle darin schmeckte schal.
    Wir sind heutzutage einfach nur

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