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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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angespülte Leiche berichtet wurde. So etwas gab es schließlich nicht alle Tage. Verständlich, wenn die Reporter, deren Meldungen sich ansonsten eher auf Projekte ortsansässiger Vereine, Ausstellungen oder bestenfalls Landtagswahlen beschränkten, sich auf eine derartig grausame Neuigkeit stürzten.
    Aber entsprechend der polizeilichen Ermittlungen blieb auch der Artikel in seinen Auskünften eher vage. Bisher war nicht geklärt, ob Arne Lorenzen Opfer eines Tötungsdeliktes geworden war oder ob er nicht doch den Freitod gewählt hatte.
    Anders als Thamsen, der Spekulationen über die Hintergründe und den Vorfall als solchen für reine Zeitverschwendung hielt, solange keine genauen Ergebnisse der Gerichtsmedizin vorlagen, hatte der Verfasser seinen Bericht mit einer gehörigen Portion Vermutungen und Annahmen über die Ursache des Leichenfundes gespickt.
    »Moin.« Björn Funke setzte sich zu ihm an den Tisch. Thamsen hatte ob seiner Lektüre gar nicht bemerkt, wie er die Gaststube betreten hatte und fuhr erschrocken auf.
    »Habe ich auch schon gelesen.« Der junge Beamte deutete mit einem Kopfnicken auf die Lokalzeitung. »Da müssen wir unbedingt was tun, ansonsten denken die Leute noch, wir wären nicht fähig, mit der Sache klarzukommen.«
    Wenn Thamsen sich recht erinnerte, war ›die Sache‹, wie Funke den toten Arne Lorenzen bezeichnete, der Grund seines Aufenthalts auf der Insel und zwar, weil die örtliche Polizei mit dem Fall total überfordert war, wie es der Kollege von der Kripo ausgedrückt hatte. Das ›wir‹ bezog er daher in Bezug auf die nächsten Schritte hauptsächlich auf sich selbst. Trotzdem wollte er den Kollegen so gut es ging in den Fall mit einbinden. Er legte die Zeitung zur Seite und schob einen Teller mit Resten von kaltem Rührei von sich.
    »Und was schlägst du vor?«
    Funke legte einen großen Umschlag auf den Tisch. »Hier, das sind die Fotos. Vielleicht können wir ein paar Leute befragen, ob sie den Toten kennen.«
    Thamsen nickte anerkennend und griff nach dem Kuvert. Er hatte nicht so schnell mit den Bildern gerechnet. Langsam zog er die Abzüge aus der Hülle.
    Der Leichnam sah nicht so grauenhaft aus, wie er vermutet hatte. Der Tote hatte seiner Einschätzung nach nicht allzu lange im Wasser gelegen. Zwar war an den Fingerbeeren augenscheinlich schon Waschhaut zu erkennen, am Handrücken war diese allerdings nicht ausgeprägt. Thamsens Schätzungen zufolge konnte die Leiche nicht länger als drei oder vier Tage im Wasser gelegen haben. So genau konnte er das natürlich nicht bestimmen, denn bei der Verwesung spielte auch immer die Wassertemperatur eine Rolle. Dennoch waren ihm diese Bilder nicht neu. Er hatte vor einigen Jahren einmal in einem Mordfall ermittelt, in welchem sich der Mörder seines Opfers in einem kleinen Fluss entledigt hatte. Er versuchte sich die damaligen Bilder ins Gedächtnis zu rufen. Den Todeszeitpunkt hatte der Gerichtsmediziner in jenem Fall auf drei bis fünf Tage geschätzt und auch bei Heike Andresen, so lautete der Name der ermordeten jungen Frau, war die Waschhaut nicht vollständig ausgeprägt gewesen. Doktor Becker hatte ihm damals den Verwesungsprozess von Wasserleichen erklärt. Die sogenannte Waschhaut bildete sich meist nach wenigen Stunden, zuerst an den Fingerbeeren, anschließend an der Hohlhand und nach circa fünf bis sechs Tagen breitete sie sich auch auf dem Handrücken aus. Ob sich bei Arne Lorenzen diese Verwesungszeichen bereits in den Innenflächen der Hände gebildet hatten, konnte er den Bildern nicht entnehmen. Die Qualität der Aufnahmen war nicht gerade professionell. Dafür waren jedoch andere Details zu erkennen.
    »Was ist das hier für eine Verletzung?« Er wies auf eine kleine Platzwunde auf der Stirn des Opfers. Sein Gegenüber griff nach dem Foto und betrachtete es kurz.
    »Keine Ahnung.« Funke legte die Aufnahme schnell wieder zurück zu den anderen.
    Thamsen fragte sich, ob der Kollege die Leiche überhaupt genauer angeschaut hatte. Er musste sich zwar selbst immer wieder dazu überwinden – ein Toter war in den meisten Fällen kein besonders schöner Anblick und in Mordfällen oft grauenhaft entstellt –, aber als Polizist war man verpflichtet, sich ein vollständiges Bild zu machen. Und dazu gehörte in erster Linie vor allem das Opfer.
    »Könnte von einem Schlag herrühren.« Thamsen schob den Abzug wieder dem jungen Beamten zu und zwang ihn somit, sich das Bild des Toten erneut anzusehen.
    »Hm«,

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