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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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glaubte, wertete diese Tatsache als Zufall. »Vielleicht hat sie vorher ein Foto gesehen oder kannte die Leute doch.«
    »Möglich«, räumte Marlene ein. Trotzdem schien es ihr unerklärlich, woher der Frau angeblich all diese intimen Dinge aus der Vergangenheit der Wiedergänger bekannt waren. Marlene war sich nicht sicher, ob derartiges wirklich nur der Fantasie eines Menschen entspringen konnte. Was war beispielsweise mit dem verstorbenen Landwirt aus Breklum, der dieser Frau erschienen war und erzählt hatte, es gäbe neben seinen drei Kindern noch einen unehelichen Sohn? Oder die Witwe aus Witzwort, die ihren Mann angeblich vergiftet hatte? In einigen Fällen könnte man sicherlich noch Nachforschungen anstellen und wer wusste, was dabei ans Tageslicht käme?
    »Apropos Tote«, mischte sich nun unvermittelt Ursel in das Gespräch der drei Freunde ein. Sie hatte außer zur Begrüßung so gut wie nichts gesagt, sondern still die Unterhaltung verfolgt. Als sie sich plötzlich zu Wort meldete, wandten Tom und Marlene sich ihr mit einem leicht erstaunten Gesichtsausdruck zu. Die beiden hatten sich bisher kaum mit Haies Bekanntschaft auseinandergesetzt, waren ihr bis dato auch nur wenige Male kurz begegnet.
    Haie bemühte sich hingegen schnell, seine Freundin in das Gespräch zu integrieren und griff ihren Einwurf sofort auf.
    »Was meinst du?«
    »Habt ihr denn noch nicht gehört? Den Arne Lorenzen hat man tot auf Pellworm gefunden.« Die drei blickten sie erstaunt an.
    »Den Bankberater hier aus dem Dorf?« Tom fiel sein gestriger Besuch auf der Bank ein und dass er sich gewundert hatte, weil man ihm keine Auskunft hatte geben können, wann der Banker wieder für Beratungsgespräche zur Verfügung stand.
    »Ich dachte, der sei krank«, warf nun Haie ein, dem inzwischen das Gespräch vom Vortag eingefallen war.
    »Nee, mein Lieber«, hielt Tom dagegen, »das hast du nur vermutet, nachdem ich dir erzählt habe, dass Frau Neubert mir nicht sagen konnte, wann ich einen Termin bei ihm bekomme.«
    Ursel nickte eifrig. »Ja, der Arne Lorenzen ist tot.« Ihre Nichte arbeite nebenbei als Reinigungskraft bei der Bank, berichtete sie. »Das Ausbildungsgeld reicht ja heutzutage vorne und hinten nicht«, begründete sie den Umstand, warum die Tochter ihres Bruders putzen ging. Als sie gestern Abend zur Arbeit gekommen war, seien die Angestellten noch im Büro gewesen und hätten sich über den Tod des Kollegen unterhalten.
    »Das ist ja schrecklich«, äußerte nun Marlene, die sich bisher eher zurückgehalten hatte. Immer wenn sie mit dem Tod konfrontiert wurde, musste sie an ihre Freundin Heike denken, die vor einigen Jahren Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war. Bis heute hatte Marlene den Verlust nicht überwunden. Tom drückte ihre Hand fester.
    »Und weiß man schon, was passiert ist?«, fragte Haie, dessen Neugier mal wieder kaum zu bremsen war.
    Doch Ursel zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber die Annika hat gehört, wie die Neubert und der Schmidt spekuliert haben, ob der Lorenzen vielleicht umgebracht worden ist.« Sie zupfte an den Ärmeln ihrer geblümten Bluse, die etwas zu kurz geraten waren.
    »Wieso das denn?« Wieder war es Haie, der nachhakte.
    Seine Freundin rückte näher an den Tisch heran und blickte verschwörerisch in die Runde. Ganz offensichtlich genoss sie es, mit ihrem Wissen das Interesse der anderen geweckt zu haben. Marlene empfand diese Haltung jedoch angesichts des toten Bankers als unpassend. Es erinnerte sie zu sehr an die Reaktion der Leute, als man die Leiche ihrer Freundin gefunden hatte. Damals waren die wildesten Spekulationen von einigen Dorfbewohnern aufgestellt worden. Und das zum Teil nicht gerade diskret. Als Haies Freundin nun ähnliche Züge wie die neugierigen und wenig zurückhaltenden Einwohner an den Tag legte, stellte sie Haies Wahl erstmals infrage.
    Aber der Freund, der eigentlich ein absoluter Gegner von Klatsch und Tratsch war und diesbezüglich mit seiner Meinung ansonsten nicht hinterm Berg hielt, hing nun förmlich an Ursels Lippen und wartete ungeduldig auf eine Antwort.
    Die vergewisserte sich jedoch zunächst, ob nicht einer der anderen Gäste ihr Gespräch belauschte, bevor sie sich räusperte und mit gedämpfter Stimme sagte: »Der Lorenzen hatte wohl jede Menge Dreck am Stecken.«

     
    *

     
    Thamsen saß gerade noch einmal über den Fotos, als sich plötzlich das Faxgerät meldete.
    Nach dem Frühstück waren sie wie besprochen zu Jens

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