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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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abgeheftet. Auf dem oberen Rand der Papiere waren jeweils ein Name und ein Betrag notiert.
    »Das sind aber keine Unterlagen der Bank, oder?«
    »Ich würde sagen, nein.« Liedtke, der etwas kleiner als Thamsen war, stellte sich auf die Zehenspitzen und griff ihm über die Schulter. Sein Arm war jedoch zu kurz und so wedelte er mit seinem Zeigefinger über dem Papier herum. Dirk verstand nicht, worauf der Kollege hinauswollte. Ungeduldig schob er ihm den Ordner hin.
    »Das ist das Logo einer Vermittlungsagentur. Hab bei denen mal eine Versicherung abgeschlossen.«
    Dirk betrachtete das Logo auf dem Papier. Diese Firmenbezeichnung hatte er noch nie gesehen. In finanziellen Angelegenheiten war er eher konservativ. Mit 16 hatte er sein erstes Konto eröffnet, und bis heute war er bei der Bank geblieben. Wieso sollte er wechseln oder bei irgendwelchen dubiosen Agenten oder Versicherungsmaklern Verträge abschließen? Er wickelte sämtliche Geschäfte über seine Hausbank ab und fuhr gut damit.
    »Und, sind die in Ordnung?«
    Der weiße Overall raschelte, als Liedtke sich hin und her wiegte. »Is’ ne ganz schöne Drückerkolonne, wenn du mich fragst.«

     
    *

     
    Tom war nach dem Gespräch mit Haie ziemlich verunsichert. Etwas war faul an der Sache. Das sagte ihm sein Bauchgefühl. Hatte Sönke Matthiesen vielleicht wirklich etwas mit dem Tod des Bankers zu tun? Und wo war das Geld geblieben, das der Spediteur angelegt hatte? Was war mit Toms eigenen Anlagen?
    Nervös blickte er auf seine Uhr und verabschiedete sich schnell, weil er zur Bank wollte.
    Als er auf den Parkplatz vor der Filiale fuhr, sah er Kommissar Thamsen aus seinem dunklen Kombi steigen. Sein Erscheinen bedeutet wahrscheinlich nichts Gutes, dachte Tom. War Arne Lorenzen tatsächlich umgebracht worden? Er gab Gas und hielt direkt neben dem Polizisten.
    »Moin, Herr Thamsen«, rief er ihm zu, während er behände aus dem Auto sprang.
    Der Kommissar drehte sich überrascht um. »Herr Meissner«, begrüßte er ihn und lächelte.
    Sie kannten sich seit dem Mord an Marlenes Freundin. Die drei Freunde hatten sich damals mehr oder weniger in die Ermittlungen eingemischt. Anfänglich war Thamsen das ein Dorn im Auge gewesen; schließlich war solch eine Angelegenheit immer noch die Sache der Polizei, doch letztendlich hatte er zugeben müssen, den Fall ohne ihre Hilfe nicht so schnell gelöst zu haben.
    »Na, wollen Sie Geld fürs Wochenende abheben?« Thamsen konnte nicht ahnen, inwiefern der Unternehmensberater bereits wieder in den Mordfall involviert war.
    »Nee, eigentlich nicht.« Tom wusste nicht recht, wie er den Kommissar auf Arne Lorenzen ansprechen sollte. »Hab ja ’ne EC-Karte.« Er wedelte mit seinem Portemonnaie durch die Luft. Der Kommissar nickte und wandte sich um. Tom blieb keine Zeit, er musste sofort auf den toten Banker zu sprechen kommen. »Und Sie sind bestimmt wegen des Mitarbeiters hier, dessen Leiche man im Watt gefunden hat, oder?«
    Thamsen drehte sich um und stöhnte leicht. »Hätte ich mir ja fast denken können, dass Sie darüber schon Bescheid wissen.« Auch wenn er versuchte so zu tun, als ob ihm die Neugierde des Hobbyermittlers ungelegen kam, insgeheim war er froh, dass der junge Mann sich für die Angelegenheit interessierte. Nach seinen ersten Eindrücken gestaltete sich der Fall äußerst kompliziert und er selbst verfügte nicht annähernd über solch gute Kontakte innerhalb der Dorfgemeinschaft wie Haie, Marlene und Tom. Besonders Haie Ketelsen hatte zu vielen Bewohnern einen guten Draht und verstand es, diesen zu nutzen.
    »Ist denn Arne Lorenzen tatsächlich ermordet worden?« Tom wollte es nun endlich wissen.
    Thamsen, der sich durch sein Entgegenkommen ein paar weitere Informationen erhoffte, nickte bedächtig.
    »Also doch.« Er überlegte, ob er dem Kommissar von seinem Verdacht gegen Sönke Matthiesen berichten sollte. Eigentlich gab es keine handfesten Beweise, aber ein Motiv hatte der Fuhrunternehmer seiner Ansicht nach. Immerhin war die Firma komplett pleite, Sönke Matthiesens Existenzgrundlage vernichtet.
    Tom hatte, als der Unternehmer ihm von dem verlorenen Geld erzählte, die Hoffnung aufgegeben, die Firma retten zu können und Sönke Matthiesen empfohlen, Insolvenz anzumelden. Der hatte sich mit aller Macht dagegen gesträubt – die Spedition sei sein Lebenswerk, die könne er nicht einfach so aufgeben – und Tom das Versprechen abgerungen, sich noch einmal ausgiebig Gedanken zu machen. Vielleicht

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