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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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gerade diese Vorstellung nach dem Gespräch mit Thamsen besonders reizte. Sönke Matthiesen könnte etwas mit dem Verbrechen an dem Banker zu tun haben. Ausgeschlossen war das nicht.
    »Jedenfalls herrschte da heute eine komische Stimmung.« Er berichtete von Inken Matthiesens unfreundlichem Verhalten. »Da ist was im Busch.«
    »Hm«, Haie klang plötzlich skeptisch. Auf die Launen der Frauen konnte man sich seiner Ansicht nach nicht verlassen. Er kannte dieses Gehabe zu gut von seiner Exfrau. Wenn Elke sich über etwas geärgert hatte, ließ sie es an jedem aus, der ihr in die Quere kam. »Vielleicht war sie nur schlecht drauf. Was hat Thamsen denn in Bezug auf die anderen Anleger gesagt?«
    Eigentlich waren Thamsens Äußerungen diesbezüglich eher zurückhaltend geblieben. Dem Anschein nach hatte Arne Lorenzen nebenberuflich mehrere Kunden beraten.
    »Dann war deine Vermutung mit den Provisionen schon mal richtig.«
    »Ja, aber Namen hat er nicht genannt.« Dennoch vermutete Tom, die Geschädigten seien hauptsächlich Bankkunden. Das wäre für Arne Lorenzen am einfachsten gewesen, denn durch die Kontoverbindungen hatte er Einblick in die finanziellen Verhältnisse gehabt und sich seine Kunden gezielt auswählen können. In der allgemeinen Euphorie war es vermutlich ein Leichtes, die Anleger zum Kauf der Aktien zu überreden.
    »Ich könnte mich im Dorf ein wenig umhören, wer denn noch bei Arne Geld angelegt hat.« Haie wusste, wen man ansprechen musste, um an gewisse Informationen zu kommen.
    »Das ist eine gute Idee. Und ich versuche herauszufinden, was Sönke in den letzten Tagen getrieben hat.«
    »Verrennt euch da man nicht in etwas.«
    Tom zuckte zusammen. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, wie Marlene leise in sein Büro getreten war und die letzten Gesprächsfetzen aufgeschnappt hatte. Vor Schreck fiel ihm das Telefon aus der Hand. Der Hörer hinterließ einen roten Abdruck, der sich vom Ohr quer über seine Wange bis hin zum Mund zog.
    »Marlene«, rief er erstaunt und angelte umständlich nach dem Telefon. Ihm wurde plötzlich ganz heiß, als ihm auffiel, welch seltsames Bild er abgeben musste. Was glaubte sie wohl, mit wem er heimlich telefonierte?
    »Is’ Haie«, bemühte er sich darum schnell zu erklären und deutete mit seinem Finger auf den Hörer, den er mit einigen Mühen und mithilfe der Schnur unter dem Schreibtisch hervorgezogen hatte und der nun wie ein Pendel in seiner Hand hin und her baumelte.
    Doch Marlene nahm keine Notiz von seinen verzweifelten Versuchen, die missverständliche Situation zu begründen. Sie hatte sich bereits gestern auf dem Nachhauseweg von ihrem Spaziergang über die engstirnige Schludertasche aus Maasbüll aufgeregt. Hier im Dorf gab es wie immer nur eine Sichtweise. Arne Lorenzen hatte Schindluder mit seinen Kunden getrieben, also war er deswegen auch ermordet worden. So einfach war das. Aber nicht für Marlene. Nicht seit dem Mord an Heike. Deshalb versuchte sie, Toms Gedanken auf eine andere Fährte zu bringen. »Alle beschuldigen Arne des Betrugs. Natürlich liegt es da nahe, den Täter in seinem Kundenkreis zu suchen. Aber habt ihr schon mal darüber nachgedacht, was ist, wenn der Fall ganz anders gelagert ist?«

     
    *

     
    Thamsens Nachforschungen in der Bankfiliale brachten keine neuen Hinweise. Arne Lorenzen sei ein Einzelgänger gewesen, kein Teamplayer und aufgrund der unterschiedlichen Beratungsfelder habe man wenig miteinander zu schaffen gehabt. So jedenfalls äußerten sich die Mitarbeiter, die vor ihm an einem runden Tisch im Sozialraum saßen: der Filialleiter Herr Schmidt, Frau Neubert und der Azubi Christian Schneefeldt.
    »Aber in so einem kleinen Kreis bekommt man doch zwangsläufig etwas voneinander mit.« Thamsen durchbohrte den schmächtigen Jungen, der sich laut eigener Aussage im zweiten Lehrjahr befand und den er erfahrungsgemäß als schwächstes Glied dieser Gemeinschaft einschätzte, förmlich mit Blicken. Christian Schneefeldt senkte den Kopf. Seine braunen Locken fielen ihm dabei tief ins Gesicht.
    »Na ja«, entschuldigte der Leiter das schüchterne Verhalten seines Lehrling, »der Christian ist so gut wie nie da. Sie wissen schon, Berufsschule, interne Seminare und dann hat er auch mal Urlaub.«
    Aber die anderen Mitarbeiter hatten angeblich ebenfalls fast nichts von Arne Lorenzen mitbekommen. Ihm gehörte ein Büro im hinteren Teil des Gebäudes. Da sei man sich halt selten über den Weg gelaufen.
    »Außerdem ist der sowieso

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