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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht sonderlich erpicht darauf gewesen, mit uns zusammenzuarbeiten«, erklärte Frau Neubert, als sie dem Polizeihauptkommissar den Raum zeigte. »Immer schön die Nase hoch. Hielt sich halt für was Besseres.« Die kleine Frau im dunkelblauen Kostüm blieb an der Tür stehen, während Thamsen sich in dem Zimmer umsah.
    »Aber gab es da dann nicht auch Reibereien?« Mit Sicherheit hatte dieses Verhalten die anderen Mitarbeiter vor den Kopf gestoßen.
    »Wir sind uns so gut es ging aus dem Weg gegangen.«
    Thamsen streifte durch das Büro. Auf einem Regal stand eine Auszeichnung für hervorragende Umsatzzahlen. Die Trophäe bestand aus Plexiglas, in das ein steil nach oben gerichteter Pfeil eingeschlossen war.
    »War das denn schon immer so? Ich meine, diese Spaltung des Teams?«
    Die Mitarbeiterin schüttelte den Kopf. Früher seien sie eine klasse Truppe gewesen. Hatten toll zusammengearbeitet, sich unterstützt und gegenseitig vertreten. Bis Arne diese Fortbildung gemacht hatte. Seitdem hielt er sich für etwas Besseres. Sein Gehalt war natürlich auch gestiegen, trotzdem hätte sie sich gefragt, wie er sich all die teuren Sachen leisten konnte. Goldene Uhr von Rolex und immer feiner Zwirn. Armani, Boss, Dolce & Gabbana.
    »Und da ist Ihnen nie die Idee gekommen, er könne irgendwelche krummen Geschäfte machen?«
    »Schon«, Frau Neubert zupfte an ihrem Blazer, »aber wie spricht man einen Kollegen auf so etwas an? Außerdem hat sich ja bis vor Kurzem niemand beschwert.« Und bei denen, die sich gemeldet hatten, habe alles völlig korrekt ausgesehen.
    »Aber die Kunden müssen doch geäußert haben, dass Gelder fehlen«, hakte Thamsen nach, worauf die Bankangestellte ihn verärgert anblitzte. Anscheinend nahm sie seine Vorwürfe sehr persönlich.
    »Wissen Sie eigentlich, wie wenig Ahnung die meisten Kunden von ihren Geldangelegenheiten haben?« Sie erwartete keine Antwort von ihm, denn ohne Luft zu holen, schleuderte sie ihm diese gleich entgegen. »Gar keine!« Den meisten fiele sowieso erst Monate später auf, wenn falsche Beträge abgebucht oder Daueraufträge nicht gelöscht wurden.
    Vielleicht ein Problem der fehlenden Beratung, dachte Thamsen, aber er traute sich nicht, diese Behauptung laut auszusprechen. Er kannte die Verträge, Formulare und Auszüge der Banken. Die waren nicht immer leicht zu durchschauen. Und das Fachchinesisch, das die Banker sprachen, trug nicht gerade dazu bei, die Dokumente besser verstehen zu können. Vielen Leuten war es ganz einfach peinlich, immer wieder nachfragen zu müssen.
    Frau Neubert beobachtete misstrauisch durch ihre braune Hornbrille, wie Thamsen die Schubladen des Schreibtischs aufzog. Arne Lorenzen schien ein sehr ordentlicher Mensch gewesen zu sein. Fein säuberlich geordnet lagen die Kundenunterlagen, Verträge und Computerausdrucke in den Schubfächern. Auch wenn die Papiere vielleicht wichtige Hinweise enthielten, beschlagnahmen konnte er sie nicht. Dafür brauchte er einen richterlichen Beschluss. Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer des Staatsanwaltes.
    »Ja, Herr Niemeyer, vielen Dank. Wenn es geht, bitte so schnell wie möglich. Ich rufe dann gleich die Kollegen von der Spusi«, schloss er das Gespräch, in welchem er dem rechtlichen Vertreter die Sachlage erklärt hatte.
    »Einen Durchsuchungsbefehl?« Die blonde Frau erweckte den Anschein, als wurde ihr erst jetzt wirklich bewusst, was mit ihrem Kollegen geschehen war. Thamsen konnte zusehen, wie ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Sie stützte sich am Türrahmen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Er trat auf sie zu und fasste sie sanft am Arm. Durch den Stoff des Kostüms spürte er ihr leichtes Zittern. »Wir müssen jedem Hinweis nachgehen und die Beschwerden sind vielleicht ernst zu nehmen.«
    Frau Neubert nickte. »Aber Sie glauben doch nicht, einer unserer …« Ihre Stimme brach abrupt ab.
    »Ausschließen können wir das zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht.«

     
    *

     
    Der Himmel war sternenklar. Sicherlich würde es wieder Frost geben. Inken Matthiesen ging die wenigen Meter zur Firma zu Fuß. Die Kälte kroch langsam durch ihre Jacke und sie zog den Kragen fester zu. Noch einmal beschleunigte sie ihre Schritte.
    Was würde Sönke sagen, wenn sie in der Spedition auftauchte? Sie war lange nicht mehr da gewesen. In der letzten Zeit hatte sie sich meist mehr um sich selbst als um die geschäftlichen Angelegenheiten gekümmert. Aber der Vorfall in der Bank

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