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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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Er wusste ja selbst nicht, wie der Mann aussah, geschweige denn, wer er war und was er mit dem Fall zu tun hatte. Dennoch machte er sich auf den Weg zu den wenigen Ladenbesitzern und Händlern auf der Insel. Auch bei den Fischern im Hafen von Tammensiel hörte er sich um, denn angeblich sollte dieser Sönke Matthiesen Spediteur sein. Vielleicht hatte jemand etwas über seine Firma geliefert bekommen oder einen Transport in Auftrag gegeben.
    Alle Befragten schüttelten jedoch bedauernd den Kopf, als er sich nach diesem Mann erkundigte. Leicht missgelaunt verließ er den Lebensmittelmarkt am Nordermitteldeich, stieg in sein Auto und machte sich auf den Rückweg. Er war kaum 100 Meter gefahren, da blinkte die Benzinleuchte auf.
    Als er in Tammensiel den Wagen auftankte, kam ein Angestellter auf ihn zu.
    »Ich habe gehört, du fragst überall nach einem Sönke herum. Was willst du denn von dem?«
    Funke zeigte sich wenig überrascht. Die Insel war eben ein großes Dorf, Neuigkeiten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Also brauchte er auch nicht zu fragen, woher der Mann von der Tankstelle von den Ermittlungen wusste. »Wieso, kennst du ihn?«
    »Und wenn? Ich dachte, du ermittelst in dem Mordfall. Was hat dieser Sönke damit zu tun?«
    Wenn ich das nur selbst wüsste, dachte Funke. »Das ist erst einmal nebensächlich. Kennst du ihn?«, wiederholte er seine Frage.
    »Kommt drauf an.«
    Was war das denn für eine Aussage? Wie sollte er reagieren? Er hatte ja selbst kaum Informationen. »Ich weiß nicht genau, ob und wenn ja, welche Verbindung zwischen ihm und dem Mord besteht. Aber wenn du ihn kennst, musst du es sagen. Ansonsten werde ich dein unkooperatives Verhalten der Kripo melden. Das könnte ernsthafte Folgen für dich haben.« Er versuchte, seine Amtsautorität spielen zu lassen und trug ein wenig zu dick auf.
    Der andere zeigte sich unbeeindruckt von Funkes Worten. Stattdessen lächelte er, entschied sich aber dennoch zu antworten. »Dieser Sönke ist ab und zu auf der Insel. Angeblich wohnt eine entfernte Cousine von ihm hier. Ob das stimmt, kann ich dir nicht sagen. Bei seinen ersten Besuchen habe ich gedacht, er sei ein Tourist oder neu auf der Insel und hab ihn angesprochen. Daraufhin sind wir dann ein bisschen ins Gespräch gekommen.«
    Funke hörte sich alles in Ruhe an. Das war doch mal was. Auch wenn er nicht wusste, welchen Zusammenhang es zwischen dem Mord und diesem Sönke Matthiesen gab, zumindest konnte er endlich einmal Neuigkeiten vermelden.
    »Weißt du zufällig, wann er das letzte Mal auf der Insel gewesen ist?« Das ist sicherlich wichtig zu erfahren, wenn es eine Verbindung zu dem Toten gibt, dachte Funke und wartete gespannt auf eine Antwort.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »So genau weiß ich das nicht. Und sicherlich ist er nicht immer hier vorbeigekommen – er kann genauso gut die andere Richtung eingeschlagen haben. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war irgendwann letzte oder vorletzte Woche.«

     
    *

     
    Thamsen stöhnte auf, während er sich den zweiten Ordner schnappte und nochmals systematisch die Unterlagen der Anleger durchging. Es waren wirklich viele Kunden, die Arne Lorenzen beraten hatte und einige hatten eine Menge Geld investiert. Wie er bisher feststellen konnte, war scheinbar alles korrekt verbucht worden. Der Banker hatte also nicht noch Beträge für sein eigenes Konto abgezweigt, sondern sich mit den Provisionen begnügt. Doch allein die mussten aufgrund der Anlagesummen beachtlich gewesen sein.
    Den Fokus legte er bei seinen Nachforschungen erneut auf die Aufträge mit sehr hohen Beträgen. Gut möglich, dass der Täter einer der ihren war. Wer so viel Geld verloren hatte, musste eine Mordswut in sich tragen. Thamsen fragte sich, wie es Arne Lorenzen nur gelungen war, die Leute zu solch spekulativen Anlagen zu überreden. Zum Teil konnte er den Namen der Unternehmen, deren Aktien hier gezeichnet oder geordert wurden, noch nicht einmal aussprechen. Er verstand nicht, wie die Menschen ihr Geld in solch windige Firmen investieren konnten. Eigentlich war man hier im Norden eher bodenständig veranlagt. Er kannte das von sich selbst. Lieber das Geld aufs Sparbuch legen, da wusste man, was man bekam. Aber der Höhenflug der Börse und die Nachricht, man könne quasi über Nacht reich werden, hatten viele ihre ureigensten Prinzipien vergessen lassen. Und sicherlich hatte Arne Lorenzen ein paar ganz gewiefte Verkaufstechniken parat gehabt.
    Bankberater wurden

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