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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aktienkauf hatte verleiten lassen? Vielleicht hatte Arne Lorenzen ihr einen großen Gewinn versprochen.
    »In welcher Angelegenheit hat er dich denn beraten?«
    Sie blickte ihn skeptisch an. Für gewöhnlich sprachen sie über solche Dinge nicht. Wieso fragte er sie jetzt danach? Das konnte nur bedeuten, er schnüffelte mit seinen Freunden wieder herum.
    »Wertpapiere hat er mir jedenfalls keine angedreht, falls du darauf anspielst«, antwortete sie schnippisch. Sie hieß seine Hobbyermittlungen nicht gut. Sie waren der Grund ihrer Trennung, jedenfalls redete sie sich das ein. Wenn Haie damals seine Nase nicht in Angelegenheiten gesteckt hätte, die ihn nichts angingen, wären sie vermutlich heute noch ein Paar.
    »Dir vielleicht nicht«, tönte plötzlich eine Stimme von der anderen Seite des Regals herüber. »Aber mir.« Manfred Lornsen trat in ihren Warengang und baute sich vor ihnen auf. Er hatte ihr Gespräch verfolgt. Als es um die miesen Geschäfte des toten Bankers ging, konnte er sich nicht zurückhalten. »All meine Ersparnisse hab ich ihm anvertraut. Und nu hab ich gar nichts mehr.« Der Landwirt, der sich sein Leben lang auf seinen Feldern den Buckel krumm geschuftet und jeden Pfennig auf die hohe Kante gelegt hatte, stand praktisch ohne Rücklagen da. Seinen Ruhestand, den er eigentlich in den nächsten ein bis zwei Jahren hatte antreten wollen, konnte er sich vorläufig abschminken. »Wenn ich den in die Finger gekriegt hätte«, schnaubte er, »ich hätte mich auch vergessen können.« Zur bildhaften Untermalung seiner Wut deutete er mit seinen Händen die Erwürgung des Bankers an.
    »Und du willst es nicht gewesen sein?« Helene, die Ladenbesitzerin, hatte die Diskussion zwischen Essigreinigern und Putzlappen bemerkt und mischte sich wie selbstverständlich ein. »Die Polizei sucht noch nach einem Täter.«
    Wie immer war die Inhaberin des kleinen Supermarkts am besten über die Neuigkeiten im Dorf informiert und kannte natürlich auch den aktuellen Stand der Ermittlungen in dem Mordfall. Ihr Laden galt als größter Umschlagplatz für jeglichen Klatsch und Tratsch im Dorf.
    »Pah, an so einem mach ich mir doch nicht die Finger schmutzig.« Manfred Lornsen schüttelte heftig seinen Kopf, der ob Helenes Andeutung puterrot angelaufen war.
    »Wahrscheinlich nicht«, räumte die Besitzerin ein. »Außerdem habe ich gehört, sie haben den Sönke im Visier.« Es war ihr deutlich anzumerken, wie gut es ihr gefiel, mehr als die anderen zu wissen. Sie tänzelte merkwürdig leicht zwischen den Kunden hin und her und berichtete, man hätte die Polizei bei den Matthiesens gesehen. »Und heute Morgen is’ Inken zusammengebrochen und der Notarzt hat sie abgeholt.« Sei ja kein Wunder, kommentierte Helene den Vorfall, als ihre Zuhörer keinerlei Reaktion auf ihre exklusiven Nachrichten zeigten, wer könne es auch ertragen, mit einem Mörder zusammenzuleben.
    »Gibt es denn Beweise?«, fragte Haie, der Sönke zwar ebenso für den Täter hielt, dem man aber laut Thamsen aufgrund seines Alibis nichts nachweisen konnte.
    »Beweise?« Helene sah erstaunt auf. Was es da denn noch für Beweise bräuchte? Jeder im Dorf wisse mittlerweile, was für ein windiger Kerl Sönke sei. Sie beugte sich etwas zu ihren drei Zuhörern vor und senkte ihre Stimme, so als solle das, was sie nun zum Besten gab, nicht jeder mitbekommen. »Vor ein paar Tagen hat die Christa vom Bäcker mitgekriegt, wie die Inken bei der Bank kein Geld mehr ausgezahlt bekommen hat. Angeblich is’ die Firma pleite.«
    »Aber deswegen bringt man ja nicht gleich jemanden um«, gab Haie zu bedenken und konnte sich nicht verkneifen, seinerseits mit Wissen zu prahlen. »Außerdem hat der Sönke ein Alibi.« Er genoss den erstaunten Gesichtsausdruck der Ladenbesitzerin, die sich allerdings recht schnell von diesem Rückschlag erholte.
    »Ach, Alibi«, winkte sie ab. So was ließe sich heutzutage recht schnell organisieren. »Wahrscheinlich hat Inken ausgesagt, er sei bei ihr gewesen.«
    Da musste Haie ihr leider recht geben. Er selbst hatte Inken Matthiesens Angaben angezweifelt und glaubte, sie wolle Sönke lediglich durch ihre Aussage schützen. Das würde auch ihren Zusammenbruch erklären. Wahrscheinlich hatte sie den Druck nicht mehr aushalten können. Dennoch hatte die Polizei nicht wirklich etwas gegen den Spediteur in der Hand. Aber irgendetwas musste es doch geben, was man ihm nachweisen konnte.
    »Was erzählt man sich denn sonst so über ihn im Dorf?«

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