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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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es mit dem Unternehmen bergab ging, hatte Sönke sich das nicht mehr leisten können. Außerdem gab es ohnehin nicht viel zu tun. Die wenigen Rechnungen, die geschrieben werden mussten, schaffte Frau Martensen in ein paar Stunden. Hinzu kamen einige Telefonate und Besorgungen – nichts, was eine Angestellte fünf Tage die Woche ausgelastet hätte. Kündigen wollte er ihr aber auch nicht und hatte ihr deshalb angeboten, vorübergehend ihre Stunden zu reduzieren. Das war allerdings schon einige Monate her. Obwohl keiner davon wusste, war Frau Martensen längst auf der Suche nach einem neuen Job. Sofern sich ein anderes Angebot ergab, würde sie kündigen, egal wie loyal sie gegenüber der Firma all die Jahre war. Keiner konnte definitiv sagen, wie es mit dem Unternehmen weitergehen würde.
    »Herr Matthiesen ist noch nicht im Hause«, bestätigte sie auf Toms Frage hin dessen Vermutung. Er bedankte sich und legte auf.
    Bereits auf dem Hof vernahmen Tom und Marlene die aufgeregte Stimme von Frau Matthiesen.
    »Ich lasse Sie auf keinen Fall ins Haus!« Sie hatte sich im Türrahmen aufgebaut und verteidigte wie eine Löwin ihr Revier.
    Der untersetzte Mann, der vor ihr stand, hielt in der einen Hand einen Aktenkoffer und in der anderen ein Schreiben. »Frau Matthiesen, bitte«, versuchte er sie zur Vernunft zu bringen, »lassen Sie uns das ganz in Ruhe besprechen.«
    Tom identifizierte den Mann sogleich als Gerichtsvollzieher. Er kannte die Bilanzen und wusste von den unbezahlten Rechnungen, die Sönke Matthiesen selbst nach einem großzügigen Zahlungsaufschub nicht hatte begleichen können. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die ersten Pfändungsbeschlüsse ins Haus flatterten.
    »Ich habe mit den Angelegenheiten meines Mannes nichts zu tun.« Ihre Stimme überschlug sich förmlich.
    »Moin«, grüßte Tom. »Was ist denn hier los?«
    Die Frau, die sich ihm gegenüber ansonsten eher feindselig verhielt, sah in ihm scheinbar plötzlich einen Verbündeten. »Helfen Sie mir. Der Mann will mir mein Hab und Gut unter den Händen wegpfänden. Herr Meissner, Sie wissen doch Bescheid. Ich habe nichts damit zu tun. Das ist Privatbesitz.« Inken klammerte sich an den Türrahmen. Ihr Gesichtsausdruck signalisierte einen kurz bevorstehenden Nervenzusammenbruch. »Ich lasse mich hier nicht vertreiben.«
    Aber so einfach war es nicht. Tom wusste, der Unternehmer haftete mit all seinem Vermögen für die Firma. Das schloss den Privatbesitz mit ein, da er als Einzelunternehmer keiner beschränkten Haftung unterlag, wie es zum Beispiel bei einer GmbH der Fall war. Und soweit ihm bekannt war, hatten die Matthiesens auch keine Gütertrennung vereinbart, was bedeutete, das Haus und jegliche andere Vermögensgegenstände fielen in die Konkursmasse.
    »Frau Matthiesen, lassen Sie uns das in Ruhe besprechen.« Tom trat neben sie und berührte leicht ihren Arm. »Der Gerichtsvollzieher könnte sonst die Polizei rufen«, flüsterte er ihr zu.
    »Polizei?«, sie schüttelte wie wild seinen Arm ab. »Die war doch schon längst da.«
    Plötzlich sackte sie in sich zusammen. Marlene, die die Szenerie aus einiger Entfernung beobachtete, hatte es kommen sehen. Die Beine der Frau knickten einfach weg und sie kippte nach vorn.
    »Achtung!«, rief Marlene und hechtete zum Eingang. Tom gelang es gerade noch rechtzeitig, Inken Matthiesen vor einem Sturz zu bewahren. Gemeinsam mit dem Gerichtsvollzieher, der seinen Koffer achtlos fallen ließ, schafften sie die Frau ins Wohnzimmer.
    Marlene holte schnell ein Glas Wasser, doch Inken Matthiesen, die inzwischen lang ausgestreckt auf dem Sofa lag, war völlig weggetreten.
    »Besser, wir rufen einen Arzt«, schlug sie vor, als sie die hilflose Frau sah. »Oder am besten gleich den Notarztwagen.« Während sie auf dem Boden kniend neben Inken Matthiesen auf das Eintreffen des Rettungswagens wartete und immer wieder versuchte, ihr Wasser einzuflößen, ging Tom mit dem Gerichtsvollzieher in die Küche. Er erklärte, er sei der Berater des Spediteurs und ließ sich dann den Pfändungsbeschluss zeigen.
    Die apathische Frau warf sich unruhig hin und her. Mehrere Male zuckte sie zusammen, allerdings gelang es Marlene, sie einigermaßen zu beruhigen. Urplötzlich fuhr sie jedoch auf und starrte ausdruckslos an die gegenüberliegende Wand. »Sönke ist kein schlechter Mann.«
    Marlene fuhr der Frau über das wirre Haar. »Nein«, bestätigte sie, sah aber gleichzeitig eine Chance, mehr über den Mann und sein

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