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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Strömungsverhältnisse vor der Insel zu informieren. Mit etwas Glück und an der richtigen Stelle ins Wasser geworfen, wäre die Leiche nämlich nicht so schnell und vermutlich auch woanders aufgetaucht. Jedenfalls hätte man wahrscheinlich nicht sofort einen Bezug zum Tatort herstellen können.
    Wie war es dem Spediteur wohl gelungen, den Banker auf die Insel zu locken? Welchen Vorwand hatte er benutzt? Und warum ausgerechnet Pellworm? Es gab jede Menge Fragen, die sich nur durch ein Geständnis des Täters klären lassen würden.
    Er legte den Arm um Marlene und zog sie fest an sich. »Irgendwann wird Sönke Matthiesen wieder aufkreuzen und dann macht Thamsen ihn dingfest. Bis dahin beschütze ich dich«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Nur bis dahin?« Marlene schaute ihn mit gespielt entrüsteter Miene an. »Ich dachte, du wolltest das jetzt den Rest unseres Lebens übernehmen.«
    »Natürlich«, versicherte er ihr sogleich und küsste sie auf die Stirn. »Ich werde dich hüten wie meinen Augapfel.«
    Marlene fühlte sich geborgen. Sie wünschte sich nichts sehnlicheres, als immer in seinem Arm gekuschelt zu bleiben und in dieser wundervollen Landschaft mit ihm spazieren zu gehen. Nur Tom und sie und …
    »Und wenn es da noch jemanden gäbe in unserem Leben?«
    Tom blieb stehen, betrachtete sie fragend. Ihm war nicht ganz klar, worauf sie hinauswollte. Zumindest redete er sich das ein. In Wirklichkeit wusste er sehr genau, worauf sie anspielte. Nur hatten sie noch nie darüber gesprochen, ob es in ihrem Leben einen Platz für Kinder geben würde. Er hatte schon oft beobachtet, wie Marlene Müttern mit Kinderwagen hinterherschaute, wie ihr Blick ganz sanft wurde, wenn sie ein Baby betrachtete. Sie wünschte sich Kinder, davon war er überzeugt. Nur er stand der Sache ein wenig skeptisch gegenüber, auch wenn er sich keine bessere Mutter für seine Kinder vorstellen konnte als Marlene.
    Er selbst hatte keine allzu schöne Kindheit gehabt. Seine Eltern waren früh gestorben. Aufgewachsen war er bei seinem Großvater und seinem Onkel Hannes. Er hatte sich immer nach einer richtigen Familie gesehnt. Aber was war das überhaupt, eine richtige Familie? Und wie sollte er einem Kind ein guter Vater sein, wenn er nicht einmal wusste, was genau einen Vater ausmachte?
    Er fühlte sich der Verantwortung nicht gewachsen. Und so ein Kind erforderte das eben. Und war er nicht sowieso viel zu egoistisch? Wollte er Marlene mit jemanden teilen?
    »Wie meinst du das? Natürlich wird es andere Menschen in unserem Leben geben. Haie zum Beispiel, oder willst du ihm die Freundschaft kündigen?«, versuchte er, das Thema zu umgehen.
    Marlene starrte zu Boden. »So habe ich das nicht gemeint«, flüsterte sie. »Was, wenn wir beide … wenn es etwas Kleines …«, sie brach mitten im Satz ab, wusste einfach nicht, wie sie es ausdrücken sollte.
    Sie war überglücklich, Tom gefunden zu haben. Mit der Hochzeit war sie fast am Ziel ihrer Träume. Aber eben nur fast. Zu ihrer Vorstellung von einem perfekten Leben gehörten nun einmal Kinder. Sie liebte Tom. Warum also sollten sie kein Baby bekommen?
    »Du wärst sicherlich ein wunderbarer Vater«, ging sie das Thema offensiver an.
    Tom hatte seinen Blick aufs Meer gerichtet und schwieg. Er wirkte ganz ruhig, obwohl innerlich ein Orkan in ihm tobte und seine Gedanken nur so durcheinanderwirbelten. War Marlene schwanger? Erwartete sie ein Kind? Sein Kind? Sein eigen Fleisch und Blut? Ihm wurde plötzlich ganz warm. Überall in seinem Körper verspürte er ein angenehmes Prickeln. Er trat hinter sie, legte seinen Arm um sie und strich sanft über ihren Bauch. »Also, für einen kleinen Meissner wäre noch Platz bei mir«, raunte er ihr zu.
    Marlene war total überrascht. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Er freute sich tatsächlich auf ein Kind? Die Sache hatte leider nur einen Haken. »Ich bin aber nicht schwanger.«
    Kurz verspürte er so etwas wie Enttäuschung, dann aber grinste er plötzlich. »Wenn das so ist, sollten wir schnell etwas unternehmen, damit sich das bald ändert.«

     
    *

     
    Sönke Matthiesen saß in einer Kneipe am Husumer Hafen und bestellte sich sein viertes Bier. Er war am Abend zuvor bis spät in die Nacht durch irgendwelche Bars gezogen. Geschlafen hatte er im Auto. Er konnte nicht mehr. Sein ganzes Leben war zusammengebrochen. Er wusste einfach nicht weiter. Was sollte aus ihm werden? Und aus seiner Familie?
    Ein Beamter der Husumer Polizei betrat

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