Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ihre Zusammengehörigkeit. Und wenn sie sich in absehbarer Zeit dazu entschieden, ein oder zwei Kinder in die Welt zu setzen, sah er es natürlich als seine Pflicht an, die Ernährerrolle zu übernehmen.
    Seit ihrem Gespräch, das ihm eine Vorahnung davon vermittelt hatte, wie es sich wahrscheinlich anfühlte, wenn in Marlenes Bauch ein Teil von ihm und ihr heranwachsen würde, konnte er sich immer mehr mit der Vorstellung anfreunden, eine Familie zu gründen.
    Leise pfiff er den Song aus dem Radio mit, während er von der B 5 nach über einer Stunde Fahrt auf die Dorfstraße abbog. Als er an der Bank vorbei kam, entschloss er sich kurzerhand, einen aktuellen Kontoauszug zu holen. Lieber gleich einmal überprüfen, wie es um seine Finanzen stand.
    Immer noch pfeifend betrat er die Geschäftsräume und sah Frau Neubert mit einer Dame im dunklen Kostüm in einem der hinteren Büros verschwinden. Wenig später kehrte sie mit einem gequälten Lächeln an den Empfangsschalter zurück.
    »Moin, Herr Meissner«, begrüßte sie ihn, »was kann ich für Sie tun?«
    Tom fragte sich, wer diese Kundin wohl war, die die Bankangestellte in einen der angrenzenden Räume begleitet hatte. Wahrscheinlich keine besonders angenehme Person, denn er hatte Frau Neubert selten so angespannt gesehen. Außer bei der Beschwerde von Herrn Jepsen, der vor einigen Tagen lautstark seine Geldverluste beklagt hatte. Ansonsten war sie immer freundlich und meist bester Laune. »Geht es Ihnen gut?«, wollte er deshalb wissen.
    Die Bankangestellte stieß leicht die Luft aus. »Och ja, muss ja«, entgegnete sie wortkarg.
    Tom hätte nur zu gern gewusst, was es mit dieser Dame auf sich hatte, traute sich aber nicht nachzufragen. Er fand es unangebracht, sich nach der Frau zu erkundigen. Schließlich war sie eine Kundin und genoss ebenso wie er das Privileg einer gewissen Diskretion. Daher äußerte er lediglich den Wunsch, eine detaillierte Übersicht seines Wertpapierdepots inklusive Kursentwicklungen zu erhalten.
    »Man muss ja schauen, was einem bleibt«, entschuldigte er sein Anliegen. »Ich kann mir vorstellen, Sie haben alle Hände voll zu tun, jetzt, da Ihr Kollege nicht mehr da ist.« Er lenkte das Gespräch auf den toten Bankmitarbeiter, um herauszufinden, ob sich inzwischen etwas Neues in der Filiale bezüglich des Mordes an Arne Lorenzen ergeben hatte.
    »Na ja, es geht«, entgegnete Frau Neubert und gab dabei seine Kontonummer ins System ein. Die Beschwerden hätten mittlerweile etwas abgenommen. Insgesamt sei es ein wenig ruhiger geworden.
    »Aber die Dame, die Sie gerade nach hinten geführt haben, war wohl noch so ein Fall«, platzte es förmlich aus ihm heraus, als er bemerkte, wie sich relativ unverfänglich die Chance ergab, seine neugierige Frage nach der Frau in Schwarz zu stellen, obschon er wusste, dass Frau Neubert ihm keine Auskünfte geben durfte. Demzufolge war er sehr überrascht, als sie sich leicht über den Schalter beugte und mit gedämpfter Stimme äußerte, die Frau sei gar keine Kundin, sondern die Freundin des toten Anlageberaters.
    »Eine unangenehme Person«, erklärte sie und drehte sich zu der verschlossenen Bürotür um. »Wenn Sie mich fragen, war sie nur hinter seinem Geld her.« Denn soweit Frau Neubert wusste, war die angebliche Freundin, wie sie sich ausdrückte, bis vor Kurzem noch mit jemand anderem zusammen gewesen. »Aber Arne muss ihr imponiert haben. Wie er mit Geld nur so um sich geworfen hat und so.«
    Tom kniff die Augenlider leicht zusammen. »Sie meinen, er hat sie einem anderen ausgespannt?«
    Wieder drehte sich die Bankberaterin um, ehe sie sich noch ein Stück weiter über den Tresen lehnte. Sie kam ihm dabei so nah, dass Tom deutlich ihr Parfum riechen konnte. Ein blumiger Duft mit einer leichten Moschusnote. »Na ja, so etwas kommt öfter vor. Aber jetzt ist sie hier und behauptet, Arne hätte sie in seinem Testament bedacht. Sie verlangt Auskünfte.«
    »Und, gibt es solch ein Schriftstück?«
    Frau Neubert rollte leicht mit den Augen. »Von wegen.« Ihrer Ansicht nach hatte sich die Frau das nur ausgedacht.
    »Aber wenn sie doch seine Freundin war? Warum denn nicht?« Tom fand es nicht so abwegig, wenn Partner sich gegenseitig in einem Testament bedachten. Er und Marlene hatten das bereits vor einiger Zeit veranlasst. Man wusste nie, ob man nicht am nächsten Tag von einem Bus überrollt oder einem losen Dachziegel erschlagen wurde.
    »Aber doch nicht Arne«, klärte die Kundenberaterin ihn

Weitere Kostenlose Bücher