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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf. Der habe sich über so etwas nie Gedanken gemacht. Er sei ein Lebemann gewesen, immer am Limit, immer Vollgas. Um die Zukunft habe er sich nicht geschert. »Oder meinen Sie, er hätte sonst diese Papiere an die Anleger verkauft?« Irgendwann musste der Höhenflug der Börsen ja ein Ende haben, das sei absehbar gewesen und damit waren die Beschwerden quasi vorprogrammiert.
    Tom nickte. Dennoch musste die Freundin einen Grund haben, warum sie hier in der Filiale erschien. Er ließ sich die Ausdrucke seines Depots geben und schlenderte zum Schreibpult. Diese Frau interessierte ihn und er wollte sie zumindest noch einmal sehen. Vermeintlich aufmerksam studierte er die Werteentwicklung der Papiere, ließ dabei aber das Geschehen hinter dem Bankschalter nicht aus den Augen.
    Es dauerte gar nicht lange, und die Tür zum Büro des Filialleiters wurde geöffnet.
    »Also, Frau Lemke, wenn Sie ein offizielles Testament haben, kommen Sie wieder. Vorher kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.« Der korpulente Mann reichte ihr zum Abschied die Hand, doch die dunkelhaarige Frau drehte sich schnippisch um und rauschte geradezu aus den Geschäftsräumen.
    Tom winkte Frau Neubert kurz zu und beeilte sich, der Unbekannten zu folgen. Auf dem Parkplatz hatte er sie eingeholt. Ihr Wagen stand nur wenige Meter entfernt neben seinem.
    »Mist«, fluchte sie, während sie versuchte, die Tür aufzuschließen. Aber das Schloss an ihrem altersschwachen Fiat klemmte.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Tom trat neben sie und schaute ihr über die Schulter.
    Forsch drehte sie sich um. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war nicht gerade freundlich. Aber der ließ sich wahrscheinlich eher auf das erfolglose Gespräch als auf seine Anwesenheit zurückführen.
    »Darf ich?« Er nahm ihr den Schlüssel ab und machte sich an der Tür zu schaffen. »Sie sollten das bei Gelegenheit austauschen lassen. Scheint verrostet zu sein«, bemerkte er, während er an dem Schloss herumrüttelte.
    »Wenn ich das Geld hätte, würde ich das tun!«, giftete sie ihn an. Doch urplötzlich änderte sie ihr Verhalten und schaute ihn traurig an. »Wissen Sie, mein Freund ist vor Kurzem gestorben. Ich hatte einfach keine Zeit, mich darum zu kümmern.«
    »Oh, das tut mir leid.« Er widmete sich wieder der Wagentür und hoffte, sie würde von sich aus weitersprechen. Seine Rechnung ging auf.
    »Wir wollten heiraten, waren quasi verlobt. Ich habe ihn über alles geliebt.« Sie machte eine kurze Pause, in der sie ihrem Schmerz durch einen tiefen Schluchzer Ausdruck verlieh. »Aber nun ist er tot, weil ihn jemand umgebracht hat und ich steh allein und ohne finanzielle Mittel da.«
    Aha, dachte Tom, sollte Frau Neubert doch recht behalten. Denn der Verlust ihrer Geldquelle war wohl der eigentliche Trauergrund der jungen Dame. Aber wenn es der Freundin tatsächlich nur um Arne Lorenzens Guthaben gegangen war, hatte sie dann nicht auch ein Motiv gehabt, den Banker umzubringen?

15. Kapitel
    »Hallo, Björn, ich hätte da eine Bitte.« Thamsen hatte das Verhör unterbrochen, um den Kollegen auf Pellworm anzurufen. Aus Sönke Matthiesen war partout nichts herauszubekommen und ohne eine Aussage der Geliebten würde er wahrscheinlich nicht weiterkommen. »Könntest du mal eben eine Zeugin ausfindig machen und aufsuchen? Sie soll dir einige Angaben von Sönke Matthiesen bestätigen.«
    Was heißt denn hier mal eben, dachte Funke genervt. Wieder einmal durfte er nur die Handlangerarbeiten ausführen. Langsam war er es leid, ständig nur den Hilfssheriff zu spielen. Immerhin hatte sich der Mord auf seiner Insel ereignet und wie es sich jetzt anhörte, war sogar eine Einwohnerin in den Fall verwickelt.
    »Was genau darf ich sie denn fragen?«, fragte er deshalb etwas genervt.
    Thamsen teilte ihm die Angaben, die Sönke Matthiesen gemacht hatte, mit und bat ihn, diese zu überprüfen. »Außerdem achte drauf, wie sie sich verhält. Könnte aufschlussreich sein.«
    »Ich weiß.« Schließlich sei er nicht erst seit gestern bei der Polizei, hätte er am liebsten hinzugefügt. Ließ es aber bleiben. »Wie heißt die Dame?«
    Thamsen nannte den Namen, den Sönke Matthiesen angegeben hatte.
    »Etwa die Frau von Jens Bendixen?«
    »Ob es die Ehefrau ist, weiß ich nicht genau. Aber wenn ja, ist doppelte Vorsicht geboten.« Er überlegte, ob er nicht persönlich auf die Insel fahren sollte, um Michaela Bendixen zu befragen. Doch er konnte hier unmöglich weg. Und lange durften sie den Spediteur sowieso

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