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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht mehr festhalten. Der Staatsanwalt stellte ihm ohne handfeste Beweise keinen Haftbefehl aus und eine Fahrt nach Pellworm dauerte einfach zu lange. Sie würden Sönke Matthiesen laufen lassen müssen, ehe er überhaupt an die Tür der Geliebten klopfen konnte. Thamsen brauchte die Informationen so schnell wie möglich und das machte er dem Kollegen unmissverständlich klar.
    Funke war zwar verärgert über den resoluten Ton, mit dem der Kommissar die Befragung anordnete, sah in diesem Auftrag aber gleichzeitig eine Möglichkeit, erneut beweisen zu können, wozu er fähig war.
    Bevor er sich auf den Weg machte, legte er sich einen Plan zurecht. Worauf musste er achten? Welche Fragen wollte er stellen? Hatte er seinen Besuch vorher anzukündigen? Besser nicht, entschied er. Ein Überraschungsmoment hatte durchaus seine Vorteile und sollte Michaela Bendixen nicht zu Hause sein, würde er eben ein zweites Mal hinfahren. Dumm wäre natürlich, wenn ihr Mann ebenfalls anwesend wäre. Funke fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Sicherlich wusste Herr Bendixen nichts von der Affäre seiner Frau und sie würde natürlich vor ihrem Ehemann alles leugnen.
    Oder hatte Bendixen etwas geahnt und Arne umgebracht, weil er ihn mit Sönke Matthiesen verwechselt hatte?
    Diese Möglichkeit verunsicherte ihn und er fühlte sich plötzlich überfordert, die Befragung allein durchzuführen. Doch die Blöße, Thamsen um Unterstützung zu bitten, würde er sich auf keinen Fall geben. Eilig stand er auf und verließ die Dienststelle. Draußen empfing ihn ein strahlend blauer Himmel, Funke konnte dafür im Moment nichts erübrigen. Gedankenversunken stieg er in seinen Wagen und bog kurz darauf in den Ütermarkerweg ab. Kaum mehr als fünf Minuten Fahrtzeit und er hatte sein Ziel erreicht. Er hastete den Weg zum Haus der Bendixens hoch. Krampfhaft versuchte er, Haltung zu wahren, straffte die Brust. Er hatte mit seinem Finger noch nicht einmal den Klingelknopf berührt, als ein Hund im Innern des Hauses bellte und er erschrocken zusammenfuhr.
    Kurz darauf öffnete Jens Bendixen die Tür. Er schien nicht sonderlich erstaunt, den Polizisten zu sehen. Vermutlich glaubte er, Funke sei gekommen, um mit ihm nochmals über den Leichenfund zu sprechen.
    »Moin, Jens«, grüßte er ihn, während er versuchte, sich des Hundes zu erwehren, der anscheinend spielen wollte. Bendixen erwiderte seinen Gruß und rief den Hund zur Ordnung. Ob des strengen Tones parierte nicht nur das Tier, auch Funke zuckte leicht zusammen. Er verspürte plötzlich ein eigenartiges Gefühl in seiner Magengegend.
    »Ich wollte mit deiner Frau sprechen«, erklärte er seinen Besuch mit belegter Stimme.
    Der Mann, der den Toten vor einigen Tagen im Watt gefunden hatte, schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Und was willst du von ihr, wenn ich fragen darf?«
    Darfst du nicht, wäre es Funke beinahe herausgerutscht, aber lächelnd entgegnete er, lediglich ein paar Routinefragen stellen zu müssen.
    Jens bohrte nicht weiter nach, sondern rief nach seiner Ehefrau. Michaela Bendixen erschien freundlich lächelnd in der Tür. »Ja bitte?«
    Funke war sich unsicher, wie er weiter vorgehen sollte. Sie würde ihm wohl kaum vor ihrem Mann die Beziehung zu Sönke Matthiesen gestehen. Und Jens Bendixen machte keinerlei Anstalten, seiner Frau von der Seite zu weichen.
    Vorsichtig deutete er an, er müsse ihr ein paar Fragen zu einem Freund stellen und Michaela Bendixen, eine attraktive Frau Anfang 40, verstand sofort. Anscheinend wusste sie aber nicht, wie sie sich vor ihrem Mann verhalten sollte.
    Funke kam ihr zur Hilfe. »Es sind sehr vertrauliche Angaben.«
    Jens Bendixen zeigte sich wenig beeindruckt. Seine Frau und er hätten keine Geheimnisse voreinander.
    »Ich müsste trotzdem allein mit Michaela sprechen!«
    Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten, packte er die Frau am Arm und zog sie aus dem Haus. Bereitwillig folgte sie ihm zum Wagen. »Wir können uns gern reinsetzen«, bot er ihr an, als er bemerkte, wie sie wärmend ihre Arme um den Körper schlang. Sie war nur mit einer dünnen Leinenhose und einer beinahe durchsichtigen Bluse bekleidet und nickte dankbar.
    »Also«, er drehte sich soweit es ging zur Seite, »du weißt, es geht um Sönke Matthiesen.«
    Sie saß auf dem Beifahrersitz, knetete ihre Hände ineinander und nickte stumm.
    »Er ist letzte Woche auf der Insel gewesen. Wann?« Funke ließ die Beziehung als solche unerwähnt. Das tat momentan nichts zur Sache.

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