Todeswatt
Zukunft noch erwarten, wenn es bereits in den ersten Wochen ihrer Beziehung solche Probleme gab und Ursel ihm am liebsten den Umgang mit Tom und Marlene untersagt hätte? War er nicht eigentlich zu alt, um sich etwas verbieten zu lassen? Obwohl, sie verbot ihm ja nicht wirklich, sich mit den beiden zu treffen. Sie war nur beleidigt, wenn er seine Zeit lieber mit den Freunden als mit ihr verbringen wollte. Und das nervte ihn. Er war ja bereit, Kompromisse einzugehen, aber nur bis zu einem gewissen Grad.
»Ehrlich«, Haie schaute Tom niedergeschlagen an. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es besser, wenn ich mit ihr Schluss mache«, entgegnete er und schilderte dem Freund seine Bedenken.
Tom fiel es schwer, ihm einen Rat zu geben. Er glaubte zu wissen, wie sehr sich Haie nach einer festen Partnerin sehnte. Er war lange genug Single gewesen. Und Ursel tat ihm gut. Er war förmlich aufgeblüht und genoss es, endlich wieder jemanden gefunden zu haben, der sich um ihn kümmerte, sorgte und der ihn liebte. Tom fragte sich, ob die beiden Sex miteinander hatten, aber er traute sich nicht, sich bei dem Freund danach zu erkundigen. Haie war zwar etliche Jahre älter, aber warum sollte ein Mann in seinem Alter kein Verlangen mehr haben, mit einer Frau zu schlafen?
»Ich weiß nicht, vielleicht setzt ihr euch einmal zusammen und besprecht, wie ihr euch eine Partnerschaft überhaupt vorstellt.«
Gut möglich, dass die Ansichten der beiden gar nicht so weit voneinander abwichen. Und wenn doch, passte man demnach nicht zusammen und musste die Konsequenzen ziehen. Aber ohne miteinander zu sprechen, würden sie es nicht herausfinden.
»Hm«, war Haies Kommentar, »mal sehen.«
14. Kapitel
»Herr Matthiesen, noch einmal«, Thamsen riss langsam, aber sicher der Geduldsfaden, »wo sind Sie am Montag gewesen?«
Der Mann, der auf dem Stuhl vor ihm saß, sah mitgenommen aus. Total übernächtigt, ungewaschen, unrasiert. Die Kollegen aus Bredstedt hatten ihn gestern in einem Lokal aufgegriffen und am Nachmittag aufs Revier gebracht, wo sie ihn über Nacht in die Verwahrzelle eingesperrt hatten, da die Beamten aus Flensburg sich nicht mehr nach Niebüll bequemen wollten. Heute Morgen erreichte ihn dann der Anruf, dass man kurz davor war, den Serienmörder zu fassen und dass sie deshalb unmöglich kommen könnten. Er solle schon mal mit dem Verhör des Verdächtigen beginnen.
Bisher jedoch schwieg der Spediteur beharrlich, obwohl Thamsen ihn mehrmals mit der Tatsache konfrontiert hatte, dass seine Frau sein Alibi widerrufen hatte und man ihm eindeutig eine Verbindung nach Pellworm nachweisen konnte.
»Eine Geliebte haben Sie dort, stimmt’s?«
»Und wenn?« Sönke Matthiesen zeigte sich unbeeindruckt, versicherte lediglich, er habe den Banker nicht umgebracht. »Auch wenn ich einen guten Grund dafür gehabt hätte.«
Die Polizei musste Kenntnisse über die Aktiengeschäfte haben, die er bei dem Berater getätigt hatte. Und sicherlich wussten sie auch von den horrenden Beträgen, die er dabei verloren hatte. Davon ging er aus. Warum sonst sollten sie ihn als Täter verdächtigen?
»Das erklärt aber immer noch nicht, wo Sie am Montag waren.«
Thamsen kam einfach nicht weiter. Es gab keine Beweise und von der Tatwaffe fehlte bisher jede Spur. Von anderen Hinweisen oder Zeugen ganz zu schweigen. Wenn Sönke Matthiesen kein Geständnis ablegte, wie konnten sie ihm den Mord nachweisen?
Angestrengt versuchte er, sich an die verschiedenen Verhörtaktiken zu erinnern, die er vor etlichen Monaten auf einem Fortbildungsseminar erlernt hatte. »Haben Sie denn nicht an Ihre Frau und Kinder gedacht, als Sie planten, den Mann umzubringen?«
Sein Gegenüber grinste breit. Er hatte ihn durchschaut und seine Schwäche erkannt. Er wiegte sich in Sicherheit. Aber genau das wollte Thamsen bezwecken, denn wenn er sich sicher fühlte, würde er eher einen Fehler machen.
»Also, noch mal zum Mitschreiben«, äußerte Matthiesen provokativ, da er glaubte, die Oberhand in dem Gespräch gewonnen zu haben. »Ich habe Arne Lorenzen nicht umgebracht.«
Was es dann mit diesem Termin in seinem Kalender auf sich habe, hakte Thamsen nach.
Der Verdächtige lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine ganze Haltung drückte eine gewisse Lässigkeit aus, so, als nähme er die Angelegenheit nicht ernst. Sein geplatztes Alibi schien ihn nicht weiter zu beunruhigen. Er hatte nicht einmal nach einem Anwalt verlangt.
Dirk Thamsen war sich
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