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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stoff durch seine Finger gleiten. Edelster Zwirn. Vorsorglich griff er in die Jacketttaschen. Er erwartete nicht wirklich, etwas darin zu finden. Einige waren sogar noch zugenäht.
    Umso überraschter war er, als er in einer dunklen Kaschmirjacke ein Stück Papier ertastete.
    ›Freue mich auf eine aufregende Nacht mit dir‹ stand auf dem zerknitterten Zettel, den er herausfischte. Keine Unterschrift, kein Kosename, kein Kürzel. Nur ein roter Kussmund unter dem einladenden Satz. Und auf der Rückseite die Bemerkung: ›Erwarte dich am Samstag in unserem Liebesnest auf PW.‹
    Thamsens runzelte die Stirn. PW? Damit war sicherlich Pellworm gemeint. War diese verlockende Einladung etwa der Grund, warum der Banker auf die Insel gefahren war?
    Er lief in die Küche und suchte nach einer kleinen Tüte oder einem Frischhaltebeutel. Mit hektischen Bewegungen riss er sämtliche Schubladen und Schränke auf und wurde schließlich in einem Fach unter dem Herd fündig. Vorsichtig ließ er den Zettel in das durchsichtige Plastiksäckchen gleiten.
    Dann stürmte er aus dem Haus.

     
    *

     
    »Ich habe eigentlich gar keinen Hunger«, bemerkte Marlene, als Tom den Wagen vor dem griechischen Restaurant in der Uhlebüller Dorfstraße parkte.
    Der Besuch bei dem Zeitungsreporter hatte nichts Neues ergeben. Auch wenn Marlene der Meinung war, er hätte sie angelogen, hatten sie nichts gegen ihn in der Hand. Angeblich sei seine Oma von dem Berater über den Tisch gezogen worden. Er hätte ihr hochspekulative Papiere verkauft. Und das, obwohl seine Großmutter weit über 80 sei. Nachzuvollziehen wäre demnach der giftige Nachruf, aber Marlene glaubte dem Mann nicht. Allerdings konnte sie nicht genau begründen, warum.
    »Am besten, du erzählst uns alles in Ruhe bei einem leckeren Essen und einem Glas Wein«, hatte Haie vorgeschlagen, denn im Gegensatz zu der Freundin hatte er einen Bärenhunger.

     
    Die Taverne war an diesem Abend gut besucht. Die drei Freunde mussten bereits an der Tür nach einem freien Tisch Ausschau halten. Als sie sich am Tresen vorbeischlängelten, um im hinteren Bereich der Gastwirtschaft nach einem Platz zu suchen, erkannten sie plötzlich Thamsen, der dort auf einem Barhocker saß und ein Bier trank.
    »Das gibt’s ja gar nicht«, Haie blieb stehen. »So ein Zufall. Da hatten wir mal wieder den gleichen Gedanken.«
    Thamsen drehte sich um und blickte den Hausmeister an. Eigentlich hatte er sich nach den aufregenden Vorfällen nur einen Feierabendtrunk genehmigen wollen, aber jetzt, wo er die Freunde sah, witterte er die Chance, an weitere Informationen zu kommen. »Wollen wir dann nicht zusammen essen, wenn wir uns wieder einmal über den Weg laufen?«, schlug er deshalb vor.
    Obwohl sie eigentlich Marlenes Eindrücke des Gesprächs mit dem Zeitungsmitarbeiter noch mal diskutieren wollten, stimmten die Freunde zu. Sie waren gespannt, was der Kommissar Neues in dem Mordfall zu berichten hatte.
    »Und, wie laufen die Ermittlungen?«, erkundigte sich Haie deshalb unvermittelt, nachdem sie Platz genommen hatten.
    »Schleppend«, gestand Thamsen. Er verfolge zwar gerade eine heiße Spur, erzählte er und berichtete von dem Zettel, den er in Lorenzens Jackett gefunden hatte, aber noch sei der oder die Verfasserin der Zeilen nicht gefunden. »Angeblich hatte er eine Freundin, aber bisher fehlt von der Dame jede Spur.«
    »So«, bemerkte Tom verwundert. »Ich habe sie gestern auf der Bank getroffen.« Er beugte sich etwas weiter über den Tisch. »Man munkelt, sie sei hinter seinem Geld her gewesen.«
    Thamsen wurde hellhörig. Bestand zwischen dieser Frau und dem Stück Papier womöglich ein Zusammenhang? »Kennen Sie ihren Namen?«
    Tom zuckte mit den Schultern. Er hatte mitbekommen, wie der Filialleiter sie mit Frau Lemke verabschiedete.
    »Der Vorname dürfte rauszukriegen sein.«

     
    *
    Funke stieg aus seinem Wagen und streckte sich. Seit über einer Stunde hatte er in dem Golf auf einem Feldweg im Schutze einer Hecke gesessen und das Grundstück der Bendixens beobachtet. Bisher hatte sich aber nichts getan.
    Er gähnte und betrachtete die Felder um ihn herum. Der Himmel hing an diesem frühen Morgen voll regenschwerer grauer Wolken, dennoch war die Sicht relativ klar. Er genoss die Weite, an deren Horizont sich in beinahe alle Richtungen das Meer erahnen ließ. Björn Funke war auf Pellworm geboren und aufgewachsen. Nur während der dreijährigen Ausbildungszeit hatte er die Insel verlassen und war froh,

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