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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Aber meine Mutter ist dement und manchmal benimmt sie sich wie ein kleines Kind«, erklärte sie das Verhalten der Alten. Sie sei lediglich fünf Minuten außer Haus gewesen. Nur mal eben um die Ecke zum Briefkasten. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass so etwas passiert.«
    »Halb so schlimm«, tat Thamsen den Vorfall ab. Außerdem habe er seinen Besuch nicht angekündigt. Die Tochter der Demenzkranken tat ihm leid. Sicherlich war es nicht einfach, mit der alten Frau unter einem Dach zu wohnen.
    »Wegen der Gardine bin ich aufmerksam geworden«, begründete er sein Erscheinen und stellte sich anschließend erst einmal vor. »Ist Ihnen in der letzten Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Ja, haben Sie den Mörder denn nicht überführt?« Die junge Frau schien überrascht. Scheinbar hatte sie von der Festnahme Sönke Matthiesens gehört.
    Aber Thamsen durfte und wollte nicht über den Stand der Ermittlungen sprechen und beantwortete die Frage nur ausweichend, indem er äußerte, man müsse noch ein paar Ungereimtheiten klären, ehe man den Täter tatsächlich überführen konnte.
    »Was war denn Herr Lorenzen für ein Nachbar?«, wechselte er schnell das Thema. Er erhoffte sich Neuigkeiten in Bezug auf das Opfer. Wenn man quasi Tür an Tür lebte, bekam man voneinander oft mehr mit, als einem lieb war. Sicherlich konnte die junge Frau ihm einiges über Lorenzens Lebenswandel erzählen.
    »Man darf ja nicht schlecht über die Toten sprechen«, begann diese auch sogleich mit einem ausschweifenden Bericht. Aber arrogant sei er gewesen, der feine Herr Nachbar. Nicht einmal gegrüßt habe er. Und dann diese ständigen Frauenbesuche. Wie im Taubenschlag sei es bei ihm zugegangen. »Aber warten Sie«, die Frau stockte kurz, »in der letzten Zeit scheint er eine feste Freundin gehabt zu haben. Da kam eigentlich immer nur noch die eine.« Die Nachbarin konnte die Dame äußerst gut beschreiben. Ganz offensichtlich hatte sie das Treiben auf dem Nachbargrundstück aufmerksam beobachtet.
    Für Thamsens Ermittlungen war das natürlich von Vorteil, aber er wusste nicht, ob er sich privat auch eine solch aufmerksame Umgebung wünschte. Offenbar blieb hier nichts verborgen. Obwohl, was wusste er schon davon, was seine Nachbarn sich über ihn erzählten?
    Er bedankte sich für die Auskünfte und ging zum Haus von Arne Lorenzen. Im Rücken die Blicke der Frau, die jede seiner Bewegungen genauestens verfolgte.
    Das amtliche Siegel am Eingang war durchbrochen. Wer war in dem Haus gewesen und was hatte er gewollt? Es musste jemand gewesen sein, der Zugang hatte, denn die Tür war abgeschlossen. Ob die Eltern vielleicht irgendwelche Unterlagen wegen der Beerdigung benötigt hatten? Er schüttelte seinen Kopf, während er den Schlüssel aus seiner Hosentasche angelte. Die beiden hätten ihn sicherlich vorher angerufen und wären nicht einfach in das versiegelte Haus ihres toten Sohnes eingedrungen. Es musste jemand anderes hier gewesen sein. Vielleicht die Freundin, von der die Nachbarin berichtet hatte?
    Thamsen trat in den Flur und blieb einen Moment vor dem faszinierenden Bild stehen, ehe er das Wohnzimmer betrat und sich auf das Sofa setzte. Kurz ließ er die Atmosphäre der Umgebung auf sich wirken, bevor er sich ein Regal mit gerahmten Fotos näher ansah. Er stand auf und machte ein paar Schritte auf das Bord zu.
    Auf einem Bild waren Arne Lorenzens Eltern zu sehen, daneben stand das Porträt einer älteren Dame. Wahrscheinlich die Oma, vermutete Thamsen. Ein anderes Foto zeigte den Banker in einem Porsche Cabrio, auf dessen Motorhaube sich eine rassige Frau mit langen dunklen Haaren rekelte. Guter Geschmack, urteilte er, als er die Dunkelhaarige betrachtete. Derart attraktiv hatte er sich die Freundin nach der Beschreibung der Nachbarin nicht vorgestellt. Wenn die Frau auf dem Bild überhaupt die war, die in der letzten Zeit eine vermutlich feste Beziehung zu Arne Lorenzen gepflegt hatte. Unter dem Regal befand sich ein schmaler Schrank mit mehreren Schubladen. Thamsen zog sie nacheinander auf und erkundete ihren Inhalt. Aber außer ein paar Werbegeschenken der Bank, alten Ansichtskarten und Zeitschriften enthielten sie nichts Interessantes.
    Im Schlafzimmer öffnete er den Kleiderschrank und durchstöberte die Garderobe des Verstorbenen. In breiten Fächern befanden sich auf der rechten Seite teure Markenpullover, Jeans und T-Shirts, während auf einer Kleiderstange links fein säuberlich die Anzüge hingen. Thamsen ließ den

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