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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Freundin und ging sicherlich davon aus, Marcel habe ihr darüber nichts erzählt.
    Der Kollege habe kaum noch gearbeitet und wenn, dann nur mistige Texte verfasst, redete die Zeitungsmitarbeiterin sich richtig in Rage. Und dann dieser Nachruf. Auf unerklärliche Weise war es Marcel gelungen, ihn in die Ausgabe zu bringen. Und jeder habe gewusst, dass er ihn verfasst hatte. »Unsereins wäre ja für so etwas geflogen, aber der …«, zischte sie giftig.
    »Aber was war denn das für ein Nachruf?«
    Nachruf sei sicherlich in diesem Fall nicht die richtige Bezeichnung für das, was ihr Kollege da zu Papier gebracht habe, räumte Jutta Mahler ein. Sie habe doch sicherlich von dem toten Banker gehört, der vor Pellworm im Watt angespült worden war. Marlene nickte. Marcel habe ziemlich miese Zeilen über ihn geschrieben. Von wegen der Berater habe jeden belogen und betrogen und keiner würde um ihn trauern.
    »Ach so«, entgegnete Marlene. Marcel habe ihr davon erzählt. »Aber das hat er nur wegen seiner Großmutter geschrieben. Die hat nämlich durch den Anlageberater all ihr Geld verloren.«
    »Warum auch immer er es getan hat – so etwas macht man nicht.« Frau Mahler rückte energisch die Brille zurecht, ehe sie sich wieder ihrem Bildschirm zuwandte. »Wir sind schließlich ein seriöses Blatt.«

18. Kapitel
    »Sie hatten mich herbestellt.« Claudia Lemke stand in der Tür zu Thamsens Büro. Sie trug eine knallenge schwarze Jeanshose und dazu ein rotes, tief ausgeschnittenes Top. Nicht gerade die passende Trauerbekleidung.
    »Ja.« Er sprang von seinem Stuhl auf und stürmte förmlich auf sie zu.
    Sie beobachtete die hektische Begrüßung und musterte ihn von oben bis unten, bis ihr Blick auf der Höhe seines Schoßes hängen blieb. Verlegen hielt er inne und spürte, wie ein heißer Blitz seinen Unterleib durchfuhr.
    »Ja«, murmelte er nochmals, »wollen Sie einen Moment Platz nehmen? Ich könnte uns einen Kaffee besorgen.« Obwohl sein Schreibtisch vor Akten überquoll, wollte er möglichst viel Zeit mit dieser Frau verbringen und war folglich mehr als enttäuscht, als sie entgegnete, sie hätte gedacht, es würde sich um eine schnelle Angelegenheit handeln.
    »Aber ja doch«, versicherte Thamsen. Er wollte ihr gegenüber nicht als Lügner dastehen, hatte er ihr doch gesagt, bei der Sicherstellung ihrer Fingerabdrücke handele es sich lediglich um einen kurzen Routinevorgang. »Wir können gleich rübergehen.« Er ließ ihr den Vortritt und bewunderte ihren knackigen, apfelförmigen Po, den die enge Jeans vorteilhaft betonte.
    Der Raum, der erkennungsdienstlichen Zwecken diente, war klein, aber praktisch eingerichtet. Thamsen holte aus einer Schublade ein Blatt zur Erfassung der Abdrücke und eine Gummiwalze. Seine Hand zitterte leicht, als er Claudia Lemkes Finger der Reihe nach zwischen der Farbrolle und dem Dokument hin und her führte.
    »So, fertig«, sagte er, nachdem er den letzten Abdruck auf dem Papier festgehalten hatte und ihr ein feuchtes Tuch zur Beseitigung der Farbreste reichte, »nun müssen wir nur noch ein Foto von Ihnen machen.«
    »Hm?« Die rassige Frau zeigte sich erstaunt. »Wofür das denn?«
    »Für die Akte«, antwortete er schnell und drehte sich zur Kamera. Hoffentlich bemerkte sie seine Lüge nicht. Es war nämlich überhaupt nicht erforderlich, von Claudia Lemke ein Lichtbild anzufertigen, aber er wollte unbedingt ein Foto von ihr. Diese Frau faszinierte ihn. Und er hatte Glück. Ohne die Sache weiter zu hinterfragen, stellte sie sich vor die eierschalenfarbene Leinwand, wo er ihr Profil ins Visier nehmen konnte. Was für eine Frau, dachte er, während er mehrere Male auf den Auslöser drückte.
    »So, das war’s«, sagte er, als er sie von allen Seiten abgelichtet hatte.
    »Jetzt könnte ich vielleicht einen Kaffee vertragen«, bemerkte Claudia Lemke nach der Prozedur. Thamsens Herz machte einen Hüpfer.
    »Sehr gern.«
    Er organisierte in der Gemeinschaftsküche zwei Becher des schwarzen Getränks und balancierte diese in sein Büro. Claudia Lemke saß bereits auf einem der Stühle vor seinem Schreibtisch. Als er ihr die Tasse reichte, schlang sie ihre Hände darum, als wolle sie sich daran wärmen.
    »Wissen Sie, es ist natürlich ein großer Schock für mich«, erklärte sie schüchtern, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. »Wie ist Arne denn eigentlich tatsächlich umgekommen?« Sie kenne nur die Fakten aus der Zeitung. Er sei der Erste von der Polizei, der sie wegen

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