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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
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und feierlich überreicht.
    Damals. Das schien so lange her. Dabei waren seit dem Fest noch nicht einmal zwei Jahre vergangen. Und doch arbeiteten die meisten der Leute nicht mehr für ihn – und das nicht, weil sie unzufrieden waren und sich einen neuen Job gesucht hatten, nein, sondern weil er sie entlassen hatte. Entlassen musste.
    Was hatte er nur getan? Er schüttelte seinen Kopf. Die Firma pleite, die Männer, für die er die Verantwortung getragen hatte, ohne Job und seine Ehe war so gut wie ruiniert. Und alles seine Schuld. Wenn er doch nur die Zeit zurückdrehen könnte. Alles ungeschehen machen. Die Lügen und Betrügereien. Noch einmal von vorne anfangen. Aber dafür war es zu spät. Inken ahnte längst, dass er eine andere hatte. Und selbst, wenn sie es nicht wusste, so wie er sie in der letzten Zeit behandelt hatte, würde sie sicherlich keinen Neubeginn mit ihm wagen. Und die Firma war auch nicht mehr zu retten. Wenngleich er das anfangs noch geglaubt und all seine Hoffnung in diesen Unternehmensberater gesteckt hatte. Seine Fehler waren nicht wiedergutzumachen. Insbesondere nicht …
    Das schrille Läuten des Telefons ließ ihn aufschrecken. Einen kurzen Moment fühlte er sich vor Schreck wie gelähmt, bis er endlich zum Hörer griff und abhob.
    »Bist du allein?«, zischte ihm die Stimme von Michaela Bendixen aus der Muschel entgegen.
    »Ja.«
    »Die Polizei war hier.« Sönke schluckte. »Und was hast du ihnen gesagt?«
    Was solle sie ihnen schon gesagt haben, antwortete Michaela Bendixen bissig auf seine Frage. Er könne sich ja wohl vorstellen, wie unangenehm es gewesen sei, als der Dorfsheriff bei ihnen vor der Tür stand. Und Jens wisse jetzt natürlich auch Bescheid, oder zumindest denke er sich seinen Teil. Schließlich könne er ja eins und eins zusammenzählen. Aber woher wusste die Polizei von ihr?
    »Hast du ihnen etwa von mir erzählt?«
    »Na ja«, druckste Sönke herum. »Ich brauchte ein Alibi.«
    »Ein Alibi? Wieso das denn? Hast du etwas mit dem Mord zu tun?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?« Michaela Bendixen war misstrauisch. Sie wusste plötzlich nicht mehr, was sie glauben sollte. Seitdem Funke bei ihr aufgetaucht war, schien ihre Welt aus den Fugen geraten zu sein. Obwohl, ganz in Ordnung war sie vorher auch nicht gewesen. Sie liebte Jens schon lange nicht mehr. Hatte sich nach einem Abenteuer, etwas Aufregendem gesehnt. Als sie Sönke begegnete – das war in dem Getränkemarkt am Nordermitteldeich in dem sie als Aushilfe arbeitete und den er regelmäßig belieferte –, war sie sofort hin und weg von ihm. Nicht eine einzige Minute lang hatte sie gezögert und keinen Gedanken daran verschwendet, was für Konsequenzen eine Affäre haben könnte, als sie sich an den Spediteur herangemacht hatte. Und Sönke war sofort auf ihr eindeutiges Angebot angesprungen, wahrscheinlich, weil er sich in einer ähnlichen Situation befand. Anfänglich hatten sie im Lkw miteinander geschlafen, später dann Jens’ Abwesenheit genutzt.
    Der Sex mit Sönke war richtig gut. Geradezu göttlich. Sie hatten einen irren Rhythmus gefunden, der sie beide schnell zu einem gemeinsamen Höhepunkt trieb. Er verstand es einfach, eine Frau zu befriedigen. Ihr Körper war unter seinen Händen zu Höhenflügen in der Lage, von denen sie nie zu träumen gewagt hatte.
    Bei Jens gab es nur durchschnittlichen Sex. Schnell ausziehen, am besten Licht aus und dann immer in der Missionarsstellung. Zwei, maximal drei Minuten dauerte es, bis er keuchend über ihr zusammenbrach und anschließend angeblich erschöpft neben ihr einschlief. Sie selbst hatte nie einen Orgasmus, aber das schien er nicht zu merken. Kaum hatte er sich von ihr weggerollt, konnte sie sein zufriedenes Grunzen vernehmen, das innerhalb weniger Augenblicke in ein lautes Schnarchen wechselte.
    Mit Sönke war das ganz anders. Ihm schien es wichtig, dass auch sie auf ihre Kosten kam. Oft stimulierte er sie mit seiner Zunge, bevor er in sie eindrang, um sie mit schnellen, harten Stößen zum Höhepunkt zu peitschen. Und das meist mehrere Male hintereinander.
    Allerdings hatten sie sich ansonsten kaum füreinander interessiert. Zwar hätte sie Funke gegenüber am liebsten ihre Hand für Sönke ins Feuer gelegt, aber sicher war sie sich nicht, ob er nicht etwas mit dem Mord zu tun haben könnte. Sie kannte ihn eigentlich nicht, wusste nicht, wann er von der Insel abgereist bzw. wann er überhaupt angekommen war. Vielleicht hatte er tatsächlich den Mann

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