Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
Baumwolle ausgestopft. Ich balle meine rechte Hand zur Faust, öffne sie wieder und frage mich, ob etwas gebrochen ist.
Auf der Bank gegenüber schläft ein Betrunkener. Er hat sich meine Decke geklaut und als Kopfkissen benutzt, aber ich werde nicht darum streiten. Jetzt schnarcht er, und mit jedem Atemzug flattern seine Lippen schnaubend.
Ich weiß nicht, wie spät es ist. Man hat mir meine Armbanduhr zusammen mit meinem Gürtel und den Schnürsenkeln abgenommen. Hin und wieder hört man Schritte im Gang, die Beobachtungsklappe wird geöffnet, fremde Augen sehen mich an. Nach ein paar Sekunden wird die Klappe wieder geschlossen, und ich starre weiter in das Licht an der Decke und grüble über Pech und falsche Entscheidungen, die mich hierhergebracht haben. Woher kam sie, diese Gewalt, die in mir hochgekocht ist?
Ich bin ein intelligenter, rationaler, zivilisierter Mann, aber
das Blut auf meinem Hemd sagt etwas anderes. Was ich getan habe, war dumm. Rücksichtslos. Falsch. Aber ich bereue es nicht. Ich tue mir auch nicht selber leid. Ich hätte ihn töten können. Ich wollte ihn töten.
Ich ziehe mein Hemd aus, rolle es zusammen, schiebe es unter meinen Kopf und lege die Arme über die Augen.
Ich höre Ronnie Crays Stimme schon, bevor sie hereinplatzt wie ein Elefant in eine Telefonzelle. Ich erwarte, dass sie meine Freilassung bereits veranlasst hat. Stattdessen werde ich von der Arrestzelle in ein Vernehmungszimmer geführt. Sie zieht sich einen Stuhl heran. »Haben Sie versucht, ihn umzubringen ?«
»Ich glaube nicht.«
»Vielleicht möchten Sie das noch einmal umformulieren.«
»Okay. Nein.«
»Er hat ausgesagt, dass Ihrem Angriff keinerlei Provokation vorausgegangen wäre. Er sagt, Sie hätten seine Frau belästigt, und als er zu Ihnen gekommen sei, um sich darüber zu beschweren, hätten Sie ihn angegriffen.«
»Er ist bei mir eingebrochen.«
»Es gab keinerlei Spuren für ein gewaltsames Eindringen.«
»Er hat den Schlüssel gefunden.«
»Er hat gesagt, Sie hätten ihn hereingebeten.«
»Das ist lächerlich! Ellis hat Sienna Hegarty verführt. Und er hat es auch bei anderen Mädchen versucht.« Ich bringe es nicht über mich, Charlies Namen zu erwähnen. »Seine Frau ist vor vier Jahren verschwunden. Sie hieß Caro Regan …«
»Ich weiß alles über Caro Regan«, sagt DI Cray.
Die Feststellung lässt mich verstummen.
»Gucken Sie nicht so überrascht, Professor, und behandeln Sie mich nicht wie einen Constable in der Probezeit, der noch feucht hinter den Ohren ist und Scheiße nicht von Schuhcreme unterscheiden kann. Ich habe Gordon Ellis überprüft, sobald sein Name in der Hegarty-Ermittlung aufgetaucht ist.«
»Und was ist dabei herausgekommen?«
»Er hatte ein Alibi. Natasha Ellis sagt, dass ihr Mann den ganzen Abend zu Hause war.«
»Sie deckt ihn.«
»Schon möglich.«
»Ich habe mit Sienna gesprochen. Sie hat sich mit Ellis getroffen. «
»Hat sie ihn namentlich beschuldigt?«
»Ich beschuldige ihn.«
»Wir wissen beide, dass das nicht dasselbe ist. Wenn sie keine Aussage macht, kann ich nichts unternehmen.«
»Sie ist vierzehn.«
»Teenager entwickeln ständig ungesunde Schwärmereien für ihre Lehrer. Manchmal reden sie sich ein, es sei Liebe. Manchmal reden sie sich ein, diese Liebe würde erwidert.«
»Sie war schwanger. Ellis war der Vater.«
»Können Sie das beweisen?«
»Nein.«
»Es ist also eine Theorie. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden, Professor. Ich kümmere mich um Fakten und Sie um Theorien. Wir haben Ellis’ DNA mit den Spermaflecken auf Sienna Hegartys Laken verglichen. Keine Übereinstimmung. Und Sie hatten DS Abbott gebeten, sich Siennas E-Mail-Konten und die Unterlagen ihrer Telefongesellschaft anzusehen. Es gab keine einzige Mail oder SMS an oder von Gordon Ellis. Keine Liebesbriefe, Nachrichten oder Fotos. Niemand hat die beiden zusammen gesehen oder mitgehört, wie sie miteinander geredet haben…«
»Danny Gardiner hat sie gesehen.«
»Und Ellis wird sagen, dass er Sienna zu ihrem Therapeuten gebracht hat. «
»Ray Hegarty hat sich bei der Schule beschwert.«
»Die Sache wurde untersucht und zu den Akten gelegt.«
»Das ist doch alles Mist!«
DI Cray steht auf und beginnt, im Raum auf und ab zu laufen. »Sie gehen das total verkehrt an, Professor. Ich weiß, dass Gordon Ellis eine menschliche Kloake ist – vielleicht hat er sogar Prügel verdient, aber Sie sind zu nah dran.«
»Was soll das heißen?«
»Sienna ist die beste
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