Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
Handtäschchen-Duell direkt vor mir.«
»Du musst mir helfen. Meine Tabletten. Die Polizei will sie mir nicht geben. Ich brauche sie aber dringend.«
»Überlass das mir.«
Zurück in der Zelle warte ich zuckend, misstrauisch beäugt von dem Betrunkenen. Wenn ich meine Knöchel gegeneinanderpresse, kann ich meine Beine manchmal stillhalten. Aber wenn ein Teil meines Körpers beruhigt ist, bedeutet das nur, dass die Energie sich in einem anderen Bahn bricht.
Eine Stunde vergeht, bis der junge Constable die Tür aufschließt, in der Hand ein Glas Wasser und das Fläschchen mit meinen Tabletten. Ich schaffe es, sie auf die Zunge zu legen, verschütte jedoch bei dem Versuch, einen Schluck zu trinken, jedes Mal Wasser, bis ich die Tabletten trocken herunterwürge, bevor ich mich auf die Bank setze und warte, dass die Zuckungen abklingen.
»Ihr Anwalt ist unterwegs«, sagt der Constable.
»Ich habe keinen Anwalt.«
»Jetzt haben Sie einen.«
Zwei Stunden vergehen. Dann werde ich nach oben in ein Vernehmungszimmer geführt. Noch bevor ich es betrete, erkenne ich den Süd-Londoner Akzent und den von Flüchen gespickten Wortschwall Eddie Barretts. Bei dem Mann kann ein Lächeln glatt als Beleidigung rüberkommen. Ruiz muss ihn angerufen haben.
Eddie ist ein Strafverteidiger, der den Ruf genießt, Zeugen und Geschworene nach Bedarf schikanieren oder umschmeicheln zu können. Den Spitznamen »Bulldogge« hat er sich schon vor Jahren verdient, ob nun wegen seiner untersetzten Statur und seinem großspurigen Gang oder wegen seiner leidenschaftlichen Liebe für alles Britische. (Sein Klingelton ist »Land of Hope and Glory«, und angeblich trägt er Union-Jack-Unterwäsche.)
»Na, sieh mal einer an, wer sich hat verhaften lassen – der Hugh Grant des Seelenklempnergewerbes. Wenn man es denn ein Gewerbe nennen kann. Na ja, was gut genug ist für Nutten … «
Als ob ich in der Stimmung dafür wäre.
Eddie liest meinen Gesichtsausdruck und fordert mich auf, Platz zu nehmen. Er setzt sich auf den Stuhl gegenüber und spreizt die Schenkel, als ob seine Eier die Größe von Grapefruits hätten. »Lassen Sie uns das fix erledigen, Britney, ich versäume meinen Schönheitsschlaf. Ich hoffe, Sie haben noch nichts gestanden … oder irgendwelche Aussagen unterschrieben.«
»Nein.«
»Gut. Werden Sie ordentlich behandelt?«
Ich nicke und starre auf seine Uhr. Es ist nach Mitternacht. Er muss mit dem Wagen aus London gekommen sein.
» Okay, das ist unser Plan, Oprah. Ihr Fall wird morgen aufgerufen. Wir äußern uns nicht zur Anklage. Ich beantrage Freilassung auf Kaution, was eine Formalie sein sollte. Haben Sie irgendwelche Ersparnisse?«
» Eigentlich nicht.«
»Eine Familie, die eine Bürgschaft stellen kann.«
»Meine Eltern vielleicht.«
» Gut.«
Eddie fängt an, sich Notizen zu machen. Er fragt mich nach Julianne und den Mädchen, nach meinem Job und ob ich Mitglied in einer wohltätigen Organisation bin.
»Sind Sie je zuvor festgenommen worden?«
»Ein Mal. Es war ein Missverständnis.«
Eddie verdreht die Augen und macht sich eine Notiz.
»Können Sie es schaffen, dass das Verfahren eingestellt wird?«, frage ich.
»Sie haben nicht an eine Telefonzelle gepinkelt, Professor.«
»Er ist in mein Haus eingedrungen.«
»Und Sie haben versucht, ihm den Kopf abzuschlagen.«
»Aber da lässt sich doch sicher irgendein Deal machen?«
»Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Dorothy, wir sind nicht mehr in Kansas.«
Eddie steht auf und sortiert sein Gemächt, bevor er seinen Regenmantel über den Arm wirft.
»War’s das?«
»Fürs Erste.«
»Wollen Sie nicht wissen, was passiert ist?«
»Im Moment will ich vor allem ein breites Doppelbett, ein fettes Porterhouse-Steak und eine Minibar. Und Sie werden das alles bezahlen.«
Er nimmt seinen Koffer, klappt ihn auf, legt den Notizblock hinein und lässt den Deckel wieder zuschnappen.
»Der Typ, den Sie zusammengeschlagen haben, brauchte übrigens eine Bluttransfusion und musste mit dreißig Stichen genäht werden. Ich hoffe, er hatte es verdient.«
31
Im Licht der Sonne, das unvermutet zwischen den dunklen Wolken hervorbricht, sieht der Bristol Crown Court aus wie frisch gestrichen. Ich lehne meine Stirn an die Scheibe des Polizeitransporters und beobachte Gruppen bibbernder Arbeiter, die in den Hauseingängen rauchen.
Der Transporter muss an einer Sicherheitsschranke der Polizei halten. Die Straße ist an beiden Enden abgesperrt, Polizeikräfte in
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