Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
seiner rechten Wange klafft ein dunkelroter Kratzer unter einem Bluterguss. Ellis schnieft und wischt sich die Nase mit der Hand ab.
Ich sehe seine erweiterten Pupillen, die das wenige Licht mit aller Macht einfangen wollen.
»Was hatten Sie denn damit vor?«, fragt er und zeigt auf den Schürhaken.
»Den wollte ich Ihnen über den Schädel ziehen.«
»Ich hatte Sie gar nicht für einen gewalttätigen Mann gehalten. «
»Sie sind unbefugt in mein Haus eingedrungen.«
Sein träges Lächeln wird langsam breiter. »Mache ich Ihnen Angst?«
»Nein.«
»Es ist okay, Angst zu haben.«
»Ich habe keine Angst.«
Langsam trägt er den Stuhl zurück an den Tisch. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich setze?«
»Ja.«
»Das ist aber nicht sehr höflich.«
»Was wollen Sie?«
»Ich will, dass Sie aufhören, meine Frau zu belästigen.«
»Ich habe ihr einige Fragen gestellt.«
»Dazu hatten Sie kein Recht. Ich möchte nicht, dass Sie noch einmal in ihre Nähe kommen.«
»Weiß sie von Sienna Hegarty?«
Ellis schließt die Augen, als würde er meditieren. »Was hat das junge Mädchen gesagt?«
»Dass Sie Sex mit ihr hatten.«
»Sie lügt.«
»Warum sollte sie?«
»Sie schämt sich, sie ist wütend. Sie hat ein Mal versucht mich zu küssen, als ich sie nach dem Babysitten nach Hause gebracht habe. Ich habe sie zurückgewiesen und ihr ein paar harsche Worte gesagt. Vielleicht habe ich ihre Gefühle verletzt. «
»Da sagt Sienna etwas anderes.«
»Wie schon gesagt, sie lügt.«
Er ist ein großspuriges, selbstgefälliges Arschloch. Ich will das Grinsen aus seinem Gesicht wischen.
»Sie haben mir neulich erzählt, dass das Unterrichten ein Prozess der Verführung sei. Sie haben Ihre Schüler zum Lernen verführt. Und Sienna zu viel mehr.«
»Nein.«
»Sie war etwas Besonderes für Sie.«
»Alle meine Schüler sind etwas Besonderes.«
»Ja, aber manche mehr als andere. Hin und wieder tritt aus dem Rudel ein Mädchen hervor, das Ihr spezielles Interesse weckt. Sie ist nicht die Beste, Intelligenteste oder Hübscheste – aber sie hat etwas, das sie für Sie attraktiv macht. Eine Schwäche, die Sie ausbeuten können, oder eine Arroganz, die Sie bestrafen wollen.«
Ellis schüttelt den Kopf. »Es ist ihre Schwärmerei, nicht meine.«
»Ich wette, Sie können sich noch daran erinnern, wie Sie Sienna zum ersten Mal gesehen haben. Zunächst ist sie Ihnen von Weitem aufgefallen – vielleicht, als sie durch das Schultor kam oder einen Flur hinunterging. Sie hob sich von den anderen Mädchen ab. Sie war selbstbewusst. Stark sexualisiert. Kokett. Und gleichzeitig hatte sie etwas Verletzliches. Beschädigtes. Sie dachten, dass sie möglicherweise zu Hause missbraucht oder in der Schule gemobbt wurde. Sie haben ihr Potenzial als Spielzeug erkannt.«
»Ich habe ihr Potenzial als Schauspielerin erkannt.«
»Sienna war sich nicht einmal bewusst, dass sie verführerisch war. Das geht jungen Mädchen häufig so. Sie tun so, als ob. Sie üben. Sie machen Fehler.«
»Ich habe sie gefördert. Ich kenne die Grenzen.«
»Genau. Sie haben sich eingeredet, dass Sie nur Ihren Job machen. Seelsorgerische Zuwendung ist sehr wichtig. Sie haben mit ihr über ihre Probleme zu Hause gesprochen … die unerwünschte
Aufmerksamkeit durch ihren Vater. Sie haben sie getröstet, ihr Knie getätschelt, ihre Hand gedrückt.«
»Das muss ich mir nicht anhören«, empört Ellis sich.
»Sie haben Anlässe gefunden, sie alleine zu sehen – an einem verschwiegenen, geheimen Ort, wo Sie ihr zeigen konnten, wie sehr sie Ihnen am Herzen lag, wie gut Sie sie verstehen konnten und dass Sie sie beschützen wollten. «
»Sie sind krank!«
»Sie haben ihr gesagt, dass sie schön ist. Sie hat Ihnen geglaubt. «
»Sie lügt. Es gibt nicht den Fetzen eines Beweises, der ihre Geschichte untermauern würde.«
»Zuerst habe ich nicht begriffen, wie Sie es schaffen, es geheim zu halten. Und dann habe ich mich daran erinnert, wie Sie Sienna auf der Probe kritisiert haben. Damit zerstreuen Sie jeden Verdacht — Sie haben auf ihr rumgehackt, sie bestraft, und sie hat mitgespielt. «
»Sie sind pervers!«
» Oh, nicht ich bin pervers, Gordon, ich weiß alles über Sie. Ich weiß, wie Sie es getan haben. Ich weiß, warum Sie es getan haben. Sie waren in der Schule der fette, schielende Außenseiter, der gehänselt und gepiesackt und verspottet wurde. So jemanden gibt es auf jedem Schulhof. Wie hat man Sie genannt? Fettklops ? Dickerchen? Wie viel
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