Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
Freundin Ihrer Tochter. Sie sind emotional verstrickt.«
»Sie glauben, ich würde irrational reagieren.«
»Sie haben gerade einen Mann halb totgeschlagen.«
»Jemand hat mich von der Straße gedrängt. Jemand hat meinen Hund getötet. Jemand hat mich verfolgt.«
Noch während die Worte über meine Lippen kommen, wird mir bewusst, dass ich paranoid klinge. Ich sollte besser mit Argumenten kommen.
Cray zuckt die Achseln und blinzelt. »Also ist irgendjemand sauer auf Sie. Ich kann mir vorstellen, wie das passieren kann. Man wirft Ihnen schwere Körperverletzung vor.«
»Er ist bei mir eingebrochen!«
»Er war unbewaffnet, und Sie haben mit unangemessener Gewalt reagiert.«
Sie wendet sich zur Tür um und klopft zweimal dagegen.
»Wollen Sie, dass ich Ihrer Frau Bescheid sage, oder kriegen Sie das alleine geregelt?«
»Tun Sie mir bloß keinen Gefallen.«
Mein Sarkasmus ärgert sie. »Wie Sie wollen. Morgen früh müssen Sie vor Gericht erscheinen. Besorgen Sie sich einen Anwalt. «
Der Betrunkene redet im Schlaf und ringt mit seiner Sucht. Ich liege auf meiner Holzbank und kann meine Selbstverachtung förmlich schmecken. Man hat meine Fingerabdrücke genommen, mich fotografiert und mir bei einer Leibesvisitation die Arschbacken auseinandergezogen. Ich bin den Namenlosen, Ungebildeten und Unfähigen zugesellt worden, eingesperrt in
einer Arrestzelle, gedemütigt und erniedrigt. Wenn es je einen Punkt gab, an dem deutlich geworden ist, wie sehr mein Leben auseinandergefallen ist, dann ist es dieser.
Gordon Ellis hat mit Sienna Hegarty geschlafen, und Ray Hegarty ist dahintergekommen. Rechtfertigte das seine Ermordung ? Motive gibt es wie Sand am Meer. Vielleicht haben Sienna und Ellis den Mord auch gemeinsam geplant. Beide hatten Grund, Ray Hegarty aus dem Weg zu wünschen.
Das Gewicht des Tages lastet wie ein Fieber auf mir, und meine Gedanken schweifen. Jedes Glied meines Körpers schmerzt vor Erschöpfung, jede Faser und Haarwurzel. Der Schlaf ist ein Segen.
Irgendwann in den folgenden Stunden fangen mein Kopf und meine Arme an, unkontrolliert zu zucken. Die Wirkung meiner Medikamente ist abgeklungen, und Mr. Parkinson, der grausame Puppenspieler, zupft an meinen Fäden und verbiegt meinen Körper in unmenschliche Posen.
Ich schlage mit der flachen Hand gegen die Zellentür und warte. Niemand antwortet. Der Betrunkene dreht sich um und sagt, ich soll ruhig sein. Ich schlage noch einmal gegen die Tür.
Ich spürte das Zucken meiner Gliedmaßen, mein Körper verrenkt sich in einem seltsamen Tanz ohne Musik oder erkennbaren Rhythmus. Mein Kopf wippt und pendelt, meine Arme verschlingen sich, meine Beine zucken unaufhörlich. Der Betrunkene öffnet erst das eine und dann das andere Auge und reißt beide weit auf. Er rappelt sich hoch, zieht sich in eine Ecke zurück und bekreuzigt sich.
»Was ist los mit Ihnen, Mann? Haben Sie einen Herzinfarkt ?«
»Nein.«
»Sind Sie besessen?«
»Ich habe Parkinson.«
Die Klappe geht auf, und ein junger Constable blickt in die Zelle.
»Er ist besessen, Scheiße noch mal«, brüllt der Betrunkene.
»Ich brauche meine Medikamente«, erkläre ich.
»Schaffen Sie ihn hier raus! Er macht mir Angst.«
»Ich habe Parkinson.«
Der junge Constable sagt mir, dass ich mich setzen soll. »Wir dürfen keine Medikamente ausgeben.«
»Ich habe sie verschrieben bekommen. Sie sind in meinem Mantel.«
»Treten Sie von der Tür zurück, Sir.«
»In einem Plastikfläschchen mit der Aufschrift Levodopa.«
»Ich warne Sie noch einmal, Sir. Treten Sie von der Tür zurück. «
Mit aller Willenskraft zwinge ich mich stillzustehen. Das halte ich ein paar Sekunden durch, bevor es wieder losgeht.
»Ein Telefonanruf. Bitte lassen Sie mich einen Anruf machen. «
Der junge Constable erklärt mir, ich solle warten. Zehn Minuten später kommt er zurück. Ich darf telefonieren.
Der erste Name, der mir einfällt, ist Juliannes, aber niemand nimmt ab. Ich höre Charlies Stimme auf dem Anrufbeantworter. Nach dem Piepen setze ich an zu sprechen, aber dann merke ich, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ich lege auf und rufe Ruiz an.
»Was gibt’s, kluger Mann? Du klingst beschissen.«
»Ich bin im Gefängnis.«
»Was hast du verbrochen? Vergessen, ein Buch aus der Leihbibliothek rechtzeitig zurückzugeben?«
»Ich habe Gordon Ellis verprügelt.«
Ich muss warten, bis er aufgehört hat zu lachen.
»Freut mich, dass du das lustig findest.«
»Ich sehe das
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