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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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unerschütterliches Selbstbewusstsein zu verlieren.
    Julianne spricht weiter. »Harry möchte sich dafür bedanken, dass ich ihm bei einem seiner neuen Häuser bei der Auswahl der Farben behilflich war.«
    »Das ist nett«, sage ich.
    Es folgt ein langes verlegenes Schweigen. Das Schweigen der Trennung. Schlimmer — das Schweigen einer möglichen Scheidung. Ich sehe die Zukunft in einer raschen Bildfolge vor mir aufblitzen. Julianne wird Harry »Grobschlacht« Veitch heiraten
und ihr neues Leben damit verbringen, Farbpaletten für seine McVillas zusammenzustellen. Die Mädchen werden einen neuen Vater haben. Zunächst werden sie ihn nicht mögen, aber Harry wird sie bestechen und sie zum Lachen bringen. Er wird der fröhliche alte Harry sein. Der reiche alte Harry. Ho, ho, ho, Harry. So lacht er: »Ho, ho, ho.«
    »Was hast du gesagt?«, fragt Julianne.
    »Nichts.«
    »Du klangst kurz so wie der Weihnachtsmann.«
    »Entschuldige. Wohin führt er dich aus?«
    »In ein neu eröffnetes Restaurant. Er kennt den Besitzer oder den Chefkoch — irgendwas in der Richtung.«
    »Was ist mit den Mädchen?«
    »Charlie kann auf Emma aufpassen.«
    »Ich mache es.«
    Julianne zieht eine Augenbraue hoch. »Charlie ist alt genug.«
    »Ich weiß.«
    Sie ergreift über den Tisch hinweg meine Hand. »Irgendwann musst du loslassen.«
    Spricht sie von den Mädchen oder von sich?
    »Ich will aber nicht loslassen.«
    Ihre Pupillen werden weit, sie lässt meine Hand los und verschränkt die Arme unter der Brust wie ein Teenager. Ich habe sie aus der Fassung gebracht. Sie wechselt das Thema.
    »Charlie sagt, du hättest Miss Robinson geküsst.«
    »Sie hat mir ein harmloses Küsschen gegeben.«
    »Auf den Mund.«
    »Manche Leute geben eben Küsschen auf den Mund.«
    »Ich mochte das noch nie«, sagt sie in scherzendem Ton. »Es war übrigens Miss Robinson, die vorgeschlagen hat, dass Charlie zum Psychologen geht. Offenbar machen sich einige Lehrer Sorgen um sie.«
    »Mir gegenüber hat Miss Robinson nichts davon erwähnt.«
    »Weil sie mit dir geflirtet hat.«

    Das Schweigen dehnt sich und ist weit unbehaglicher, als es nach so vielen Jahren Ehe sein sollte.
    »Hat Miss Robinson irgendwie erwähnt, ob Sienna zu ihr gekommen ist?«
    Julianne schüttelt den Kopf. »Vielleicht solltest du sie fragen. Lade sie auf einen Drink ein.«
    »Ich will sie nicht einladen.«
    »Sie ist sehr hübsch.«
    »Ja, aber…«
    »Aber was?«
    »Sie ist nicht du .«
    Julianne schüttelt wieder den Kopf und leert ihr Weinglas. »Es war nett, Joe. Mach es nicht kaputt.«
    Sie ruft einen Kellner, bittet um ihren Mantel, beugt sich vor und lässt sich küssen – auf die Wange, nicht auf den Mund.
    Im selben Atemzug zögert sie und blickt über meine Schulter.
    »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ich weiß nicht genau.«
    Ich folge ihrem Blick. An der Straßenecke steht ein Mann und schaut in unsere Richtung. Er ist blass mit einem spitzen Gesicht, die dunklen pomadisierten Haare in Strähnen zurückgekämmt, die an seiner Kopfhaut kleben wie Konturen einer Landkarte. Die Tätowierungen auf seinen Unterarmen sind mit den Jahren zu blauen und schwarzen Flecken verblasst, aber am auffälligsten sind die blauen Linien, die wie zwei Kanäle für seine Tränen senkrecht von seinen unteren Augenlidern bis zum Kinn verlaufen.
    Normalerweise neige ich instinktiv dazu, Menschen zu studieren, ihre Körpersprache zu deuten, ihre Kleidung, ihre flüchtige Mimik, um zu verstehen, was sie antreibt und wozu sie fähig sind. Diesmal ist es anders. Ich will diesen Mann nicht bemerken. Ich will weggucken. Ich will ihn ignorieren.
    Julianne starrt ihn an.

    »Er war im Gericht«, sagt sie. »Ich habe ihn auf der Besuchergalerie gesehen.«
    »Heute?«
    »Jeden Tag.«
    Das Schulgelände ist leer, nur eine Sportmannschaft trainiert auf einem Platz, Schüler laufen um Plastikkegel, weitere stehen in Gruppen an der Mittellinie und in den Strafräumen. Ich frage im Sekretariat nach Annie Robinson und werde zu ihrem Büro geschickt. An der Tür klebt ein Zettel, der Besucher informiert, dass sie in der Aula Kulissen für das Musical malt.
    Ich folge einem überdachten Weg vorbei an mehreren Klassenräumen im naturwissenschaftlichen Trakt. Schüler mit Sicherheitsbrillen stehen um Arbeitstische mit Bunsenbrennern und Reagenzgläsern.
    Die Aula selbst liegt im Dunkeln, aber hinter der Bühne brennt Licht. Niemand antwortet, als ich rufe. Ich erklimme eine Seitentreppe, steige über Kabel und

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