Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
geblieben und hat die Wochenenden mit uns verbracht. Heute glaube ich, dass sie es vermieden hat, nach Hause zu gehen. Ich hätte es merken müssen.«
    Als mir die Worte über die Lippen kommen, wird mir bewusst, dass sie ein Echo der inneren Stimme sind, die seit Zoes Besuch in mein Ohr geflüstert hat. Es ist wie ein Soundtrack in meinem Kopf zu den Bildern eines Kindes, das jeden Morgen aufwachte und keine Welt voller Abenteuer und Möglichkeiten sah. Ein Kind, das nicht fröhlich die Treppe hinunterhüpfte, um den neuen Tag zu begrüßen, in dessen strahlendem munterem Gesicht nicht zu lesen stand: »Hey, ist das Leben nicht schön!«
    Annie tritt einen Schritt näher und berührt meine Schulter. »Sie werden verrückt, wenn Sie anfangen, sich dafür die Schuld zu geben.«
    Es liegt ein Knistern in der Luft zwischen uns, und ich stelle mir vor, dass sie mich küsst oder ich sie. Ich male mir aus, über ihre nackte Haut und ihre kleinen dunklen Brustwarzen zu streichen.
    Leicht verlegen tritt sie einen Schritt zurück und flüstert: »So ein gespenstisches Mädchen, so blass und still.«
    »Hatte Sienna einen Therapeuten?«
    Sie nickt.
    »Wussten ihre Eltern davon?«
    »Nein. Sie ist nur unter der Bedingung zu mir gekommen, dass ich verspreche, ihnen nichts zu sagen.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, was ihr Problem war?«

    Annie schüttelt den Kopf. »Sie hat sich einem der Lehrer anvertraut, Gordon Ellis, der sie gedrängt hat, mit mir zu sprechen. « Sie dreht sich um. »Er müsste gleich kommen. Sie könnten mit ihm sprechen.«
    Es klingelt. Charlies Unterricht ist zu Ende.
    Annie wendet sich wieder dem Spiegel zu, überprüft ihre Frisur und nestelt am Kragen ihrer Bluse.
    »Ich glaube, dass ihre Eltern es womöglich trotzdem erfahren haben«, sagt sie.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ihr Vater ist in die Schule gekommen und hat sich beim Direktor beschwert.«
    »Worüber?«
    »Darüber darf ich nicht sprechen.«
    Von außen dringen aufgeregte Stimmen herein, das lärmende Geschrei von Schülern, die ihre Bücher aus Spinden holen und sich auf den Heimweg machen. Annie sieht auf die Uhr. Mit einer ausladenden Geste nimmt sie Pinsel und Farbdose und marschiert Richtung Bühne.
    »Wenn Sie mit Sienna reden, dann… dann …« Sie weiß nicht, was sie sagen soll. »Richten Sie ihr aus, dass wir sie vermissen. «
    Charlie wirft ihre Schultasche auf die Rückbank und lässt sich auf den Beifahrersitz fallen. Ihre Wangen sind rosa vor Kälte, und eine Strähne ihres Haars hat sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst. Plötzlich taucht sie ohne Vorwarnung in den Fußraum ab.
    »Was ist los?«
    »Nichts.«
    Ein Junge geht vor dem Wagen vorbei. Seine gegelten Haare stehen in allen Richtungen von seinem Kopf, und seine Hose sitzt so tief auf der Hüfte, dass ich die Marke seiner Unterhose lesen kann.

    Gesegnet seien meine kleinen X-Chromosomen, dass sie mir nur Mädchen geschenkt haben.
    Charlie hebt vorsichtig den Kopf, vergewissert sich, dass er weg ist, und richtet sich wieder auf.
    »Wer ist er?«
    »Niemand.«
    »Er muss doch einen Namen haben.«
    »Jacob.«
    »Ist Jacob etwas Gutes oder etwas Schlechtes?«
    »Lass gut sein, Dad.«
    »Das heißt, du magst ihn?«
    »Nein!«
    »Und warum hast du dich dann versteckt?«
    Sie verdreht die Augen. Offensichtlich verstehe ich die Teenager-Liebe nicht, die doch erkennbar viel komplizierter ist als die der Erwachsenen.
    Auf dem Nachhauseweg versuche ich, Konversation zu machen. Ich frage Charlie nach ihrem Tag, aber ihre Antworten fallen einsilbig aus. Ja. Nein. Gut. Toll.
    Schließlich spricht sie einen ganzen Satz. »Hast du Sienna gesehen?«
    »Ja.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Wie zu erwarten.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie kann sich nicht an alles erinnern, was passiert ist.«
    »Ist das Amnesie?«
    »Manchmal blockiert das Bewusstsein Dinge … zum Schutz.«
    »Kann ich sie besuchen?«
    »Vielleicht noch nicht gleich.«
    Es gibt so viele Fragen, die ich Charlie stellen will. Warum hat sie in der Schule geweint? Was macht sie unglücklich? Sind es die Albträume? Warum redet sie nicht mit mir?

    »Wusstest du, dass Sienna sich die Haut aufritzt?«
    Charlie antwortet nicht.
    »Du wusstest es?«
    »Ja.«
    »Hat sie gesagt, warum?«
    »Sie konnte es nicht richtig erklären.«
    »War sie unglücklich?«
    »Glaub schon.«
    Sie starrt aus dem Fenster und trommelt nervös auf ihre Schenkel.
    »Wie hat sich Sienna mit ihrem Vater verstanden?«
    »Sie hat gesagt, er wäre ein

Weitere Kostenlose Bücher