Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
Rollstuhl sitzen würde.«
    Tränen schimmern in ihren Augen, und sie öffnet den Mund und schließt ihn wortlos wieder. Plötzlich hält sie sich mit beiden Händen fest die Ohren zu.
    »Hörst du etwas, Sienna?«, frage ich.
    »Das Rauschen.«
    »Was für ein Rauschen?«
    »Ich kann nichts machen, dass es weggeht.«
    Sie wiegt sich vor und zurück und gräbt die Nägel in ihre Kopfhaut. Sie denkt an die Klinge. Daran, zu bluten und ihren Kopf frei zu bekommen. Schließlich flüstert sie etwas. Ich muss mich vorbeugen, um die Worte zu verstehen. Es ist ein Gedicht, das sie wieder und wieder aufsagt.
    »Als ich ein kleines Mädchen war,
ein Fratz auf kurzen Beinen,
nahm Mama einen großen Stock
und brachte mich zum Weinen.
Jetzt bin ich nicht mehr klein,
und sie kann nichts mehr machen.
Dafür nimmt Daddy seinen Stock
und macht ganz andere Sachen.«

11
    Im zweiten Stock hat sich ein Team von Detectives versammelt. Jacken hängen über Stühlen, Hemdsärmel sind auf Halbmast gekrempelt. Es ist keine große Ermittlungskommission — höchstens ein Dutzend Beamte –, die meisten Männer, Mitte dreißig und rapide alternd.
    »Zwölf ist eine biblische Zahl«, erklärt Cray mir, als ich eine Bemerkung mache. »Die zwölf Tage der Weihnacht, die zwölf Stämme Israels.«
    »Was ist mit den zwölf Aposteln?«
    »So anmaßend wollte ich nicht werden.«
    Sie nimmt ihre Notizen und macht mir ein Zeichen, ihr zu folgen. »Ich kann von Glück reden, dass ich so viele habe.«
    »Warum?«
    »Mein halbes Team spielt Babysitter für die Zeugen im Novak-Brennan-Prozess. «
    Wieder dieser Name.
    »Hat irgendjemand die Zeugen bedroht?«
    »Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Das Ganze ist ein verdammter Zirkus — die Rechtsextremisten auf der einen und die Flüchtlingsgruppen auf der anderen Seite. Und ich weiß nicht, wer schlimmer ist.«
    »Ich glaube doch.«
    Sie grunzt. »Hören Sie, ich bin bestimmt kein Fan von Neonazis oder Rechtsradikalen, aber wir haben in diesem Land ein Rassenproblem. Wir haben Selbstmordattentäter mit britischem Pass, Teenager-Gangs, die mit Messern aufeinander losgehen, Asiaten, Schwarze, Weiße…«

    »Vielleicht ist es kein Rassenproblem, sondern ein soziales Problem.«
    »Das ist mir egal. Ich bin es bloß leid, gute Beamte irgendwo hinschicken zu müssen, wo jeder wütende Wichser und minderjährige Dreckskerl ein Messer bei sich trägt.«
    »Und was hat Novak Brennan damit zu tun?«
    »Er ist ein Politiker, der Anhänger sucht. Die Dummen, Ungebildeten, nicht Vermittelbaren; sie hören ihm zu, weil sie glauben, dass ein anderer für ihr mieses Leben verantwortlich ist. Novak Brennan erzählt ihnen, was sie hören wollen.«
    »Er facht Hass an.«
    »Er sticht nur in die Eiterbeule.«
    Die Detectives warten auf mich, überwiegend blass und verkatert. Ronnie Cray stellt mich vor. Plötzlich bewegt mein linkes Bein sich nicht mehr, und ich stecke vor der Tafel fest. Ich starre auf meinen Fuß und konzentriere mich darauf, das linke Bein anzuheben. Es sieht aus, als würde ich über einen Stolperdraht steigen. Die versammelten Polizisten sehen mich mit ernster Miene an, voller Mitleid mit dem armen Schwein.
    Cray ergreift das Wort und eröffnet die Besprechung. Ich finde einen freien Stuhl und spüre, wie sich die Blicke der anderen von mir lösen. DCI Cray skizziert die jüngsten Entwicklungen der Ermittlung. Siennas Freund Danny Gardiner wurde befragt und behauptet, dass er Sienna um kurz vor sieben an einer Ecke in Bath abgesetzt hat, konnte der Polizei jedoch kein Alibi für den späteren Abend nennen, den Zeitpunkt von Ray Hegartys Ermordung.
    Lance und Zoe Hegarty sind ebenfalls befragt worden. Zoe war in Leeds, aber Lance ist ein möglicher Verdächtiger. Er arbeitet bei einem Motorradmechaniker in Bristol. Am Dienstag hat er die Werkstatt um fünf Uhr verlassen, war eine Stunde in einem Pub und ist dann allein nach Hause gegangen. Sein Mitbewohner war nicht da.
    »Wir holen Lance noch einmal zur Befragung ab«, sagt
Monk. »Er ist ein aggressiver kleiner Kläffer, aber ich glaube nicht, dass er lügt. Der könnte nicht mal einen Steifen in einer Trainingshose verbergen.«
    Zwei Stunden von Ray Hegartys Nachmittag sind noch nicht rekonstruiert, Telefontechniker versuchen noch, mittels seines Handys festzustellen, wo er sich aufgehalten hat. Die Befragungen an der Haustür haben ergeben, dass in den letzten paar Tagen diverse unbekannte Fahrzeuge im Dorf gesichtet wurden. Zwei Autofahrer haben

Weitere Kostenlose Bücher