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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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farbengetränkte Pinsel. Requisiten liegen auf Sägeblöcken, große Kulissen zeigen die Umrisse der Skyline von Manhattan. Modern Millie meets the Big Apple.
    Die Tür zum Umkleideraum steht offen. An der Wand reihen sich Kleiderständer mit Kostümen. In einem der Spiegel nehme ich eine Bewegung wahr. Miss Robinson beugt sich über ein Waschbecken und wäscht einen Farbklecks aus ihrer Bluse. Ihr schwarzer Rock bildet einen scharfen Kontrast zu ihrer blassen Haut. Ich kann die Konturen ihrer Brustwarzen erkennen, die sich klein und dunkel unter der Spitze ihres BHs abzeichnen.
    Sie blickt von dem laufenden Wasser auf und betrachtet sich im Spiegel. Unsere Blicke treffen sich. Sie strafft die Schultern, ohne Anstalten zu machen, ihre Brüste zu bedecken.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich habe geklopft. Sie haben mich nicht gehört.«
    »Offensichtlich nicht.«

    Sie widmet sich wieder der Reinigung ihrer Bluse. »Ich hätte ein altes Hemd anziehen sollen«, erklärt sie. »Das ist meine Lieblingsbluse, und die ist jetzt ruiniert.«
    »Vielleicht können Sie sie einweichen«, schlage ich vor.
    »Sind Sie Fachmann für die Entfernung von Farbflecken?« Sie lispelt ein wenig. »Sie können reinkommen, Joseph. Ich bin sicher, Sie haben schon mal eine Frau in einem BH gesehen.«
    Es klingt ein wenig wie eine Frage, aber ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.
    Miss Robinson lacht und hält die Bluse seufzend ins Licht. »Ich habe die Kulissen gemalt. Ich hatte eine Freistunde und dachte, vielleicht werde ich heute damit fertig, aber ich brauche wohl noch eine Sitzung.«
    »Ich dachte, das Musical wäre verschoben worden.«
    »Ja, aber wir hoffen immer noch. The show must go on — wie man so sagt.«
    Sie streift die Bluse über und wendet sich mir zu, während sie sie zuknöpft.
    »Und was kann ich heute sonst noch für Sie tun – abgesehen von ein paar aufregenden Einblicken?«
    »Sie haben mit Julianne über Charlie gesprochen.«
    »Ja.«
    »Hat sie Probleme?«
    »Einer ihrer Lehrer hat sie weinend in einem Klassenzimmer angetroffen. Ich dachte, es würde Charlie vielleicht helfen, mit jemandem zu reden.«
    »Mit einem Therapeuten.«
    »Die Schule empfiehlt einen guten Mann.«
    Ihr Mund fasziniert mich, die Art, wie er sich bewegt, wenn sie spricht. Ihre Oberlippe hat die Form eines von einem Kind gemalten, stilisierten Vogels. Ihre Unterlippe ist voller. Ich frage mich, wie es wäre, diese Lippen zu küssen. Sie haben aufgehört, sich zu bewegen und sind jetzt leicht geöffnet. Ihr Kopf ist zur Seite gelegt.

    »Sie starren mich an«, sagt sie und schlägt sich verlegen die Hand vor den Mund.
    »Das tut mir leid. Das mache ich manchmal.«
    »Es ist sehr irritierend.«
    »Darf ich Sie etwas fragen, Miss Robinson?«
    »Nur wenn Sie mich Annie nennen.«
    »Hat Charlie mit Ihnen über die Trennung gesprochen? Mit Julianne und mir hat sie nämlich nicht darüber gesprochen. Ich dachte, sie würde vielleicht ein Tagebuch führen oder ein Notizbuch voller wütender Dialoge in Comic-Sprechblasen.«
    »Mir gegenüber hat sie nichts erwähnt.«
    »War nur so ein Gedanke.«
    »Haben Sie sie danach gefragt?«
    Ich gebe einen Laut von mir, der ein Seufzen oder auch gemurmelte Zustimmung sein könnte. »Wir führen keine sehr langen Gespräche mehr.«
    »Vielleicht sollten Sie das mit dem Therapeuten ernsthaft in Erwägung ziehen.«
    »Vielleicht. «
    Annie wartet.
    »War Sienna Hegarty in therapeutischer Behandlung?«
    »Ich darf nicht über andere Schüler sprechen.«
    Geschäftsmäßig beruft sie sich auf ihre Schweigepflicht. Eine Vertrauenslehrerin muss Vertrauen aufbauen, persönlichen Freiraum achten, Vertraulichkeit wahren …
    »Das respektiere ich auch, Annie, aber Sienna ist Verdächtige in einem Mordfall. Die Polizei glaubt, dass sie ihren Vater getötet hat. Ich weiß, dass sie eine Ritzerin ist. Ich habe den starken Verdacht, dass sie von ihrem Vater missbraucht wurde. Wenn Sienna bei einem Therapeuten war, wird die Polizei mit ihm sprechen wollen.«
    Annie senkt den Blick, nicht mehr sicher, was sie tun soll.
    »Warum sind Sie hier?«, fragt sie.
    »Ich will ihr helfen.«

    »Warum?«
    In ihrem Ton schwingt ein Vorwurf mit, eine Skepsis, die sie unattraktiver macht.
    »Weil ich glaube, dass Sienna beschädigt ist, und weil sie die beste Freundin meiner Tochter ist.«
    »Da ist noch etwas.«
    Sie sieht mir direkt in die Augen, forschend.
    »Sienna war ständig bei uns – ist zum Abendessen oder über Nacht

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