Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
förmlich riechen.
    Schließlich wendet er sich mir zu, und wir entscheiden gleichzeitig, uns gegenseitig zu hassen.
    »Ich suche dieses Mädchen. Vielleicht haben Sie sie ja zufällig gesehen. Dienstag, später Nachmittag.«
    Ich schiebe das Foto durch einen Spalt in der Sicherheitsscheibe. Der Mann hält es ins Licht, als würde er eine hochwertige Banknote prüfen.
    »Wer ist sie?«
    »Eine Freundin. Ich versuche, ihr zu helfen.«
    »Eine Freundin? Und wie wollen Sie ihr helfen?«
    »Sie steckt in Schwierigkeiten. Haben Sie sie gesehen?«
    Ich will das Foto zurücknehmen. Ich will nicht, dass er es berührt.
    »Kann ich nicht behaupten«, keucht er. »Aber wenn Sie mir das Foto dalassen, kann ich ein paar von den Fahrern fragen.« Er schiebt mir einen Zettel rüber. »Schreiben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse auf. Ich ruf Sie an, wenn sich irgendwas ergibt. «
    »Ich kann Ihnen das Foto nicht hierlassen. Es ist das einzige, was ich von ihr habe.«
    Der Fettwanst hat den Streifen mit den Fotos entfaltet und betrachtet die Bilder von Sienna und Charlie. Er reibt mit dem Daumen über Charlies Gesicht.
    »Und wer ist das andere Mädchen?«
    »Niemand Wichtiges.«

    Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. »Ich bin sicher, dass die sich für ziemlich wichtig hält.«
    »Geben Sie mir die Bilder einfach zurück.«
    Wieder dieses lüsterne Grinsen. Er klemmt den Fotostreifen zwischen Daumen und Zeigefinger und hält ihn mir hin. Ich muss ein, zwei, drei Mal daran zerren, bevor er loslässt.
    Vor dem Laden hält ein Auto mit laufendem Motor.
    »Da ist dein Wagen, Süße«, sagt der Mann.
    Die Frau steht auf, streicht den Rock unter ihrem Mantel glatt und betrachtet ihr Spiegelbild in dem getönten Fenster zur Straße. Ich halte ihr die Tür auf, aber sie nimmt mich gar nicht zur Kenntnis. Es ist, als würde sie sich anstrengen, trotz ihrer Kleidung nicht aufzufallen.
    Der Minicab-Fahrer steigt aus und macht ihr die Tür auf. Er trägt Jeans und ein langärmeliges T-Shirt mit einem Slogan auf dem Rücken: »Happy Hour – Half Price Sex«.
    Als er sich umdreht, sehe ich sein blasses schmales Gesicht und die Tätowierung auf seinen Wangen – wie schwarze Tränen, die aus seinen unnatürlich grünen Augen fließen. Es ist derselbe Mann, der vor dem Restaurant stand, als ich mit Julianne zu Mittag gegessen habe.
    Der Mann aus der Zentrale unterbricht meine Gedanken. »Er hat ein Foto. Er sucht ein Mädchen.«
    Der Fahrer antwortet nicht, macht jedoch einen Schritt auf mich zu. All meine Instinkte warnen mich davor, ihm Siennas Foto zu zeigen, aber er nimmt mir den Streifen aus der Hand und studiert das Bild, als würde er sich ihr Gesicht, ihre Frisur und ihren knospenden Körper für alle Zeit einprägen.
    Dann hebt er langsam den Blick. Ich kann sein Aftershave riechen und noch etwas Beängstigendes dahinter.
    »Was haben Sie mit diesem Mädchen zu tun?«
    »Es ist nicht wichtig.«
    »Wirklich? Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung.«

    Ich greife nach dem Foto.
    »Vielleicht sollten Sie es bei uns lassen«, sagt er. »Ich halte die Augen offen nach ihr.«
    Dabei streicht er mit zwei Fingern über die Tätowierung auf seinen Wangen, bis sein Gesicht ganz verzerrt wirkt. Mich schaudert.
    »Vergessen Sie’s«, sage ich. »Tut mir leid, dass ich Ihnen Umstände gemacht habe.«
    »Das macht überhaupt keine Umstände. Wie heißen Sie?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Doch. Sie sollten Ihren Namen und Ihre Telefonnummer hinterlassen – falls sie doch noch hier auftaucht.«
    Er steht jetzt direkt vor mir. Was ist das für ein Geruch? Ich ziehe den Fotostreifen aus seiner Hand, drücke mich, ohne ihn zu berühren, mit gesenktem Blick an ihm vorbei und gehe weiter, ohne mich noch einmal umzusehen. Ich will nicht über diesen Mann nachdenken. Ich will nicht wissen, wie er heißt, wo er wohnt und was er getan hat.
    Das Minicab fährt los, beschleunigt und nimmt das Mädchen mit den traurigen Augen und den weinenden Mann mit sich. Als ich den Wagen um eine Ecke biegen sehe, flüstert eine Stimme in meinem Kopf, dass ich mich geirrt habe. Die Sache ist größer, dunkler und komplexer, als ich es mir vorgestellt habe.

23
    Annie Robinson öffnet die Tür. Sie trägt ein gelbes Kleid, und ihr Haar ist auf eine beiläufig unordentliche Art hochgesteckt, an der sie vermutlich eine Stunde gearbeitet hat. Ich spüre ihre kühlen Lippen auf meinen und kann die Knalligkeit ihres Lippenstifts

Weitere Kostenlose Bücher