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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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irgendwelche reichen Leute, in der Loge treffen sich einige der einflussreichsten Unternehmer und Politiker Hamburgs. In die Loge aufgenommen zu werden, ist wie ein Ritterschlag. Und nun stellen Sie sich mal vor, darüber würde öffentlich geredet und geschrieben. Senator X zaubert für den Chef der Y-Bank . Tolle Schlagzeile, was? Glauben Sie, diese Leute wollen sich lächerlich machen?«
    »Was ist mit Frauen?«, fragte ich. »Gibt es in der Loge auch Frauen?«
    »Nur die Assistentinnen bei den Vorführungen.«
    Etwas an der Art, wie er den Satz aussprach, ließ mich stutzen. »Heißt das, die Frauen müssen mehr machen, als den Zauberern zur Hand zu gehen? Ihnen vielleicht auch in anderer Hinsicht zu Diensten sein?«
    Der Ladenbesitzer grunzte. »Kann sein. Auf jeden Fall ist ihr Job nicht ungefährlich. Neue Tricks auszuprobieren, birgt immer ein gewisses Risiko. Zumal wenn sie von Leuten ausgeführt werden, die nicht ständig trainieren. Hinzu kommt der Ehrgeiz, den Thrill zu steigern.«
    »Sie meinen so etwas wie den Kugeltrick?«
    »Unter anderem. In der Magie ist manches komplizierter, als es aussieht. Ein falscher Handgriff und jemand kann sich schwer verletzen.«
    Ich erinnerte mich an Annas Vermutung, dass bei Monettis letztem Auftritt in Hamburg etwas schiefgegangen sei. »Mal angenommen, Monetti und Isabel waren an einer Logensitzung beteiligt, die vollkommen aus dem Ruder lief …«
    »Ich habe Ihnen schon viel zu viel gesagt. Was Sie daraus schließen, ist Ihre Sache.«
    Wir bogen in die Lange Reihe ein. Der Zauberkasten war nur noch wenige Schritte entfernt.
    »Wann haben Sie eigentlich aufgehört?«, fragte ich.
    Kemmer blieb stehen. »Womit?«
    »Mit der Zauberei.«
    »Vor zwei Jahren. Als Jason Sinclair habe ich große Häuser gefüllt. Ganz allein, nicht wie die heutigen Magier, die zusammen mit ukrainischen Trapezkünstlern durch die Lande tingeln. Und sogar das wird immer schwieriger, weil ein Varieté nach dem anderen schließt. Vor zwanzig, dreißig Jahren galt Zauberei noch als Kunst, da musstest du nicht eine millionenschwere Bühnenshow hinlegen und schmutzige Witze reißen wie dieser David Copperfield. Da reichte es, wenn du eine gute Geschichte um deine Tricks gesponnen hast.«
    »Aber Sie könnten es noch?«
    »Manches verlernt man nicht. Wie Fahrradfahren. Doch eines Morgens bin ich aufgewacht und habe beschlossen, es ist vorbei. Aus den großen Häusern waren Hinterzimmer in Kneipen, Hotellobbys und Kinderfeste geworden. Bei Betriebsfeiern warteten die Leute auf die Erotikshow, für die ich das Vorprogramm machte. Das musst du dir nicht mehr antun, sagte ich mir. Ich habe noch die vereinbarten Termine absolviert – und das war’s dann. Zum Glück hatte ich ein bisschen was zur Seite gelegt. Genug, um diesen Laden hier zu eröffnen.« Er wandte sich ab. »Allerdings weiß ich nicht, wie ich ohne die Aufträge des Hanse-Theaters über die Runden kommen soll. Tun Sie mir einen Gefallen, Herr Wilsberg! Erwähnen Sie gegenüber Reichweiler bitte mit keiner Silbe, dass Ihre Informationen von mir stammen. Ich habe schon Probleme genug.«

16
    Pia Petry verkleidet sich
    Cornfeld schüttelt resigniert den Kopf. »Das Gespräch mit Frau Reichweiler war ja nicht sehr ergiebig«, sagt er und steigt ins Auto.
    »Der Gärtner«, erwidere ich und lasse mich auf den Beifahrersitz fallen, »den Gärtner habe ich schon einmal irgendwo gesehen.«
    »Das ist auch ein Latino. Anscheinend beschäftigen die halb Kuba in ihrem Haus«, sagt Cornfeld.
    »Es war die Art, wie er den Kopf gehoben hat.« Nachdenklich sehe ich zum Fenster hinaus. »Das kam mir irgendwie bekannt vor.«
    »Tatsächlich? Vielleicht ein Exlover von Ihnen?«
    »Ja, wahrscheinlich«, sage ich und verziehe das Gesicht.
    »Eins ist aber klar«, sagt Cornfeld, »Frau Reichweiler ist nicht der Typ, der die Geliebte des Ehemanns um die Ecke bringt. Dazu ist sie zu naiv, irgendwie zu lieb. Man hat das Gefühl, sie weiß überhaupt nicht, was Aggressionen sind. Und mit ihrer Hilfsorganisation für kubanische Prostituierte …«
    Da kommt mir ein Gedanke. »Der Geschäftsführer vom Cucaracha «, falle ich ihm ins Wort, »hat auch etwas von einer Hilfsorganisation erzählt. Mit deren Hilfe Isabel angeblich nach Deutschland gekommen ist.«
    Cornfeld schnalzt mit der Zunge. »Das ist ja interessant. Wenn women’s help Isabel nach Hamburg gebracht hat, bedeutet das zweierlei …«
    »Erstens«, sage ich, »war sie dann mit ziemlicher

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