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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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sonderbaren Haushälterin niemanden bemerkt hatte, nahm ich an, dass es hinter den Kulissen weitere hilfreiche Geister gab, die den Meister bei seiner Arbeit unterstützten. Ein Aspekt, der nicht zu unterschätzen war, wenn es zu Schwierigkeiten kommen sollte.
    Von Sandleben zog ein Kartenspiel, das auf dem Tisch lag, aus seiner Verpackung und ließ die Karten von einer Hand in die andere gleiten.
    »Haben Sie vom Tod des Wirtschaftssenators gehört?«, fragte Pia.
    »Ja, ein tragischer Unfall.«
    »Falls es einer war. Rosenberg hätte Ihrem Freund Reichweiler eine Menge Ärger machen können.«
    »Inwiefern?«
    »Indem er über eine Zaubernummer geredet hätte, bei der scheinbar jemand zu Tode kam. Jene Isabel Ortega, an die Sie sich nicht erinnern konnten. Dabei war die Nummer mit dem Wasserbassin doch ziemlich eindrucksvoll.«
    »Ach, das war Frau Ortega. Tut mir leid, aber das wusste ich nicht. Im Club hieß sie Valentina.«
    »Ist Erpressung nicht ein Verstoß gegen die Regeln Ihrer Zauberloge?«, fragte ich.
    Von Sandlebens Gesicht blieb unbewegt. »Von einer Erpressung ist mir nichts bekannt.«
    »Und das sollen wir Ihnen glauben?«, fragte Pia.
    »Ich sagte Ihnen doch bereits, um solche Dinge kümmere ich mich nicht.«
    »Es sei denn, es geht um Kungeleien mit russischen Oligarchen«, warf ich ein.
    Der Magier lachte. »Gerassimov und ich kennen uns seit Ewigkeiten. Aber unsere gemeinsamen Interessen beschränken sich auf Boote und Frauen.« Er zeigte uns die Vorderseite der Karten, es handelte sich um ein ganz normales Kartenset. Dann mischte er die Karten erneut und warf sie einzeln auf den Tisch, ein Ass nach dem anderen. »Allerdings kann es nicht schaden, das eine oder andere Ass im Ärmel zu haben.«
    »Wie haben Sie das gemacht?«, fragte Pia.
    »Ein uralter Trick«, sagte er leichthin. »Der Schauspieler und Regisseur Orson Welles, selbst ein Amateurzauberer, zählte die Zauberei zu den Theaterkünsten. Wenn zehn Leute den gleichen Trick zeigen, sieht es aus wie zehn verschiedene Tricks. Worauf es ankommt, ist die Persönlichkeit, der Stil, die Ausführung.« Er legte die Karten auf eine dreiteilige Unterlage, klappte diese zusammen und wieder auf, eine aus Spielkarten bestehende Miniaturausgabe des Hexenhäuschens erhob sich auf der Unterlage.
    »Faszinierend«, sagte Pia. »Ist das Haus Ihre eigene Kreation?«
    »Es gibt Vorbilder«, wich von Sandleben aus. »Nennen wir es Geisterhaus. Ein Haus, das Wünsche möglich macht. Einen Wunsch sehe ich Ihnen geradezu an.« Er schaute ihr in die Augen. »Sie möchten mich fesseln, stimmt’s?«
    »Aber Sie werden sich befreien, habe ich recht?«
    »Möglich.« Er schnipste mit den Fingern und die Haushälterin, durch ein Glitzerkostüm zur Showassistentin mutiert, brachte ein weißes Kleidungsstück herein, das sich beim Auseinanderfalten als Zwangsjacke entpuppte. Sie half dem Meister, die Jacke anzulegen, dann bat er Pia und mich, seine an den Hüften angelegten Hände auf dem Rücken mit Schnüren zu verknoten. Wir taten ihm den Gefallen, wobei ich den Knoten extra fest zusammenzog, sodass die Schnüre an den Handgelenken schmerzen mussten.
    Von Sandleben bewahrte die Contenance und lächelte. »Es macht Ihnen Spaß, wie ich merke.«
    »Leicht kann jeder«, sagte ich.
    »Werfen Sie ruhig einen Blick hinein!« Zwangsverschnürt schritt er zum Geisterhaus.
    Die namenlose Assistentin öffnete die Tür. Bis auf einen Stuhl, auf dem der Magier Platz nahm, war das Innere leer.
    »Vielleicht möchten Sie einmal um das Haus herumgehen?«
    Da ich kein Spielverderber sein wollte, schlenderte ich einmal um die Konstruktion herum. Weit und breit keine Helfer oder verdächtige Utensilien.
    Inzwischen hatte die Assistentin das weiße Sofa so in Positur geschoben, dass Pia und ich das Schauspiel frontal verfolgen konnten. Orchestermusik setzte ein, kitschige Streicherklänge füllten den Raum. Dann, nach ein paar kräftigen Beckenschlägen, zu denen dichte Theaternebelschwaden aus der Plattform strömten, sprang das Fensterchen im Geisterhaus mit einem lauten Knall auf. Keine Sekunde später flogen, wie von einem Katapult abgefeuert, rote und weiße Rosen durch das Loch – direkt vor Pias Füße. Die Assistentin öffnete die Tür, von Sandleben saß, als hätte er sich keinen Millimeter bewegt, verschnürt auf dem Stuhl. Wir spendeten pflichtschuldig Beifall.
    Der Magier neigte den Kopf. »Dürfte ich um Ihr Jackett bitten, Herr Wilsberg?«
    »Wenn es sein muss.« Ich

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