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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Schimmel, auf der anderen Seite des Zauns – ebenfalls unter einem Baum – ein braunes Pferd. Beide Tiere waren gesattelt und schienen an den Bäumen festgebunden zu sein. Offensichtlich zwei Viehhüter, die einen kleinen Schwatz halten, dachte Bony.
    Die Maschine flog nun entlang dem endlos scheinenden Zaun zum Herrenhaus von Karwir. Im Süden und Osten dehnte sich die Steppe bis an den Horizont. Der Mulgawald aber blieb immer weiter zurück.
    Das Flugzeug näherte sich mit zwei Meilen pro Minute dem Herrenhaus, während früher die Planwagen mit zwei Meilen pro Stunde über den Buschpfad geholpert waren.
    Der Horizont nahm im Süden eine dunkle Färbung an, Baumwipfel tauchten auf. Es waren die riesigen Rotgummibäume, die den Bach säumten, an dessen Ufer das Herrenhaus von Karwir lag. Majestätisch ragten die Bäume auf, zu ihren Füßen schimmerten die Blechdächer der Gebäude, und drei Windräder blitzten in der Sonne. Aus den Pferchen, die aus Streichhölzern zu bestehen schienen, stiegen Staubwolken auf. Braune und schwarze Ameisen wimmelten durcheinander, und am Zaun standen zwei seltsame Wesen, die sich als Menschen entpuppten.
    Interessiert betrachtete Bony das rote Dach des weitläufigen Herrenhauses, die Orangenbäume im Garten und den Bambusgraszaun, der alles umschloß. Sie überflogen einen Bach, einige Rotgummibäume, dann lag auch schon links unter ihnen der Wellblechhangar, hinter dem sich eine geräumige Landefläche dehnte. Wenige Sekunden später hatte die Maschine sanft aufgesetzt, rollte über das Flugfeld zum Hangar. Dann herrschte plötzlich eine tiefe Stille, in der die Stimme des jungen Lacy seltsam dünn wirkte.
    »So, Bony, da wären wir.«
    »Man kann sich kaum noch vorstellen, daß man vor vierzig Jahren nur auf dem Rücken eines Pferdes oder in einem leichten Wagen hierher gelangen konnte«, meinte Bony lächelnd und reichte Eric Lacy, der als erster aus dem Flugzeug kletterte, seinen Koffer, dann stieg er ebenfalls aus.
    »Nun kommen Sie«, sagte der junge Lacy. »Mein alter Herr wird Sie schon voller Ungeduld erwarten. Machen Sie sich auf einen Despoten gefaßt. Mein Vater hat zwar viele gute Seiten, aber Fremde finden ihn manchmal ein wenig schwierig. Am besten, Sie lassen sich nichts gefallen. Wenn man ihn richtig zu nehmen weiß, kommt man ganz gut mit ihm aus.«
    Bony lächelte. »Besten Dank für Ihren guten Rat. Ich besitze eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Despoten. Anscheinend ähnelt Ihr Vater sehr meinem Chef, Colonel Spendor.«
    Die beiden Männer schritten über die Brücke, die über den Bach führte, dann durch die schmale Tür am Bambusgraszaun. Die Orangenbäume atmeten Kühle, ihr Duft vermengte sich mit dem der Blumen, die vor der langen, von Moskitonetzen geschützten Südveranda blühten. Bony folgte dem jungen Mann zwei Stufen hinauf zu der mit Linoleum belegten Veranda, die zwar schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet war. Vor einem Ledersessel stand der alte Lacy, in der einen Hand die Pfeife, in der anderen eine Viehzüchterzeitschrift: Ein unumschränkter Herrscher auf seinem Grund und Boden. Er trug Hausschuhe, eine Gabardinehose und über dem weißen Hemd eine offene Tweedweste. Das schüttere Haar war schlohweiß, genau wie der Bart. Die grauen Augen verrieten Energie und Charakter. Er blickte den Ankömmlingen entgegen, doch kein Lächeln glitt über sein Gesicht.
    »Vater, das ist Kriminalinspektor Bonaparte.«
    »Wie?« brummte der alte Lacy, und man mußte den Eindruck haben, er sei taub. Der junge Lacy wiederholte die Vorstellung nicht, und auch Bony wartete geduldig. »Kriminalinspektor – Sie? Wird aber auch Zeit, daß die verantwortlichen Stellen endlich jemanden schicken, der diesen Mord untersucht. Well, mein Junge wird Ihnen Ihre Schlafstelle zeigen.«
    »Inspektor Bonaparte kann ruhig hierbleiben, Vater«, entgegnete Eric Lacy, wobei er Bonys Titel extra betonte. »Bis jetzt sind noch keinerlei Vorbereitungen getroffen worden, weil Diana ausgeritten ist, bevor ich nach Opal Town flog, und ich habe auch vergessen, Mabel Bescheid zu sagen, daß sie ein Zimmer vorbereiten sollte. Ich werde veranlassen, daß sie uns eine Kanne Tee kocht und dann ein Zimmer herrichtet.«
    »Hm, all right!« Der alte Lacy setzte sich, dann deutete er auf den gegenüberstehenden Sessel. »Nehmen Sie Platz, Bonaparte. Sind Sie Inder oder Australier?«
    »Danke.« Bony setzte sich. »Australier – jedenfalls mütterlicherseits. Aber besser ein halber

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