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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Danke, Eric.«
    Der junge Mann reichte Bony vier Peitschen von unterschiedlicher Länge, von unterschiedlichem Gewicht und Alter. Die beiden Lacys sahen schweigend zu, wie der Inspektor die Peitschen vom Griff bis zu den spitzzulaufenden Riemen, an deren Ende Schnalzer aus grünem Stickgarn angebracht waren, untersuchte. Er war noch damit beschäftigt, als das Mädchen mit ihrem Handarbeitskörbchen zurückkehrte. Bony blickte den jungen Mann an.
    »Tut mir leid, daß ich Ihnen so viele Scherereien bereite«, sagte er. »Haben Sie vielleicht ein Vergrößerungsglas?«
    »Ja. Wir besitzen auch ein Mikroskop, wenn Ihnen das mehr nützen sollte.«
    »Nein, nicht das Mikroskop. Die Lupe ist besser.«
    Nachdem der junge Mann verschwunden war, blickte Bony Diana an.
    »Ah! Da ist ja das Nähkörbchen, Miss Lacy. Nun, was haben wir denn für Stickgarn?«
    Wortlos zog Diana mehrere Stränge aus dem Körbchen – Weiß und Schwarz, dann noch Blau und Rot in mehreren Zwischentönen. Bony untersuchte das Garn eine volle Minute, dann sah er das Mädchen traurig lächelnd an.
    »Haben Sie denn kein grünes Garn?«
    »Nein. Grün und Gelb verwende ich bei meinen Handarbeiten nie.«
    »Hm! Ich frage deshalb, weil die Schnalzer an den vier Peitschen aus grünem Garn angefertigt worden sind. Anderson hat sich das Garn also nicht von Ihnen geholt.«
    »Nein.«
    »Auf dem Etikett eines ungeöffneten Strangs las ich das Wort Kreuzstichgarn. Dieses Garn scheint rauher zu sein als das andere.«
    »Ja, es wird nur für Kreuzstickerei verwendet.«
    »Da fällt mir etwas ein«, warf der junge Lacy dazwischen, der gerade mit der Lupe zurückkehrte. »Ich habe bei Phil Whiting für Jeff Anderson grünes Kreuzstickgarn bestellt. Er machte sich seine Schnalzer immer aus grünem Garn.«
    »Hatte Anderson vielleicht eine Vorliebe für Grün?« fragte Bony bedächtig.
    »Zwei von seinen Anzügen sind dunkelgrün«, antwortete Eric.
    »Er muß irisches Blut in sich haben«, murmelte Bony.
    »Was!« Der alte Lacy richtete sich steil auf.
    Bony wiederholte seine Behauptung, nahm die Lupe und examinierte einen der Schnalzer. Einige Minuten vergingen, dann hatte er alle vier Peitschen untersucht.
    »Zweifellos machte Anderson seine Schnalzer aus Stickgarn«, brach er schließlich das tiefe Schweigen. »Nun will ich einmal das Garn an den Peitschen mit einem Stück Garn vergleichen, das ich gefunden habe.«
    Bony entnahm seinem Notizbuch einen Umschlag und zog aus dem Umschlag ein Stück Zigarettenpapier. Die anderen schienen den Atem anzuhalten, als er einen kleinen Faden zum Vorschein brachte und auf den Umschlag legte. Dann löste er einen Faden von einer der Peitschen, legte ihn daneben und verglich die beiden mit der Lupe. Als er aufblickte, strahlte sein Gesicht zufrieden.
    »Würden Sie sich einmal diese beiden Fäden mit der Lupe ansehen«, sagte er mit Genugtuung in der Stimme. »Die Farbe ist zwar etwas verblichen, wir dürfen aber trotzdem voraussetzen, daß beide Proben von ein und demselben Material stammen.«
    Einer nach dem anderen nahm die Lupe in die Hand, und sie mußten zugeben, daß beide Fäden von gleicher Farbe waren.
    »Was hat das zu bedeuten, Bony?« wollte der alte Herr wissen.
    »Einen Augenblick, Mr. Lacy«, antwortete Bony. Er legte den gefundenen Faden zwischen das Zigarettenpapier und schob es in den Umschlag, auf den er ›Beweisstück 1‹ schrieb. Dann steckte er die von der Peitsche gelöste Fadenprobe in einen zweiten Umschlag, den er mit ›Beweisstück 2‹ beschriftete. »Leider kann ich Ihre Neugierde nicht befriedigen. Ich bin nämlich selbst noch nicht ganz sicher, was es mit diesem Stück Faden auf sich hat. Ich fand es an einer sehr bezeichnenden Stelle – fünf Monate, nachdem es sich von Andersons Peitsche gelöst haben muß. Immerhin kann ich mir jetzt denken, wo sich das Drama abspielte, bei dem Anderson den Tod fand.«
    »Glauben Sie tatsächlich, daß er getötet wurde?« fragte Diana, und ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
    »Selbstverständlich hat man ihn umgebracht«, brummte der alte Lacy. »Die Schwarzen haben sich für das gerächt, was er Inky Boy angetan hat. Ich habe Jeff wiederholt gesagt, die Augen offenzuhalten und vorsichtig zu sein.«
    Bony nickte, aber niemand konnte sagen, ob es die Antwort auf Dianas Frage oder eine Bestätigung der Ansicht des alten Lacy sein sollte.
     
     
     
    10
     
    Als ihm das Mädchen den Morgentee brachte, rauchte Bony bereits die zweite Zigarette. Er

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