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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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anderer Mann an diesen Mulgabaum gefesselt wurde.«
    »Dann glauben Sie also, daß Anderson jemanden an den Baum gebunden und ausgepeitscht hat?« meinte der junge Lacy.
    »Ich weiß nicht recht, was ich denken soll«, gab Bony zu. »Die Geschichte ist plötzlich verwirrter als zuvor. Ich muß mir den Baum noch einmal ganz genau ansehen. In Anbetracht der Verschiedenartigkeit der beiden Haare ergibt sich natürlich eine neue Theorie. Entschuldigung.«
    Bony wandte sich wieder um, steckte das Haar vom Mulgabaum in den Umschlag mit der Aufschrift ›Beweisstück 3‹. Dann beschriftete er einen weiteren Umschlag mit ›Beweisstück 4‹ und steckte verschiedene Haare hinein, die er von Kamm und Bürste entfernte. Danach hatte er es sehr eilig, wieder abzufahren.
    Der alte Lacy versuchte ihn und den Sergeanten zu überreden, noch zu bleiben. Als es ihm nicht gelang, bestand er darauf, daß Bony wenigstens eine Flasche Brandy und eine Flasche Essig nahm, damit er etwas gegen das Rekurrensfieber tun könnte.
    Als die beiden Polizeibeamten wieder im Wagen saßen und zum Gattertor fuhren, wandte sich Bony an den Sergeanten.
    »Nun, was haben Sie für einen Eindruck von den Lacys?«
    »Der alte Herr war völlig ahnungslos und schien etwas enttäuscht, als Sie auf den Farbenunterschied der Haare hinwiesen«, antwortete Blake. »Waren Sie eigentlich über den Farbunterschied tatsächlich so überrascht?«
    »Nein. Ich wollte nur vermeiden, daß man mir unnütze Fragen stellte. Und wie reagierten der junge Lacy und das Mädchen?«
    »Das Mädchen schien bestürzt, während der junge Lacy lediglich interessiert war. Miss Lacy scheint eine gewisse Abneigung gegen Sie zu hegen.«
    »Warum wohl?«
    »Nun, vielleicht –«
    »Bestimmt nicht wegen meiner Hautfarbe«, versicherte Bony. »Sie mag mich nicht, weil sie mich fürchtet. Diese Haare weisen einen deutlichen Farbunterschied auf, und doch behauptete sie, sie seien gleich. In gewisser Hinsicht bin ich durchaus nicht enttäuscht, daß diese Haare verschieden sind und das eine nicht von Anderson stammt. Anderson war also nicht an den Mulgabaum gefesselt, sondern ein anderer. Und diesen Unbekannten hat Anderson ausgepeitscht. John Gordon hat ebenfalls hellbraunes Haar, oder?«
    Blake runzelte die Stirn, dann nickte er.
    »Ich glaube nun zu wissen, was sich an dem fraglichen Nachmittag vor sechs Monaten ereignet hat«, fuhr Bony nach einer längeren Pause fort. »Doch damit habe ich noch nicht den Beweis erbracht, daß Gordon an diesen Baum gefesselt war. Falls er es nicht war, müssen wir uns nach einem anderen Mann umsehen. Seltsam, wie die Ermittlungen oft wochenlang nicht recht vorankommen, um plötzlich durch einen scheinbar nebensächlichen Umstand mit Riesenschritten vorangetrieben zu werden. Wenn wir uns morgen abend treffen, weiß ich vielleicht schon mehr.«
     
     
     
    18
     
    Um acht Uhr wurde auf Karwir gefrühstückt. Anschließend erteilte der alte Lacy den vor dem Büro wartenden Leuten seine Anweisungen und telefonierte zehn Minuten mit dem Verwalter vom Vorwerk.
    Während der Sommermonate wurde der Frühstückstisch auf der langen Südveranda gedeckt. Wie üblich hatte es der alte Lacy sehr eilig, obwohl dazu überhaupt keine Veranlassung bestand.
    »Ich fahre hinaus nach Blackfellow's Well«, verkündete er, während er sich Hammelbraten und Schinken mitnahm. »Fred hat berichtet, daß sich der Brunnenschacht in der Mitte baucht – womöglich rutschte Erde nach. Eventuell muß ich einen zweiten Brunnen bohren lassen. Ach was, es bleibt ja gar keine andere Wahl, denn bei dieser Trockenheit brauchen wir jeden Tropfen Wasser für die Schafe! Dort draußen sollte ich überhaupt keine Schafe halten. Kommst du mit, mein Mädchen?«
    »Hm, ich wollte eigentlich nach Opal Town«, erwiderte Diana zögernd. »Ich habe Besorgungen zu machen.«
    »Schon gut! Ich nehme Bill der Wetter mit. Er kann fahren, und dann wird er gleich wetten, daß wir Fred unten im Brunnen finden. Ein ulkiger Kerl! Jedenfalls kann er in den Brunnen klettern und mir Bericht erstatten. Und was machst du, mein Junge? Möchtest du mitkommen?«
    »Tut mir leid, aber ich habe im Büro noch eine Menge zu erledigen.« Der junge Lacy zuckte bedauernd die Achseln. »Du weißt, diese Statistiken für das Landwirtschaftsministerium. Übrigens komisch, das Telefon ist wieder in Ordnung. Vor dem Frühstück habe ich Phil Whiting angerufen.«
    »Wahrscheinlich ist durch den Wind ein Ast auf die Leitung

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