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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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blieb nichts weiter übrig, als hinhaltend zu kämpfen.
    Diana drehte an der Kurbel und nahm das altertümliche Monstrum von Hörer ab. Aber keine Stimme drang an ihr Ohr – nur der Wind sang um die Hütte. Sie hängte den Hörer zurück, drehte erneut die Kurbel und preßte den Hörer ans Ohr. Wieder vernahm sie nur das Singen des Windes, er summte in der Leitung, und er pfiff schrill durch die offene Tür.
    In diesem Augenblick entdeckte sie den Fleck auf dem Boden unterhalb des Telefons. Sie schob einen Riegel zurück, öffnete einen Deckel – und da sah sie in dem Kasten die zerbrochenen Glasgefäße der zwei Akkumulatoren.
    Eine geradezu fatalistische Ruhe überkam sie. Diana verließ die Hütte, schloß die Tür und ging zum Wagen zurück. Sie setzte sich ans Steuer und zündete sich eine Zigarette an.
    Er hatte also die Akkus zerstört, damit sie nicht in Meena anrufen konnte! Er wußte also ganz genau, daß sie sich mit John am Grenzzaun getroffen hatte. Und er ahnte auch, daß das Haar, das er an dem Baum gefunden hatte, von John stammte. Er hatte nur deshalb so offen über die Haare gesprochen, um sie erneut in eine Falle zu locken – er war sich klar darüber, daß sie sofort versuchen würde, John anzurufen. Schön, sie war in die Falle getappt; zweifellos würde er ihre Spuren in der Hütte finden. Aber sie gab sich noch nicht geschlagen. Jetzt würde sie nach Meena fahren und John persönlich sagen, daß er kein Haar an Kamm, Bürste oder Handtuch zurücklassen durfte.
    Sie trat hart auf den Starter, der Motor sprang an. Sie wendete und bog in die Abzweigung, die zum Herrenhaus von Meena führte. Die Straße schlängelte sich durch den Busch. Sobald der weiche Sand in Lehmflächen oder harten Boden überging, gab sie Gas. Doch sie ging stets rechtzeitig mit der Geschwindigkeit wieder herunter, denn der Sand war tückischer als eine schlüpfrige Straße. Zweimal mußte sie anhalten, um ein Gattertor zu öffnen.
    Mary Gordon kam mit einem schweren Milcheimer vom Kuhstall. Sie hatte ein Leinenkleid an, und ein blaues Kopftuch schützte sie vor der Sonne.
    »Ich hörte schon das Motorengeräusch«, rief sie schon von weitem. »John ist nicht da. Und ich habe den ganzen Vormittag zugesehen, wie die Schwarzen Karnickel ins Gehege treiben. Das Feuer ist zwar aus, aber es wird nicht lange dauern, bis der Kessel kocht, nehme an, daß Sie uns von der Kiefernhütte aus anrufen wollten, aber keine Verbindung bekamen.«
    »Ich trinke gern eine Tasse Tee mit«, erwiderte Diana. »Schade, laß John nicht da ist. Ich muß dringend mit ihm sprechen.«
    »Na, kommen Sie erst mal herein. Es ist zwar noch nicht aufgeräumt, aber das stört Sie hoffentlich nicht. Ich bin schon an meine Arbeit gegangen, bevor John aufbrach.«
    Mary Gordon trat durch die Gartenpforte, trippelte über den Aschenpfad voran. Sie überquerte die Veranda und trat in die Wohnküche. Dort drehte sie sich zu dem Mädchen um.
    »Na so was! Ich hatte John ausdrücklich gesagt, er sollte alles stehenlassen, und nun hat er schon aufgewaschen und für mich den Tisch gedeckt. So, setzen Sie sich auf die Couch, ich mache rasch Feuer.«
    Während sie die Kappe abnahm, sah sich Diana in dem hübsch eingerichteten Raum um. Stets hatte sie den Eindruck, daß hier mindestens sechsmal täglich geputzt würde. Die Nähmaschine und der große Radioapparat bildeten einen scharfen Kontrast zu den alten Vorderladern, die John I. mitgebracht hatte, genauso wie sich der neue Zinkkessel von den alten Eisenkesseln unterschied. Die Standuhr in der Ecke, der ganze Stolz des ersten Mr. Gordon, Tisch, Stühle und Bilder, alles erinnerte an die alten Zeiten. Blumen fehlten, und der Boden roch nicht unangenehm nach einem Desinfektionsmittel.
    »Die Karnickel sind eine rechte Plage«, plapperte Mary weiter. »In meinem ganzen Leben habe ich noch nie eine derartige Menge gesehen. Ich weiß nicht, wovon sie eigentlich leben. Als ich die Hühner fütterte, mußte ich aufpassen, daß die Karnickel nicht alles wegfressen. Die Viecher haben jede Scheu verloren, und unsere Katzen und Hunde sehen schon gar nicht mehr hin. Jimmy Partner meint, daß sie nicht mehr lange hierbleiben. Deshalb versuchen die Schwarzen, noch so viele Felle zu ergattern wie nur möglich. Gestern haben sie zwei spitz zulaufende Maschendrahtzäune errichtet, und am Ende geraten die Karnickel dann in ein Gehege. Gott, war das aufregend. Wir sind über den ausgetrockneten See marschiert und haben mit Stöcken

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