Todeszauber
gefallen«, meinte der alte Herr. »Als ich gestern abend mit Mount-Lester telefonieren wollte, war keine Verbindung zu bekommen.«
Diana kümmerte sich persönlich darum, daß der Lunchkorb ihres Vaters gepackt und in den alten Wagen gestellt wurde, den er für seine Inspektionsfahrten verwendete. Dann schärfte sie Bill dem Wetter noch ein, den Tee ja nicht zu stark zu machen, um ihren Vater davor zu bewahren, eine Woche lang Verdauungsbeschwerden zu haben. Dabei liebte der Viehzüchter den Tee tiefschwarz.
Um neun Uhr fuhr Diana in ihrem Sportwagen nach Opal Town. Der Tag versprach stürmisch und unangenehm zu werden. Die Luftspiegelungen über den Lehmflächen und Niederungen wirkten weniger intensiv. Der Himmel war dunstig weiß, die Sonne hatte eine unwirkliche gelbe Färbung angenommen. Um halb zehn passierte Diana das Gattertor im Grenzzaun.
Da sie im Busch groß geworden war, bemerkte sie auch sofort die Stiefelspuren, die Bony hinterlassen hatte. Auf der anderen Seite des Grenzzaunes sah sie dann auch noch die größeren Eindrücke, die vom Sergeanten stammten, außerdem sehr viele Hundespuren. Sie konnte allerdings nicht sagen, um wie viele Hunde es sich handeln mochte. Diese Spuren irritierten sie, denn ihr Bruder hatte es nicht für erwähnenswert gehalten, daß Bony sich Hunde angeschafft hatte. Das junge Mädchen ging ein paar Schritte weiter, inspizierte das Lager, das Bony und dem Sergeanten für ihr abendliches Treffen diente.
Ihre Pupillen wirkten wie Stecknadelkuppen, als sie nach Opal Town weiterfuhr, und um ihren Mund hatten sich strenge Linien gebildet. Viele Fragen gingen ihr durch den Kopf, und ihr Herz war schwer.
Woher hatte dieser Mann die Hunde? Warum hatte er sie bei sich? Von Karwir stammten sie nicht, und soviel ihr bekannt war, war er nicht in Opal Town gewesen. Sergeant Blake mußte sie also mitgebracht haben. Aber wozu? Doch gewiß nicht, weil sich Bony einsam fühlte.
Wenn der Wind nicht auf Sturmstärke anwuchs, bevor er nach Süden drehte, würde dieser Mann ihre eigenen Spuren entdecken, würde sehen, wie sehr sie sich für ihn und die Hunde interessierte. Was mußte dieser Mischling doch für Augen besitzen, um ein winziges Fädchen und ein Haar zu finden, die sich an einem Baum verfangen hatten – an einem von zahllosen Bäumen! Und er wußte auch bereits, daß dieses Haar nicht von Anderson stammte. Er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, daß er vermutete, es stammte von John Gordon.
Immer öfter mußte sie an diesen Mischling denken. Bevor er auf Karwir aufgetaucht war, hatte sie in einer ruhigen und friedlichen Welt gelebt. Nun würde er gewisse Dinge ans Tageslicht bringen, und daran konnte ihn nicht einmal das Rekurrensfieber hindern.
Vor der Kiefernhütte hielt Diana an, doch sie blieb im Wagen sitzen und rauchte eine Zigarette. Aufmerksam beobachtete sie die Hütte, ob sie vielleicht ein Anzeichen für die Anwesenheit eines Tramps entdecken könnte, doch aus dem eisernen Schornstein stieg kein Rauch, und die Tür war geschlossen. Reifenspuren von Blakes Wagen führten an der Hütte vorüber, von Hunden aber konnte sie keine Spur entdecken.
Der Wind trieb Staubfahnen über die Ebene, sang um die Hütte, doch das Mädchen war überzeugt, daß er das Geräusch eines sich nähernden Autos nicht übertönen würde.
Wie gut sie diese Hütte kannte! Unzählige Male hatte sie hier angehalten und mit John Gordon telefoniert. Hoffentlich ist John heute morgen da, dachte sie voller Unruhe.
Bevor sie eintrat, blieb sie in der offenen Tür stehen und musterte den Raum. Der übliche Staub lag auf Tisch und Bank. Alte Zeitungen lagen auf dem Boden und auf der weißen Asche des Herdes angekohlte Holzstückchen. Gleich neben der Tür hing das Telefon an der Wand, darunter befand sich ein kleines Schreibpult. Überall lag Staub – und in diesen Staub sollte sie kleine Kreuze gemalt haben!
Dianas Gesicht überzog sich mit Röte. Sie wußte genau, daß sie niemals derartige Kreuze gemacht hatte. Jedesmal, wenn sie sich an das Mittagessen mit Bony erinnerte, traten ihr die Tränen der Wut in die Augen. Seine Vermutung, sie habe sich mit John Gordon getroffen, hatte sie energisch zurückgewiesen, aber auf seinen Flankenangriff war sie dann glatt hereingefallen.
Dieser Mischling mit den strahlend blauen Augen hatte behauptet, er habe bisher noch jeden Fall geklärt. Nun, er würde auch auf Karwir erfolgreich sein, falls nicht das Rückfallfieber die Oberhand gewann. Ihr
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