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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Kaninchen weniger wurden.
    Nun strebte dieses gewaltige Heer einem geheimnisvollen Ort im Südosten zu, und nichts schien es aufhalten zu können- höchstens ein Fluß oder ein Maschendrahtzaun.
    Gebannt beobachtete Bony vom Rücken seines Pferdes dieses gewaltige Naturschauspiel. Normalerweise verschwanden die Luftspiegelungen erst, wenn die Sonne untergegangen war, doch der Staub, den die Kaninchen aufwirbelten, hatte auf dem Gebiet von Meena längst die flimmernde Fata Morgana vertrieben.
    An der Spitze stürmten die kräftigen, grauen Rammler, von vielen Kämpfen mit ehrenvollen Narben bedeckt. Wie geblendet sprangen sie gegen den Maschendrahtzaun, schüttelten verwundert die Köpfe, wenn sie zurückprallten. Doch wie von einer Massenpsychose ergriffen, stürmten sie weiter gegen das Hindernis an, versuchten mit ihren scharfen Zähnen den Draht durchzunagen.
    Die Häsinnen hatten den Zaun noch nicht erreicht. Sie näherten sich in einer mehrere Meilen breiten Front. Die linke Flanke stieß östlich des nördlichen Eckpfostens auf den Zaun. Die Kaninchen liefen daran entlang, an Bonys Lager und an dem Mulgabaum vorüber. Die rechte Flanke traf westlich des Gattertors an der Straße nach Opal Town auf den Zaun, und da auch diese Tiere in östlicher Richtung weiterrannten, gelangten sie zu der Ecke, an der Bony Posten bezogen hatte.
    Die Hunde gerieten außer sich, sprangen über den Zaun und richteten unter den Kaninchen ein Blutbad an. Doch immer neue Tiere rannten den Hunden förmlich in den Rachen, zwischen den Beinen hindurch, beachteten sie überhaupt nicht. Nach drei Minuten waren die Hunde des grausamen Spiels müde. Der eine lag keuchend am Boden, die Kaninchen sprangen über ihn hinweg. Der andere trottete zum Zaun, blickte zu Bony hinüber. Schließlich wurde er so sehr von den Kaninchen bedrängt, daß ihn Angst überkam, und er setzte mit einem Sprung über den Zaun zurück. Der zweite Hund folgte, und auch er machte einen verstörten Eindruck. Bony ritt am Zaun nach Norden. In diesem Abschnitt drängten die Kaninchen nach Süden. Sie standen in mehreren Reihen am Zaun, nagten mit ihren spitzen Zähnen. Bony entdeckte schwarze, blaue, weiße, rehbraune und gescheckte Tiere – in normalen Zeiten ein höchst seltener Anblick.
    Der Inspektor hatte völlig vergessen, daß er seine Ermittlungen erfolgreich abgeschlossen hatte, er spürte auch keine körperliche Schwäche mehr. Das Pferd wollte den direkten Weg zum Lager einschlagen, doch Bony riß es zurück, ritt am Zaun entlang.
    Die Sonne stand tief am Horizont, schimmerte scharlachrot durch den Staubschleier. Und so weit Bonys Auge reichte, sah er Kaninchen – ein unüberschaubares Kaninchenheer.
    Die Hunde schlichen mit eingezogenen Schwänzen zum Zelt, und nachdem Bony das Pferd versorgt hatte, bereitete er sich etwas Fleischbrühe, in die er Brot brockte. Dann fütterte er die Hunde mit gegrilltem Kaninchenfleisch und lauschte in die Nacht. Das Geräusch, das die Kaninchen verursachten, erinnerte an das Streichen des Windes durch die Blätter der Mulgabäume.
    Bei Tagesanbruch war Bony wieder auf den Beinen. Er fühlte sich zwar kräftiger, aber noch lange nicht gesund. Durch die morgendliche Stille drang vom Zaun herüber das Rascheln der Kaninchen.
    Als die ersten Sonnenstrahlen den Zaun erreichten, konnte Bony das breite Band aus Pelzen erkennen, und an den steil aufragenden Löffeln sah er, daß sich die Tiere in einem endlosen Zug nach Osten bewegten.
    Er war auch heute noch nicht in der Lage, ohne Hilfe eines Baumstumpfes in den Sattel zu steigen. Aber er hatte gefrühstückt und fühlte sich bei weitem nicht mehr so elend wie an dem Tag, an dem der Medizinmann sechs spitze Knochen und zwei Adlerkrallen aus seinem Körper gesaugt hatte. Diesmal machten die Hunde keine Anstalten, über den Zaun zu springen. Sie trotteten hinter dem Pferd her und zeigten nur Verachtung für das wilde Treiben auf der anderen Seite des Maschendrahts.
    Bony ritt durch die Niederungen nach Süden, und die Sonne brannte heiß auf seine linke Seite. Der Kaninchenstrom war weiter angeschwollen, ergoß sich in den Winkel am südlichen Eckpfosten.
    Wie eine Schneeverwehung türmten sich die Kaninchen in dem Zaunwinkel, und diese massive Pelzmasse begann bereits 50 Meter vor dem Zaun.Die vordersten Tiere waren bereits erstickt, doch unaufhörlich schoben sich die Kaninchen über den Berg aus toten Artgenossen, versuchten den oberen Rand des Zauns zu erreichen. Und dann

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