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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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ergoß sich ein vier Meter breiter, brauner Wasserfall auf das Gebiet von Karwir, strömte nach Südosten. Ein breites Band aus grauem Staub verdunkelte die Sonne, entzog die Kaninchen den Blicken. Von Westen und von Norden näherten sich endlose Kolonnen, vereinigten sich am Eckpfosten und ergossen sich über den Zaun. Viele Häsinnen waren darunter, alles große, kräftige Tiere.
    Kurz nach zehn hörte Bony Motorgeräusch, und er nahm an, der Sergeant käme zu Besuch. Das Auto näherte sich auf dem Buschpfad, kam also von der Straße, die nach Opal Town führte. Zu seiner Überraschung sah Bony einen gelben Lastwagen, der auf ihn zufuhr. John Gordon saß am Steuer, zwei Eingeborene hockten auf Drahtrollen.
    Die Hunde kläfften laut zur Begrüßung, als Gordon ausstieg, während die Eingeborenen die Drahtrollen abluden. Bony kletterte vom Pferd, ging dem Viehzüchter entgegen. Gordon trug Khakihose, Baumwollhemd und einen breitrandigen Filzhut. Auf seinem Gesicht stand ein Lächeln, doch die Augen blickten ernst.
    »Guten Tag, Inspektor!« rief er. »Ich hoffe, daß es Ihnen nach der Behandlung durch Malluc besser geht. Er ist überzeugt, daß seine gräßliche Medizin geholfen hat.«
    »Guten Morgen, Mr. Gordon«, erwiderte Bony lächelnd. »Ja, Doktor Malluc ist ein tüchtiger Arzt und auch ein guter Chirurg. Er hat sechs kleine, spitze Knochen und zwei Adlerkrallen aus meinem Innern herausgeholt.«
    »Natürlich, er mußte ja erst seine große Schau abziehen«, beklagte sich der junge Mann. »Aber ich bin froh, daß es Ihnen besser geht. Doch schauen Sie sich diesen Schlamassel an. Die Karnickel sind schneller vorangekommen, als ich geglaubt hatte. Gestern abend wurde es klar, daß der Hauptansturm hier auf diese Ecke erfolgen würde. Deshalb habe ich Draht mitgebracht, um den Zaun zu erhöhen. Wir müssen noch Pfosten zurechtschneiden. Sie entschuldigen mich bitte, ich muß an die Arbeit gehen.«
    »Selbstverständlich. Wenn Sie Ihre Verpflegung da drüben im Schatten des Tigerholzbaums abstellen, könnte ich als Koch fungieren. Sie werden viel Tee brauchen, und ich kann keine schwere Arbeit verrichten.«
    »Wunderbar, wird gemacht. Es wird ein heißer Tag, und da brauchen wir viel zu trinken. Malluc meint, Sie müßten noch einmal Medizin bekommen. Er kann ja das Feuer in Gang halten und Ihnen das Gebräu zubereiten, während ich mit Jimmy Partner Pfosten besorge.«
    »Ich bin ein gutmütiger Patient«, meinte Bony lachend, »und Mallucs Medizin schmeckt gar nicht so schlecht.«
    »Gut!«
    Gordon eilte zu dem Lastwagen, der inzwischen abgeladen worden war. Die beiden Eingeborenen sprangen auf die Trittbretter, dann fuhr er zu dem großen Baum, der eine Viertelmeile entfernt aus der Niederung aufragte.
    Bony band sein Pferd an einen anderen Baum, dann trat er zu Malluc, der bereits ein Feuer angezündet und mehrere Kochgeschirre voll Wasser aufgesetzt hatte.
    »Du wieder gut, Boss?« fragte er fröhlich. t
    »Mir geht's viel besser, Malluc. Du bist ein prima Medizinmann. Sind das dort die Kräuter?«
    »Kräuter?« wiederholte Malluc verständnislos.
    »Ja, die Medizin.«
    Malluc lachte, dann zeigte er auf den wimmelnden Kaninchenberg in der Zaunecke. »Bald sehr stinken, wie?«
    Anscheinend hielt er dies für einen prächtigen Witz, denn er lachte schallend. Er lachte auch noch, als er den Heiltrank aufgebrüht hatte und die Temperatur mit seinem staubigen Finger prüfte.
    »So, du nun trinken«, sagte er schließlich.
    Gehorsam schlürfte Bony den Trunk, und wieder empfand er die angenehme Wärme, die seinen Körper durchströmte.
    Als der Lastwagen mit den Pfählen zurückkehrte, war ein großer Kessel mit Tee fertig. Malluc und Bony brachten den Tee und einen Laib Brot hinüber.
    »Macht ganz rasch«, befahl Gordon den beiden Eingeborenen. »Wir müssen uns an die Arbeit machen und das Leck stopfen. Das wäre eine Aufnahme für die Wochenschau! In Brisbane und Sydney gibt's so was nicht, wie, Mr. Bonaparte?«
    »Nein, nicht mal im Zoo«, pflichtete Bony bei. »Ich sehe einen solchen Karnickelzug zum ersten Mal. Aber ich werde diesen Anblick nie vergessen. Haben Sie das schon mal erlebt?«
    »Nein. Aber meine Eltern vor vielen Jahren. Damals waren die Karnickel allerdings nicht ganz so zahlreich. Außerdem war der Zaun noch nicht errichtet. Als er dann gebaut wurde, prophezeite mein Vater gleich, daß es an dieser Ecke hier zur Katastrophe kommen muß. So, Leute, und nun auf! Jimmy Partner, du nimmst den

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