Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Anruf die Möglichkeit genommen hatte.
»Verdammte Scheiße«, murmelte sie.
Das sagte wohl genug über die Qualität ihrer Beziehung zu Kai aus. Er hatte wirklich recht. Sie zog ihm alles und jeden vor. Eine Tatsache, vor der sie bisher die Augen verschlossen hatte.
Sie sah die Rücklichter von Grohmanns Wagen, als er vom Parkplatz fuhr.
»Verdammte Scheiße!« Dieses Mal fluchte sie laut.
8
Für Montagmorgen um neun Uhr hatte Peter Möhring zur wöchentlichen Einsatzbesprechung der Kripo geladen. Jennifer betrat pünktlich den Konferenzraum, doch von ihrem Chef fehlte noch jede Spur. Er kam zu spät, wie immer.
Jennifer ließ den Blick über die Anwesenden schweifen.
Jarik Fröhlich, der als Vertreter der Spurensicherung in unregelmäßigen Abständen an den Montagsbesprechungen teilnahm, war in eine Unterhaltung mit Freya Olsson vertieft. Sie kicherte gerade über irgendetwas, das er gesagt hatte, und das Blut in ihren Wangen ließ sie noch lebhafter als sonst wirken.
Die beiden hätten gegensätzlicher nicht sein können. Jarik trug seine schwarzen Haare lang, lief meist in dunklen Jeans und T-Shirt herum, liebte sein Motorrad, und weder das Metal-Festival in Wacken noch »Rock am Ring« durften jemals ohne ihn stattfinden. Freya hingegen mochte bunte, verspielte Kleidung, die sie mit auffälligem Modeschmuck kombinierte, interessierte sich für Promi-Klatsch und Esoterik und war in ihren kleinen Sohn vernarrt.
Außerdem war sie verheiratet. Jarik hingegen war dafür bekannt, kein Verfechter monogamer Beziehungen zu sein. Einige seiner Abenteuer waren im Präsidium schon beinahe legendär. Freya spielte mit dem Feuer. Hoffentlich verbrannte sie sich nicht.
Frank Herzig, Kriminalkommissar und Mitglied des zweiten, für Vermögens- und Drogendelikte zuständigen Kripo-Teams, saß mit verschränkten Armen auf seinem angestammten Platz und starrte missmutig auf die Tischplatte. Jennifer konnte sich nicht erinnern, ihn jemals gut gelaunt erlebt zu haben, dabei konnte der Dreißigjährige angeblich sogar ein richtiger Witzbold und Charmeur sein.
Herzig sah auf. Ihre Blicke trafen sich, doch keiner von ihnen gab zu erkennen, den anderen gesehen zu haben. Sie begrüßten sich nur, wenn Möhring anwesend war, und dann auch nur mit einem Nicken.
Frank Herzig und Jennifer Leitner konnten sich nicht ausstehen. Dafür gab es nicht einmal einen speziellen Grund. Seit ihrer ersten Begegnung verband sie einfach diese ursprüngliche Art von Antipathie, gegen die es keinerlei Mittel gab.
Ganz im Gegensatz zu seiner Partnerin Katia Mironowa, die aufgestanden war und zu Jennifer hinüberging, als die sich gerade an den Kaffekannen auf dem Beistelltisch zu schaffen machte.
Katia war zwei Jahre älter als Jennifer und arbeitete bereits viele Jahre in Lemanshain. Zusammen mit Frank Herzig bearbeitete sie außer den Vermögens- und Drogendelikten auch den Bereich Sitte.
Die Chemie zwischen den beiden Frauen stimmte, und obwohl sie sich nur im Dienst begegneten, konnten sie doch über fast alles miteinander reden.
»Wie war dein Wochenende? Du siehst scheiße aus.« Die gebürtige Ukrainerin war um direkte Feststellungen niemals verlegen.
Jennifer hatte eigentlich gehofft, dass ihr ihre Laune nicht allzu deutlich anzusehen war. So viel dazu. »Reden wir nicht drüber.«
Sie hatte sich noch am Freitagabend heftig mit Kai gestritten. Keiner von ihnen hatte es offen ausgesprochen, doch inzwischen war wohl beiden klar, dass es zwischen ihnen so gut wie aus war. Es gab nicht mehr viel, was ihre Beziehung noch zusammenhielt. Hatte es vielleicht nie gegeben.
Jennifer mochte Kai zwar noch immer, doch über die Monate hatte sich nicht mehr daraus entwickelt. Sie begehrte ihn nicht mehr, sie vermisste ihn nicht, und so gerne sie das alles auch auf ihre Arbeitsbelastung geschoben hätte, wusste sie es doch besser.
Sie hätte sich lieber mit Grohmann über sein Privatleben unterhalten, als sich mit ihrem Freund zu treffen, Herrgott noch mal! Wem wollte sie eigentlich noch etwas vormachen? Wenn sie fair gewesen wäre, hätte sie Kai längst angerufen und ihm gesagt, dass Schluss war. Doch noch hatte sie diesen letzten, endgültigen Schritt einfach nicht über sich gebracht. Die beiden Telefonate mit ihrer Mutter hatten auch nicht gerade dazu beigetragen, ihre Laune zu verbessern.
Katia respektierte, dass sie nicht über ihr Wochenende sprechen wollte. »Wo steckt Marcel? Noch immer krank?«
Jennifer verzog den Mund zu einem
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