Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
säuerlichen Lächeln. »Reden wir nicht drüber.« Ähnlicher Mist, andere Ausrichtung , dachte sie.
»Hm«, machte Katia, ließ es aber nicht ganz darauf beruhen. »Wir sollten mittags mal wieder zusammen essen gehen.«
»Schön wär’s.« Das wäre es wirklich gewesen. Das letzte Mal, dass Jennifer sich Zeit für ein richtiges Mittagessen genommen hatte, noch dazu mit Kollegen, die nicht direkt mit einem aktuellen Fall zu tun hatten, war Monate her. »Schnapp diesen kranken Scheißkerl für mich, und ich gehe jeden Mittag mit dir raus.«
Katia zog beide Augenbrauen hoch. »Wow, so weit ist es also schon, dass du mir deinen Fall anbietest?«
Jennifer zuckte nur die Schultern. Sie wussten beide, dass das nicht ernst gemeint war. Jennifer war schlecht gelaunt und resigniert, ein Zustand, der sich im Laufe des Tages wieder ändern würde. Einen Fall abzugeben käme für sie nie infrage, zumindest nicht freiwillig.
»Was hältst du von unserem neuen Staatsanwalt?«, fragte die hochgewachsene Kommissarin, während sie ihre Kaffeetasse auffüllte. Katia war extrem schlank. Wenn Jennifer sie nicht schon Berge von Essen hätte vertilgen sehen, hätte sie das Gerücht, die Blondine ernähre sich nur von Kaffee und Kaugummi, vielleicht sogar geglaubt. »Ich selbst hatte bisher noch nicht die Ehre. Er ist doch hoffentlich ein wenig entspannter als Norbert.«
Grohmanns Vorgänger war mit Katias Art, die Dinge im Zweifel recht derb beim Namen zu nennen, nicht besonders gut klargekommen. Dass sie ihm einmal sogar vor Gericht einen hochroten Kopf beschert hatte, hatte ihn auch nicht unbedingt für sie eingenommen.
»Das wirst du selbst herausfinden müssen. Aber er scheint ganz okay zu sein«, erwiderte Jennifer. Nur weil sie und Katia auf einer Wellenlänge lagen, bedeutete das noch nicht, dass sie dieselben Menschen mochten. Frank Herzig war dafür das beste Beispiel. »Kein reiner Schreibtischtäter.«
»Das hört sich doch schon mal gut an. Was weißt du über ihn?«
»Nur das, was Freya über ihn auftreiben konnte.«
Katia neigte sich ein wenig zur Seite, um nach der Büroassistentin zu spähen. Die war aber immer noch in ihr Gespräch mit Jarik vertieft. »Erzähl.«
»Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen«, wiegelte Jennifer ab. »Jurastudium, StA Frankfurt, Kassel, Gießen, Lemanshain.« Sie zuckte die Schultern. »Das einzig Bemerkenswerte ist vielleicht, dass er es in Gießen bis zum Gruppenleiter geschafft hatte.«
Was bedeutete, dass Grohmanns Wechsel nach Lemanshain einen Rückschritt in seiner Karriere darstellte. »Lass mich raten. Politische Querelen?«
»Mit Politik scheint er nichts zu tun zu haben. Aber gerüchteweise war er dem leitenden Oberstaatsanwalt in Gießen ein Dorn im Auge.« Jennifer schüttelte den Kopf. »Freya hat leider keine Beziehungen nach Mittelhessen. Er könnte kaltgestellt worden sein … oder auch nicht.«
»Oder er sieht in der straffen Organisation hier eine gute Gelegenheit, es schneller bis nach oben zu schaffen.«
»Auf mich macht er nicht den Eindruck eines Karrieristen. Er ist gerne nah am Geschehen dran.« Wenn Jennifer ehrlich war, konnte sie sich Oliver Grohmann nicht in einer leitenden Position vorstellen. Allerdings galt das bisher ebenfalls für den Gerichtssaal.
»Klingt zumindest sympathisch.« Katia rührte in ihrem Kaffee, dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr und seufzte. »Unser Chef lässt sich mal wieder besonders viel Zeit.«
Darauf gab es nichts zu erwidern. Jennifer hatte irgendwann aufgegeben, die Zeiten zusammenzurechnen, die sie alle damit zubrachten, montagmorgens auf Peter Möhring zu warten.
Schließlich sagte Katia: »Weißt du, manchmal denke ich, der ›Künstler‹ könnte einer von uns sein. Ich meine, einer aus den oberen Abteilungen.«
Jennifer runzelte die Stirn und musterte ihre Kollegin, konnte aber nicht so recht erkennen, wie ernst ihr diese Aussage war. »Wie kommst du denn darauf?«
»Wegen dir. Ich meine, erst holen sie dich aus Frankfurt, und dann fängt diese ganze Scheiße an.« Katia zuckte die Schultern. »Ganz so, als hätte sich jemand erst eine Herausforderung beschafft, bevor er mit dem lustigen Morden anfing.«
Jennifer hätte am liebsten aufgestöhnt. Jetzt wusste sie, worauf Katia hinauswollte. Sie konnten zwar über vieles miteinander reden, doch es gab auch Themen, die sie bewusst aussparten. Von Jennifers Seite aus war ihre Versetzung nach Lemanshain eines davon.
Ihre Kollegin brannte
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