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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Kollegin, was deren eigenes Leben betraf, revanchiert. Jennifer hatte Angst, Katia könnte versuchen, sie dazu zu zwingen, ihre Art zu leben ernsthaft infrage zu stellen.
    An diesem Montagmorgen blieb ihr wieder einmal erspart, die wahre Geschichte ihrer Versetzung nach Lemanshain zu offenbaren. Denn noch bevor sie auf Katias Anspielung reagieren konnte, traf endlich Peter Möhring ein, mehr als eine halbe Stunde zu spät.
    Oliver Grohmann folgte ihm.
    Katias Aufmerksamkeit fand ein anderes Ziel. Sie musterte den Staatsanwalt eingehend. »Netter Anblick«, murmelte sie, dann nahmen sie ihre Plätze am Konferenztisch ein.
    Die Besprechung brachte für Jennifer nichts wirklich Neues. Peter Möhring ließ sich wie üblich einen kurzen Statusbericht seiner Kommissare geben, Informationen, die er ohnehin schon auf anderem Wege erhalten hatte.
    Wie immer war durch sein Zuspätkommen die zur Verfügung stehende Zeit auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Bis Peter Möhring zu seinem nächsten Termin losmusste, blieb für gewöhnlich nicht genug Zeit, Probleme zur Sprache zu bringen. Böse Zungen behaupteten, dass sich dahinter pure Absicht verbarg.
    Diesmal kam zu den Berichten noch die Vorstellung des neuen Staatsanwalts hinzu, sodass sich für Jennifer wieder keine Gelegenheit ergab, die desolate Personalsituation anzusprechen.
    Von Katia wäre sie mit Sicherheit unterstützt worden, ebenso von Grohmann. Frank hätte sich entweder enthalten, oder er hätte – einfach nur, weil sie es war, die das Thema angesprochen hatte – die personelle Knappheit und ihre Folgen heruntergespielt.
    Dabei hatte Jennifer ihm und seiner Partnerin nach dem neuesten Leichenfund zwei ihrer anderen Fälle übergeben müssen. Eine Körperverletzung und eine sexuelle Belästigung. Außerdem arbeiteten Katia und Frank gerade an einem ziemlich komplizierten Fall von Internetbetrug, in dem sie es mit mehreren Verdächtigen zu tun hatten.
    Wahrscheinlich kam ihm die Mehrbelastung aber gar nicht mal so ungelegen. Seitdem er bei der Kripo angefangen hatte, war die Zuständigkeit für Gewaltverbrechen sein erklärtes Ziel. Frank Herzig hatte Gelegenheit gehabt, seine diesbezüglichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, als er und Katia Anfang des Jahres die Kollegen bei den Ermittlungen im »Künstler«-Fall unterstützt hatten. Frank hatte ziemlich ungehalten reagiert, als sie wieder abgezogen worden waren, weil ihr eigener Zuständigkeitsbereich nicht länger vernachlässigt werden konnte. Jennifer gestand es sich nur ungerne ein, aber vielleicht waren sie und Frank Herzig sich einfach in vielem zu ähnlich, um sich leiden zu können.
    Jedenfalls entkam Peter Möhring ihr wieder einmal geschickt. Während er mit Grohmann im Schlepptau auf dem Weg zum nächsten Meeting durch die Tür verschwand, rief er Jennifer nur zu, sie solle sich von seiner Sekretärin einen Termin geben lassen. Dabei wusste Möhring genau, dass es an diesem Drachen kein Vorbeikommen gab, zumindest nicht, wenn es um ein Anliegen ging, das er bereits höchstpersönlich abgelehnt hatte.
    Der Staatsanwalt zuckte nur hilflos die Schultern, bevor er aus Jennifers Blickfeld verschwand. Er hatte bisher also genauso wenig Erfolg gehabt. Prima.
    Manchmal hätte sie ihrem Vorgesetzten wirklich gerne die Leviten gelesen, andererseits wusste sie auch, dass er sich Zeit für sie genommen hätte, wenn er irgendeine Möglichkeit gesehen hätte, etwas an der Personalsituation zu ändern. Möhring konnte auch nicht mehr tun, als sich bei seinem eigenen Vorgesetzten, dem Polizeidirektor von Lemanshain, der leider der politischen Elite der Stadt ein wenig zu nahestand, die Zähne auszubeißen.
    Er mochte selten zu fassen sein und ging dem wiederholten Lamentieren seiner Kommissare nur allzu gerne aus dem Weg, wenn es jedoch wirklich darauf ankam, war Peter Möhring grundsätzlich zur Stelle, setzte sämtliche Hebel in Bewegung und hielt seinen Leuten den Rücken frei. Im Grunde mochte Jennifer ihn.
    Zurück in ihrem Büro, wandte sie sich direkt dem nächsten nicht unbedingt erfreulichen Punkt auf ihrer heutigen Liste zu: dem Anruf bei Charlotte Seydel.
    »Ja?« Die junge Frau klang, als hätte sie irgendeinen ungebetenen Vertreter oder ein Meinungsforschungsinstitut am anderen Ende der Leitung erwartet.
    »Jennifer Leitner von der Kriminalpolizei. Frau Seydel?«
    Selbst durch das Telefon hindurch war die Versuchung der jungen Frau spürbar, einfach zu verneinen und aufzulegen. »Woher haben Sie

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