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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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meine Nummer?«, fragte Charlotte barsch.
    »Aus den Unterlagen Ihrer Mutter.« Jennifer war überrascht gewesen, dass die Studentin nicht daran gedacht hatte, als sie ihnen den Umzugskarton überließ. Wenn Jennifer es darauf angelegt hätte, wäre sie an die Nummer zwar so oder so herangekommen, doch Charlotte Seydel hatte es ihr überraschend einfach gemacht.
    Das wurde ihr vermutlich gerade selbst klar, denn sie antwortete nicht, weshalb Jennifer schließlich fortfuhr: »Wir haben den Besitzstand Ihrer Mutter durchgesehen und Kopien von den Unterlagen gemacht. Es ist nichts darunter, was wir als Beweismittel deklariert haben, Sie können die Kiste also auf dem Revier abholen, wenn Sie wollen. Sie sollten allerdings nichts davon in nächster Zeit vernichten.«
    »Warum nicht?«, fragte Charlotte sofort, gab der Kommissarin aber keine Gelegenheit zu antworten. Sie war eindeutig nicht in bester Stimmung. »Behalten Sie die verdammte Kiste doch einfach, solange Sie sich nicht sicher sind, ob Sie sie vielleicht noch mal brauchen.«
    Jennifer entschied, erst gar nicht auf den Vorschlag einzugehen oder sogar den Fehler zu machen, ihr Vorgehen zu erklären. »Sie können die Kiste jederzeit bei Freya Olsson abholen. Fragen Sie am Eingang nach ihr. Sie ist meistens zwischen halb acht und sechzehn Uhr im Büro.«
    Ein ärgerliches Schnauben war zu hören. »Wie Sie wissen sollten, habe ich kein Auto. Es wäre also am einfachsten, wenn Sie den Karton wieder in das Schließfach zurückbringen würden.«
    »Und eine Monatsmiete oder mehr im Voraus für Sie bezahlen?«, erwiderte Jennifer. »Sicher nicht.«
    Darauf wiederum ging Charlotte nicht ein, was Jennifer der Einfachheit halber als Schuldeingeständnis wertete. »Wie Sie meinen. Irgendwann finde ich dafür vielleicht die Zeit. Haben Sie sich etwa deshalb die Mühe gemacht, mich anzurufen?«
    Jennifer tat ihr nicht den Gefallen, sich auf einen weiteren Schlagabtausch einzulassen. Sie blieb ruhig, auch wenn es sie Mühe kostete. »Ich wollte Sie noch fragen, ob sich ein Notebook im Besitz Ihrer Mutter befand?«
    Die Antwort kam sofort. »Nein.«
    »Sind Sie sicher?« Sie hörte die junge Frau scharf einatmen, als sie offenbar begriff, worauf die Beamtin hinauswollte. Jennifer wusste, dass das Gespräch jetzt nur noch eskalieren konnte, weshalb sie einer Erwiderung zuvorkam: »Es geht darum, ob der Täter möglicherweise in der Wohnung war und es mitgenommen hat.«
    Hörbares Ausatmen. »Meine Mutter hatte kein Notebook und auch keinen Computer. Noch nie.«
    »Wissen Sie etwas über Internetaktivitäten?«
    Selbst wenn Katharina Seydel keinen eigenen Computer gehabt hatte, fand Jennifer es merkwürdig, dass sie eine vollkommen internetabstinente Person gewesen sein sollte. Sie war Anfang vierzig gewesen, alleinstehend, im Erotikgewerbe tätig. Gewöhnlich eine Konstellation, in der Internetpräsenz schon fast obligatorisch war.
    Doch die Überprüfung aller einschlägigen Seiten – Partnerschaftsbörsen, Kontaktvermittlungen – sowie der sozialen Netzwerke hatte keine Treffer ergeben. Einige Antworten, unter anderem von Versandhändlern und Jobbörsen, standen noch aus, doch Jennifers Gefühl sagte ihr, dass sich auch dort keine Spur von Katharina Seydel finden würde.
    Bereits am Wochenende hatte sie alle Internetcafés im Umkreis der Wohnung des Opfers abgeklappert, doch niemand dort konnte sich an die Frau auf den Fotos erinnern. Deshalb überraschte Jennifer Charlottes Antwort nicht besonders.
    »Meine Mutter hatte keinerlei Interesse am Internet.«
    Woran hatte Katharina Seydel überhaupt Interesse gehabt, fragte sich Jennifer stumm. Sie war die Kontoauszüge und Telefonrechnungen durchgegangen, die sie in dem Umzugskarton mit den Habseligkeiten gefunden hatte. Sie hatte sich die Fotos angesehen, die Charlotte von der Wohnung gemacht und die sie am Samstag über die Mitbewohner der jungen Frau in Empfang genommen hatte.
    Das Einzige in der Wohnung, was auf irgendeine Art von Persönlichkeit hingewiesen hatte, war der liebevoll eingerichtete Hamsterkäfig und sein – zum Zeitpunkt der Fotos bereits toter – Bewohner gewesen. Jennifer verstand inzwischen, warum der unnatürliche Tod des Tieres sofort zu Charlottes Schlussfolgerung geführt hatte, ihrer Mutter müsse etwas zugestoßen sein.
    Es gab keine Hinweise auf Freunde, Bekannte oder sonstige Kontakte. Keinerlei Anhaltspunkte für Hobbys, Kino- oder Restaurantbesuche. Die Wohnung wirkte schon beinahe steril,

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