Todeszeit
Ahnung hat.
In der Nähe der Mündung war kursiv der Begriff Super Tuned eingraviert. Das in Blockbuchstaben geschriebene Wort CHAMPION, das sich weiter hinten auf dem Schlitten befand, sah aus, als wäre es später angebracht worden. Direkt darunter stand: CAL .45.
Mitch war es lieber, bei der Übergabe des Lösegelds nicht nur sieben Patronen im Magazin zu haben. Nun wusste er, dass er Munition des Kalibers .45 kaufen musste.
Wahrscheinlich reichten sieben Patronen völlig aus. Ausgedehnte Schusswechsel gab es nur in Kinofilmen. Im wahren Leben feuerte jemand den ersten Schuss ab, jemand anders erwiderte das Feuer, und nach höchstens vier Schüssen war einer der beiden kampfunfähig oder tot.
Mit dem Kauf zusätzlicher Munition befriedigte Mitch also kein rationales, sondern ein emotionales Bedürfnis. Das war ihm egal. Wenn er mehr Patronen in der Tasche hatte, fühlte er sich einfach besser vorbereitet.
Auf der anderen Seite des Schlittens entdeckte er das Wort SPRINGFIELD. Das war wohl der Hersteller.
Der Begriff CHAMPION bezog sich wahrscheinlich auf das Modell. Mitch hatte also eine Springfield Champion, Kaliber .45, in der Hand. Das hörte sich besser an als Champion Springfield, Kaliber .45.
Er wollte auf keinen Fall auffallen, wenn er in den Laden ging. Deshalb hoffte er, sich so zu präsentieren, als würde er sich auskennen.
Nachdem er das Magazin abgenommen hatte, holte er eine Patrone heraus. Auf der Hülse war die Signatur .45 ACP angebracht. Die Zahl war klar, aber was die Buchstaben bedeuteten, wusste Mitch nicht.
Er steckte die Patrone wieder ins Magazin und dieses in die Hosentasche. Dann schob er die Pistole unter den Fahrersitz.
Aus dem Handschuhfach holte er das Portemonnaie von John Knox. Das Geld des Toten zu verwenden verursachte ihm zwar Gewissensbisse, doch er hatte keine Wahl, da man ihm in Julian Campbells Bibliothek sein eigenes Portemonnaie abgenommen hatte. Er nahm die gesamten fünfhundertfünfundachtzig Dollar heraus und legte die Börse ins Handschuhfach zurück.
Dann stieg er hinaus in den Wind, schloss den Wagen ab und betrat den Waffenladen. Als Laden konnte man ein derart
großes Geschäft eigentlich gar nicht bezeichnen. Eine Regalreihe mit Waffenaccessoires folgte der anderen.
An der langen Theke wurde Mitch von einem massigen Mann mit Walrossschnauzbart bedient. Das Namensschild identifizierte ihn als ROLAND.
»Eine Springfield Champion«, sagte Roland. »Das ist die Edelstahlausführung der Colt Commander, nicht wahr?«
Mitch hatte keine Ahnung, ob das stimmte, nahm jedoch an, dass Roland sich auskannte. »Genau«, antwortete er.
»Ausgezeichnete Griffigkeit, Funktionssicherheit und Schussgenauigkeit. Aus hochwertigem Stahl gefertigt.«
»Es ist eine tolle Pistole«, sagte Mitch und hoffte, dass man sich unter Waffenbesitzern tatsächlich so ausdrückte. »Ich brauche drei zusätzliche Magazine. Zum Zielschießen. «
Die letzten zwei Worte fügte er hinzu, weil es ihm so vorkam, als bräuchten die meisten Leute keine Ersatzmagazine, wenn sie nicht gerade vorhatten, eine Bank zu überfallen oder von einem Kirchturm aus wahllos irgendwelche Passanten aufs Korn zu nehmen.
Roland schien überhaupt keinen Argwohn zu hegen. »Haben Sie sich für das ganze Super-Tuned-Paket von Springfield entschieden?«
Mitch erinnerte sich daran, dass dieser Ausdruck neben der Mündung eingraviert war. »Aber klar doch.«
»Irgendwelche weiteren Modifikationen?«
»Nein«, riet Mitch.
»Sie haben die Waffe nicht zufällig dabei? Es wäre mir lieber, wenn ich sie anschauen könnte.«
Fälschlicherweise hatte Mitch angenommen, man dürfte ein solches Geschäft nicht mit einer Pistole betreten, weil man sonst in Verdacht geriet, einen Raubüberfall im Sinn zu haben.
»Ich habe das da«, sagte er und legte das Magazin auf die Theke.
»Die Pistole wäre besser, aber schauen wir mal, ob wir damit auskommen.«
Fünf Minuten später hatte Mitch drei Magazine und eine Schachtel mit einhundert Patronen Kaliber .45 ACP erworben.
Während des gesamten Verkaufsvorgangs hatte er erwartet, dass jeden Moment Alarmglocken schrillten. Er fühlte sich suspekt, beobachtet und erkannt. Seine Nerven besaßen eindeutig nicht die Spannkraft, die jemand brauchte, der vor der Polizei floh.
Als er das Geschäft gerade verlassen wollte, blickte er durch die Glastür und sah auf dem Parkplatz einen Streifenwagen stehen, direkt vor seinem Honda. An dessen Fahrertür stand ein Polizist und
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