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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ihm den Rest.
    Unter den gedruckten Spruch hatte sie geschrieben: Alles Gute zum Geburtstag! Hab dich lieb, Holly. Ihre Handschrift war anmutig, aber nicht extravagant. Säuberlich sah sie aus.
    Vor dem geistigen Auge sah er, wie ihre Hand den Stift hielt. Hollys Hände sahen zart aus, waren jedoch erstaunlich kräftig.
    Nach einer Weile fand er die Fassung wieder, indem er sich an die Kraft ihrer schönen Hände erinnerte.
    Er ging in die Küche, wo am Schlüsselbrett neben der Hintertür Hollys Autoschlüssel hing. Sie fuhr einen vier Jahre alten Honda.
    Nachdem er sein Handy aus der Ladestation neben dem Grilltoaster genommen hatte, ging er hinaus, um seinen Pick-up in die Garage zu stellen.
    Der weiße Honda stand auf dem gewohnten Platz. Er glänzte, weil Holly ihn am Sonntagnachmittag gewaschen hatte. Mitch parkte daneben.
    Als er ausgestiegen war und die Tür zugeworfen hatte, blieb er zwischen den beiden Fahrzeugen stehen und sah sich argwöhnisch um. Falls jemand hier gewesen war, so hatte er Mitch natürlich rechtzeitig kommen sehen und sich davonmachen können.
    In der Garage roch es leicht nach Motoröl und stark nach dem Rasenschnitt, der in prall gefüllten Jutesäcken auf der Ladefläche des Pick-ups lag.

    Mitch starrte an die niedrige Decke, die in zwei Drittel der Garage eingezogen war. Darüber befand sich ein Dachboden mit Fenstern, von denen man einen ausgezeichneten Blick auf das Haus hatte.
    Jemand hatte gesehen, wie Mitch vorhin nach Hause gekommen war, und genau gewusst, wann er die Küche betreten hatte. Er hatte gerade erst die zerbrochenen Teller und das Blut entdeckt, da hatte schon das Telefon geläutet.
    Falls tatsächlich ein Beobachter in der Garage gewesen war oder sich sogar noch hier befand, war Holly nicht bei ihm. Womöglich wusste er, wo sie gefangen gehalten wurde, vielleicht aber auch nicht.
    Wenn der Beobachter, dessen Existenz rein theoretisch war, wusste, wo Holly steckte, so wäre es trotzdem leichtsinnig gewesen, ihn aufzuspüren. Diese Leute hatten zweifellos viel Erfahrung mit Gewalttaten, und sie waren skrupellos. Ein Gärtner war ihnen kaum gewachsen.
    Über Mitchs Kopf knarrte es. In einem derart alten Gebäude konnte es sich einfach um einen Balken handeln, der sich dem Zug der Schwerkraft anpasste.
    Mitch ging um die Kühlerhaube von Hollys Wagen zur Fahrertür und zog sie auf. Er zögerte und setzte sich dann doch ans Lenkrad, ohne die Tür zu schließen.
    Um einen eventuellen Lauscher abzulenken, ließ er den Motor an. Die Garagentür stand noch offen, weshalb er nicht in Gefahr war, sich mit Kohlenmonoxid zu vergiften.
    Er stieg aus und schlug die Tür zu. Wer das gehört hatte, würde annehmen, dass sie von innen zugezogen worden war.
    Womöglich rätselte der Lauscher, weshalb Mitch nicht sofort aus der Garage fuhr. Ein möglicher Grund hätte darin bestehen können, dass er noch einen Telefonanruf tätigte.

    An einer Seitenwand befand sich ein Ständer für die Geräte, die Mitch bei der Arbeit in seinem eigenen Garten benutzte. Die verschiedenen Hecken- und Blumenscheren kamen ihm alle zu unhandlich vor.
    Rasch wählte er eine stabile Gartenschaufel, die aus einem einzelnen Stück Stahl hergestellt worden war. Der Griff war mit Gummi überzogen.
    Die Schaufel war breit, hohl und an den Kanten nicht so scharf wie eine Messerschneide. Scharf genug war sie jedoch durchaus.
    Nach kurzer Überlegung kam er zu dem Schluss, dass er zwar eventuell in der Lage war, auf einen Menschen einzustechen, zu diesem Zweck aber doch lieber eine Waffe wählen sollte, die seinen Gegner außer Gefecht setzte, statt ihn umzubringen.
    An der gegenüberliegenden Wand waren weitere Werkzeuge befestigt. Mitch entschied sich für einen Radschlüssel, der aussah wie eine Kombination aus Schraubenschlüssel und Brecheisen.

12
    Unvermutet wurde Mitch sich bewusst, dass ihn eine Art Raserei überkommen hatte, die aus seiner Verzweiflung entstanden war. Er konnte es einfach nicht mehr ertragen, untätig zu bleiben.
    Den langstieligen Radschlüssel fest in der rechten Hand, bewegte er sich vorsichtig auf den hinteren Teil der Garage zu, in deren nördlicher Ecke eine steile, offene Treppe auf den Dachboden führte.
    Wenn er, statt zu handeln, weiterhin nur reagierte, indem er brav auf den Anruf um sechs – also in einer Stunde und sieben Minuten – wartete, dann verhielt er sich wie die Maschine, zu der die Kidnapper ihn machen wollten. Allerdings endeten selbst Ferraris manchmal auf dem

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