Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
dieser Worte klang nüchtern, alle hatten denselben Gefühlsgehalt, und der war nicht existent. »Oder du hast eine andere Frau kennengelernt. Es gibt viele gute Gründe.«
    »Ich hab keine Gründe.«
    »Vielleicht würdest du uns ja lieber unterstützen, wenn wir dir dafür versprechen würden, die gute Holly umzubringen.«
    »Nein. Ich liebe sie. Wirklich!«
    »Wenn du noch mal so ein Ding abziehst wie jetzt, ist sie tot.«
    »Ich hab verstanden.«
    »Gehen wir dahin zurück, wo du hergekommen bist.«
    Mitch drehte sich um. Der Mann mit der Waffe tat dasselbe, sodass er hinter ihm blieb.
    Während Mitch losging und am ersten Südfenster vorbeikam, hörte er ein Scharren. Offenbar war sein Gegner dabei, den Radschlüssel aufzuheben.
    Er hätte herumwirbeln können, um zu versuchen, dem Mann ins Gesicht zu treten, während dieser sich aus seiner gebückten Stellung erhob. Leider war anzunehmen, dass ein solches Manöver erwartet wurde.
    Bisher hatte er seine namenlosen Gegner für professionelle Verbrecher gehalten. Das waren sie wohl auch, aber das war noch nicht alles. Was sie außerdem noch waren, wusste er nicht, aber es war eindeutig etwas Schlimmeres.
    Verbrecher, Kidnapper, Mörder. Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, was noch schlimmer war als das, was er schon über sie wusste.

    »Geh runter und setz dich in den Honda«, sagte der Mann mit der Waffe, während sie weitergingen. »Mach eine kleine Spazierfahrt.«
    »Okay.«
    »Warte auf den Anruf um sechs.«
    »Okay. Das tue ich.«
    Als sie sich dem Ende des Gangs näherten, wo sie nach links abbiegen mussten, um am Geländer entlang zur Treppe in der anderen Ecke der Garage zu gelangen, griff so etwas wie das Schicksal ein. Das tat es mittels eines Bindfadens, eines Knotens darin und einer Schlaufe im Knoten.
    In dem Augenblick, in dem dies geschah, nahm Mitch nicht die Ursache, sondern nur die Wirkung wahr. Ein Turm aus Pappschachteln kippte um. Einige purzelten in den Gang; eine oder zwei fielen auf den Mann mit der Waffe.
    Laut der säuberlichen Aufschrift auf den Kartons enthielten sie Keramikschmuck für Halloween. Der war ausgiebig in Seidenpapier und Luftpolsterfolie eingewickelt, weshalb die Schachteln nicht schwer waren, aber da sie lawinenartig umkippten, brachten sie den Kidnapper fast zu Fall. Als Mitch sich zu ihm umdrehte, sah er ihn stolpern.
    Mitch wich einer Schachtel aus und hob den Arm, um die nächste abzuwehren.
    Der umstürzende Stapel brachte einen zweiten ins Wanken.
    Fast hätte Mitch den Arm ausgestreckt, um den Kidnapper zu stützen, doch dann wurde ihm klar, dass der jede Hilfe als Angriff interpretiert hätte. Um nicht missverstanden und womöglich erschossen zu werden, trat er lediglich zur Seite.
    Das alte, morsche Holz des Geländers am Ende der Empore hätte jeden ausgehalten, der sich lediglich daranlehnte, aber es war zu schwach, um dem Aufprall des stolpernden
Kidnappers standzuhalten. Pfosten krachten, Nägel rutschten kreischend aus ihren Löchern, und ein Teil des Geländers löste sich aus den Fugen.
    Der Kidnapper fluchte über das Bombardement aus Schachteln. Dann schrie er erschrocken auf, als das Geländer nachgab.
    Schreiend stürzte er auf den Boden der Garage. Die Entfernung war nicht groß, etwa zweieinhalb Meter. Dennoch schlug er mit einem grässlichen Geräusch auf, gefolgt vom Poltern der Geländerstücke. Ein Schuss krachte.

14
    Vom Absturz der ersten Schachtel bis zum Schlusspunkt, den der Schuss setzte, waren nur wenige Sekunden vergangen. Mitch stand länger ungläubig da, als das Ganze gedauert hatte.
    Die vermeintliche Stille weckte ihn aus seiner Lähmung. Unter ihm brummte nur der Motor von Hollys Wagen.
    Er hastete zur Treppe. Die Dielen unter seinen Füßen donnerten, als wollten sie sich von einer schweren, lange getragenen Last befreien.
    Während Mitch, unten angekommen, an seinem Wagen und dem vor sich hin tuckernden Honda vorbeilief, spürte er abwechselnd eine irre Freude und tiefe Verzweiflung. Da er nicht wusste, was er vorfinden würde, wusste er auch nicht, was er fühlen sollte.
    Der Kidnapper lag auf dem Bauch; Kopf und Schultern steckten unter einem umgedrehten Schubkarren. Offenbar war er auf einer Kante des Karrens aufgekommen, sodass dieser umgestürzt war und ihn unter sich begraben hatte.
    Die Fallhöhe von zweieinhalb Metern konnte eigentlich nicht erklären, weshalb er so reglos dalag.
    Schwer atmend, aber nicht wegen der körperlichen Anstrengung, richtete Mitch den

Weitere Kostenlose Bücher