Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Konditionen eines Immobiliengeschäfts erläutern.
    »Einer der Kerle hat von seiner Exfrau eine Tochter. Die bedeutet ihm etwas. Man könnte die Kleine auf dem Heimweg von der Schule schnappen, sie nackt ausziehen und ihre Kleider in Brand stecken. Anschließend würde man dem Papa sagen: Das nächste Mal verbrennen wir die Kleider mit der kleinen Suzie drin.«
    Es war noch nicht lange her, da war Mitch in seiner Naivität bereit gewesen, Iggy in diesen Schlamassel hineinzuziehen, um Anson zu verschonen.
    Nun fragte er sich, ob er wohl einverstanden gewesen wäre, dass andere unschuldige Menschen verprügelt, verbrannt oder sonst wie misshandelt wurden, um Holly zu retten. Wahrscheinlich musste er dankbar dafür sein, dass man ihn erst gar nicht vor die Wahl gestellt hatte.
    »Wenn wir in zwölf Stunden zwölf von deren Angehörigen in die Zange nehmen würden, dann würden diese Schlappschwänze die gute Holly nicht nur sofort nach
Hause schicken, sondern ihr auch noch einen Geschenkgutschein für eine neue Garderobe mitgeben.«
    Die beiden Gorillas behielten Mitch jede Sekunde im Blick.
    »Aber Anson«, fuhr Campbell fort, »der will ein Statement abgeben, damit ihn niemand je wieder unterschätzt. Indirekt ist dieses Statement auch zu meinem Nutzen. Und ich muss sagen … ich bin beeindruckt.«
    Mitch durfte sich nicht anmerken lassen, wie groß sein Schrecken war. Bestimmt würden die beiden Kleiderschränke sonst annehmen, seine extreme Furcht könnte ihn leichtsinnig machen, und dann würden sie ihn noch aufmerksamer beobachten, als sie es ohnehin schon taten.
    Deshalb musste er zwar angstvoll erscheinen, aber mehr als das: verzweifelt. Ein völlig verzweifelter Mensch, der jede Hoffnung aufgegeben hatte, besaß keinen Willen mehr, sich zu widersetzen.
    »Ich bin neugierig«, wiederholte Campbell, womit er endlich zum Anfang des Gesprächs zurückkehrte. »Denn ich frage mich: Damit Ihr Bruder Ihnen so etwas antun konnte … was haben Sie vorher getan?«
    »Ich habe ihn lieb gehabt«, antwortete Mitch.
    Campbell betrachtete ihn, wie ein im Wasser watender Reiher einen vor ihm schwimmenden Fisch betrachtet, dann lächelte er. »Ja, das reicht aus. Sonst könnte es eines Tages womöglich dazu kommen, dass er dieses Gefühl erwidert.«
    »Er wollte schon immer weit kommen, und zwar schnell.«
    »Gefühle sind hinderlich«, kommentierte Campbell.
    Mit einer vor Verzweiflung gedrückten Stimme sagte Mitch: »Ach, für mich dienen sie als Kette und als Anker.«
    Die Pistole, die man Mitch abgenommen hatte, lag auf dem Couchtisch. Campbell nahm sie in die Hand. »Haben Sie die je abgefeuert?«

    Fast hätte Mitch verneint, doch dann fiel ihm ein, dass im Magazin eine Patrone fehlte, die Kugel, mit der Knox sich versehentlich selbst erschossen hatte. »Einmal. Ich habe einmal abgedrückt. Um zu erfahren, wie es sich anfühlt.«
    Campbell hob amüsiert die Augenbrauen. »Und – hat es sich gruselig angefühlt?«
    »Ziemlich gruselig.«
    »Ihr Bruder sagt, Sie mögen keine Waffen.«
    »Er kennt mich besser als ich ihn.«
    »Wo haben Sie das Ding denn her?«
    »Meine Frau dachte, wir sollten eine Waffe im Haus haben.«
    »Wie recht sie hatte!«
    »Seit dem Tag, an dem wir die Pistole gekauft haben, lag sie in der Nachttischschublade«, log Mitch.
    Campbell erhob sich. Mit ausgestrecktem rechten Arm richtete er die Waffe auf Mitchs Gesicht. »Aufstehen!«

27
    Das blinde Auge der Pistole im Blick, erhob sich Mitch von seinem Sessel. Die beiden namenlosen Leibwächter nahmen neue Positionen ein, als hätten sie im Verein mit Campbell vorgehabt, Mitch von drei Seiten aus unter Beschuss zu nehmen.
    »Ziehen Sie den Sakko aus und legen Sie ihn auf den Tisch«, sagte Campbell.
    Mitch tat, was man ihm gesagt hatte, und folgte auch der Anweisung, die Taschen seiner Jeans nach außen zu kehren. Schlüsselbund, Portemonnaie und ein paar zerdrückte Papiertaschentücher legte er auf den Couchtisch.
    Plötzlich fiel ihm ein, wie er als Junge endlos lange Tage in Dunkelheit und Stille verbracht hatte. Statt sich auf die simple Lektion zu konzentrieren, die seine Einkerkerung ihn lehren sollte, hatte er imaginäre Unterhaltungen mit einer Spinne namens Charlotte, einem Schwein namens Wilbur und einer Ratte namens Templeton geführt. Näher war er einer trotzigen Auflehnung nie gekommen – damals nicht und seither auch nicht.
    Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass man ihn im Haus erschoss. Selbst wenn ein Blutfleck säuberlich

Weitere Kostenlose Bücher