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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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schieflaufen könnte, sondern stellt sich bewusst vor, dass man sie unversehrt freilassen wird.
    Wenn man sich die Zukunft vorstellt, wird diese davon beeinflusst, glaubt Holly. Nicht, dass sie eine berühmte
Filmschauspielerin werden könnte, indem sie sich vorstellt, wie sie den Oscar entgegennimmt. Nur harte Arbeit führt zum Ziel, nicht Wunschvorstellungen.
    Außerdem will sie sowieso keine berühmte Filmschauspielerin werden. Dann müsste sie eine Menge Zeit mit berühmten Schauspielern zubringen, und die meisten der derzeitigen Riege sind ihr zuwider.
    Wenn sie wieder in Freiheit ist, wird sie Marzipan, Schokoladeneis und Kartoffelchips futtern, bis es ihr entweder selber peinlich ist oder bis ihr schlecht wird. Seit der Kindheit hat sie sich zwar nicht mehr übergeben, aber selbst Kotzen ist ein Beweis dafür, dass man am Leben ist.
    Ihre Freiheit wird sie außerdem feiern, indem sie in ein gewisses Spielzeuggeschäft im Einkaufszentrum geht. Dort wird sie den riesigen Plüschbären kaufen, den sie im Schaufenster gesehen hat, als sie neulich vorbeikam. Er war flauschig und weiß und total süß.
    Selbst als Teenager hat sie noch Teddybären im Zimmer gehabt. Jetzt braucht sie auf jeden Fall einen.
    Wenn sie frei ist, wird sie mit Mitch ins Bett gehen. Anschließend wird er sich fühlen, als hätte ihn ein Schnellzug überfahren.
    Gut, das ist keine besonders zufriedenstellende romantische Metapher. Es ist nicht die Sorte Stil, mit der Nicholas Sparks Millionen Bücher verkauft.
    Als sie sich liebten, genoss sie ihn mit jeder Faser ihres Wesens, mit Leib und Seele, und als ihre Leidenschaft endlich erloschen war, da war er im ganzen Raum verspritzt, als ob er sich vor eine Lokomotive geworfen hätte.
    Sich als Bestsellerautorin vorzustellen wäre vergebliche Liebesmüh. Glücklicherweise hat Holly das Ziel, Immobilienmaklerin zu werden.
    Deshalb hofft sie von ganzem Herzen, ihr Mann möge
diesen Albtraum überleben. Sie liebt ihn wegen vieler Dinge, doch das Schönste an ihm ist seine sanfte Art.
    Diese sanfte, liebe Art mag sie sehr, aber sie macht sich Sorgen, bestimmte Aspekte dieser Sanftheit, zum Beispiel Mitchs Neigung, die Dinge passiv hinzunehmen, könnten ihn das Leben kosten.
    Allerdings besitzt er auch eine tiefe, ruhige Stärke, ein stählernes Rückgrat, das auf subtile Weise sichtbar wird. Ohne diese Eigenschaften hätten seine monströsen Eltern ihn gebrochen. Ohne sie hätte Holly ihn nicht auf eine wilde Jagd gelockt, die bis zum Altar geführt hat.
    Deshalb hofft sie inständig, dass er stark bleibt, um am Leben zu bleiben.
    Während dieses flehentlichen Hoffens und während ihre Gedanken um Skimasken, massenhaft Süßigkeiten, Erbrechen und große, flauschige Teddybären kreisen, arbeitet sie unablässig an dem Nagel im Dielenboden. Sie war schon immer fantastisch in der Lage, mehrere Aufgaben gleichzeitig auszuführen.
    Der Holzboden ist rau. Vermutlich sind die Dielen so dick, dass man sie mit besonders massiven Nägeln befestigt hat.
    Der Nagel, der Holly interessiert, hat einen großen, flachen Kopf. Der Durchmesser dieses Kopfs lässt darauf schließen, dass das Ding eventuell groß genug ist, um als Spieß zu dienen.
    Im Notfall könnte so ein Spieß eine recht nützliche Waffe sein.
    Der flache Kopf des Nagels ist nicht im Holz eingebettet, sondern ragt etwa zwei Millimeter weit heraus. Dadurch entsteht eine gewisse Hebelwirkung, wenn sie den Nagel hin und her bewegt.
    Locker ist dieser Nagel zwar keineswegs, aber zu Hollys Vorzügen gehört Beharrlichkeit. Deshalb arbeitet sie einfach
weiter, während sie sich vorstellt , dass der Nagel sich lockert, und irgendwann wird sie ihn aus der Diele ziehen können.
    Am liebsten hätte sie jetzt Fingernägel aus Acryl. Die schauen hübsch aus, und wenn sie endlich Immobilienmaklerin ist, braucht sie die sowieso. Um den Nagel herauszuziehen, wären sie wahrscheinlich von Vorteil.
    Allerdings könnte es auch sein, dass selbst gute Acrylnägel leichter brechen und splittern als echte Fingernägel. In diesem Fall wären sie ein eindeutiger Nachteil.
    Ideal wäre es bei so einer Entführung wohl, nur an der linken Hand Acrylnägel zu haben, an der rechten hingegen die natürliche Ausstattung. Dazu zwei stählerne Schneidezähne mit einer Lücke dazwischen.
    Hollys rechtes Bein ist mit einer Schelle an einen Ringbolzen im Boden gekettet. Deshalb hat sie beide Hände frei, um an dem noch nicht lockeren Nagel zu arbeiten.
    Die Kidnapper haben sich

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