Todeszorn: Thriller (German Edition)
Tachonadel die hundertsechzig überschritt.
Als sie merkte, dass sie sich nicht angeschnallt hatte, griff sie nach dem Sicherheitsgurt und benötigte drei Anläufe, bis die Steckzunge im Gurtschloss einrastete.
»D a ist er.« Der Fahrer zeigte auf einen Wagen, der vor ihnen ständig die Spuren wechselte.
»D er Knabe hat nicht genug PS unter der Motorhaube, um uns zu entkommen«, sagte sein Kollege. Über Funk gab er ihre genaue Position an die übrigen Fahrzeuge durch, dann schaltete er Blaulicht und Sirene ein. Die Sirene war lauter, als Rebecca es von früher in Erinnerung hatte.
Die Fahrzeuge vor ihnen verlangsamten ihr Tempo und machten ihnen Platz, sodass sie rasch zu Butler aufschlossen, während der sich rücksichtslos an den anderen Autos vorbeidrängte und beim Kolonnenspringen um ein Haar mit einem schweren Geländewagen kollidiert wäre.
»D er wird noch jemanden umbringen!«, entfuhr es Rebecca.
»S olange es er selbst ist«, bemerkte der Fahrer trocken.
Als sie an einer Ausfahrt vorbeikamen, schlossen sich zwei weitere Streifenwagen mit Blaulicht der Verfolgung an.
Der Wagen, in dem Rebecca saß, war nur noch fünfzig Meter von Butler entfernt.
Jetzt haben wir ihn, dachte sie.
Als vor Butler ein Wagen überraschend bremste, musste er einen heftigen Schlenker nach rechts machen, aber das Manöver misslang.
Butler erwischte den Wagen vor ihm mit seinem hinteren Kotflügel am Heck, drehte sich, schoss durch die Mittelleitplanke und landete geradewegs vor einem entgegenkommenden Sattelschlepper.
Dunkle Wolken stiegen vom Reifenabrieb auf, als der Lastwagenfahrer eine Vollbremsung machte. Rebecca glaubte, noch einmal Butlers Gesicht zu sehen, das sie anblickte.
Sekundenbruchteile später wurde sein Wagen buchstäblich in seine Bestandteile zerlegt.
18
Auf dem für die Aufräumarbeiten nach dem Unfall gesperrten Autobahnabschnitt wimmelte es nur so von Einsatzfahrzeugen und deren Besatzungen. Rebecca saß mit baumelnden Beinen in der geöffneten hinteren Seitentür des Streifenwagens, als ein ziviles Polizeifahrzeug vorfuhr. Liam Moore und Paul Warren stiegen aus dem Wagen. Sie hob die Hand, und die beiden kamen zu ihr herüber.
»W ie geht es Kenny?«, erkundigte sich Warren. »I ch habe gehört, dass er einen Schuss abbekommen hat, weiß aber nichts Näheres.«
»E r hat zwei Finger verloren«, sagte sie, hielt ihre eigene Hand in die Höhe und deutete auf die entsprechenden Glieder. »A nsonsten müsste er es gut überstanden haben. Ich hatte leider keine Zeit, mich um ihn zu kümmern.«
»B utler hat bereits auf Sie gewartet, als Sie bei der Wohnung eintrafen?«, fragte Moore.
»E r muss sich nach den Morden an den Steuerberatern dort versteckt haben.«
»W as ist mit den beiden Frauen aus der Wohnung?«
»E ine ist mit Sicherheit tot. Das Leben der anderen dürfte am seidenen Faden hängen. Butler hat auf beide geschossen.«
»M ein Gott«, sagte Warren kopfschüttelnd. »D er reinste Psychopath.«
»D a haben Sie recht, Sir«, sagte Rebecca.
Angesichts des zertrümmerten Autowracks schüttelte auch Moore den Kopf.
»S ie sehen nicht allzu gut aus«, sagte er zu Rebecca.
»I ch fühle mich leider auch genauso.«
Angesichts ihres eigenen Scherzes versuchte sie zu lächeln, aber es blieb beim Versuch. Es schien, als würden ihre Muskeln ihren Befehlen nicht gehorchen. Der ununterbrochene Funkverkehr um sie herum rauschte in ihren Ohren.
»I ch organisiere jemanden, der Sie nach Hause fährt«, sagte Moore.
Sie nickte und stützte das Kinn in ihre Hände. Sie hatte einfach nicht mehr die Energie, das alles zu realisieren– nun, da es vorüber war. Tränen traten ihr in die Augen, und sie schämte sich nicht, sie vor Moore und Warren wegzuwischen.
»S ie haben gute Arbeit geleistet«, lobte Moore. »S ie und Kenny. Sie haben die harte Nuss geknackt.«
Dem konnte auch Warren nur beipflichten.
»D anke«, brachte sie mit Mühe hervor. Ihr entging nicht das Zittern ihrer Stimme, also beschloss sie, lieber zu schweigen.
Einer von Warrens Leuten kam zu ihnen, um mit seinem Chef zu sprechen. Sie gingen ein Stück beiseite, wandten sich aber sogleich wieder Rebecca und Moore zu.
»E in Anruf vom Krankenhaus. Kenny geht es gut!«, rief er.
Irgendwann wird der Tag kommen, dachte Rebecca, an dem niemand mehr um mich herum angeschossen oder umgebracht wird.
19
Logan blickte nach rechts die Market Street hinunter, die sie in nördlicher Richtung auf der Sixteenth Street
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